Altes Hallenbad: "Ich habe einen langen Atem"

Am Donnerstag wird die Markthalle im Alten Hallenbad eingeweiht. Drei Monate hat sie offen, nun zieht Hans-Jörg Kraus eine erste Bilanz.

09.04.2013 UPDATE: 09.04.2013 06:58 Uhr 4 Minuten, 24 Sekunden
Von Micha Hörnle

Vor acht Jahren begann die Liaison zwischen dem Alten Hallenbad und dem Immobilienunternehmer Hans-Jörg Kraus. Im OB-Wahlkampf brachte damals Eckart Würzner das alte Bergheimer Bad als Markthalle ins Gespräch. Dann entschied sich der Gemeinderat für eine Nutzung als Tanztheater (und gegen Kraus), dann sprangen dessen Gönner ab, schließlich kam Kraus doch zum Zuge. Seit drei Jahren baut er sein Bad um - wobei er knapp 30 Millionen Euro investiert -, die ersten Läden eröffneten im letzten Herbst. Übermorgen, am Donnerstag, wird das Herzstück des Bades, die Markthalle, eingeweiht - auch wenn sie schon seit knapp drei Monaten geöffnet hat. Die Feier unter dem Motto "Frühlingserwachen" zieht sich bis Sonntag. Der RNZ berichtet Kraus, wie die ersten drei Monate Markthalle gelaufen sind.

> Herr Kraus, seit dem 14. Januar hat die Markthalle im Alten Hallenbad offen. Was ist Ihre erste Bilanz?


Das Alte Hallenbad wird innerhalb kürzester Zeit wieder zu einem Ort der Kommunikation. Das ist für uns schon von Anfang an der Hauptzweck dieses Projektes gewesen. Und im Grunde war es auch schon früher so, zu Zeiten der sogenannten Nassnutzung: Hier treffen sich alle Generationen und Schichten.

> Aber manche haben den Eindruck, dass die Markthalle noch nicht ganz ausgelastet ist ...


Das merkt man auch daran, dass viele Leute mich fragen, wann wir endlich öffnen würden. Aber mit der offiziellen Einweihung unter dem Motto "Frühlingserwachen" ab Donnerstag sollte sich das spätestens geklärt haben. Außerdem konnten wir wegen der kalten Witterung noch nicht die Arkaden öffnen - was gerade auf Passanten wirkt und sie ins Alte Hallenbad zieht. Aber das wird sich bald geben. Bisher ist die Markthalle gut ausgelastet, wir verkaufen mehrere Hundert Essen pro Tag, aber unsere Kapazität reicht für ein Vielfaches. Wir müssen noch stärker in die Bevölkerung die Botschaft transportieren, dass die Markthalle ein idealer Ort für ein Treffen auch am Nachmittag oder Abend ist. Auch und gerade für kleinere Veranstaltungen sehe ich hier ein Riesenpotenzial.

> Sind Sie denn mit der bisherigen Entwicklung zufrieden?


Sogar sehr zufrieden. Unser Anteil der Stammkunden wächst, wir sind auf einem guten Weg, aber eben noch nicht am Ziel. Alles, was im Gebäude schon länger als drei Monate geöffnet hat - also der Bio-Supermarkt, das Restaurant "Urban Kitchen", das Hotel oder das Frauenbad - , läuft bisher sehr gut. Deswegen habe ich auch keine Bedenken, was die Markthalle, Mr. Zhao und die Casa Salis angeht.

> Aber die Markthalle hat doch mit ihren Essständen ein ähnliches Angebot wie das Restaurant. Ist das nicht ein Fehler?


Das Konzept ist ein anderes: "Urban Kitchen" ist ein Restaurant, die Markthalle eher ein Ort der Kommunikation. Es überschneidet sich nur in einem Punkt: einer großen Auswahl an Speisen zu einem guten Preis-Leistungs-Verhältnis.

> Aber es fällt doch auf, dass in der Markthalle nicht alle Stände belegt sind oder die ersten, wie der mit den Hotdogs, schon wieder geschlossen haben.


Es hat noch kein Stand geschlossen, der Hotdog-Stand war als Übergangslösung konzipiert. Dass noch nicht alle Stände vergeben sind, liegt vor allem daran, dass es für uns wichtig war, für die ersten Monate der Eröffnung eine Art "Grundversorgung" ins Laufen zu bringen. Jetzt wollen wir daran gehen, das Angebot abzurunden, beispielsweise durch eine Suppen- und Salatbar oder Spezialitäten aus Argentinien und Russland. Hier führen wir viele Gespräche und können schon bald neue Köstlichkeiten anbieten.

> Mal ehrlich: "Markthalle" suggeriert doch einen Markt mit frischen Lebensmitteln. Stattdessen gibt es hier Imbisse. Ist das nicht Kundentäuschung?


Absolut nicht. Wir haben uns ja mehrere Markthallen angeschaut, und wir erkannten, dass bei uns in Heidelberg aufgrund der relativ kleinen Fläche und der Wirtschaftlichkeit nur ein Konzept wie in Freiburg in Frage kommt. In Heidelberg mit 140 000 Einwohnern kann man nicht wie im vier Mal größeren Stuttgart allein mit frischen Lebensmitteln solche Umsätze erwirtschaften, dass man einen solchen Bau auch unterhalten kann.

> Aber bei den Imbissständen scheint doch das Besondere zu fehlen, was es sonst in der Stadt nicht gibt ...


Daran feilen wir noch. Aber wir müssen erst einmal das Grundgerüst zum Laufen bringen, um eine kritische Masse an Gästen zu erreichen. Die frischen Lebensmittel soll es mittelfristig auf dem Poststraßenplatz zu kaufen geben: Unser Ziel sind hier fünf bis sieben Stände an sechs Tagen.

> Was läuft nach den ersten drei Monaten gut, was schlecht?


Jeder Tag ist anders, bisher gibt es kein generelles Bild, welcher Stand gut läuft und welcher nicht. Es hat sich herauskristallisiert, dass der Freitag und der Samstag besonders starke Tage sind.

> Und unter der Woche?


Da konzentriert sich das Geschäft auf die Mittagszeit mit zwei starken Stunden, während an Freitagen und Samstagen nachmittags und abends am meisten los ist. Unser Ziel ist es, von Montag bis Donnerstag mehr Gäste für die Zeit nach dem Mittagessen zu gewinnen.

> In der Markthalle kann man ja nicht nur essen, hier gibt es auch eine Bar. Wie läuft die denn?


Noch recht unterschiedlich: Die Wochenenden sind sehr stabil. Aber gerade unter der Woche sollte es noch stärker in die Köpfe dringen, dass man abends hier ausgehen kann.

> Wie lange ist denn Ihr Atem, was die Markthalle angeht?


Unser Konzept soll solide, gut und nachhaltig sein. Alle Anzeichen deuten darauf hin, dass wir genau das richtige Angebot für unsere Stadt gefunden haben. Falls wir anfangs etwas Luft brauchen - die haben wir.

> Aber es gibt ja auch abseits der Markthalle im Alten Hallenbad noch Leerstände ...


Nur bedingt. Die wesentlichen Flächen sind vermietet, bis auf ein paar Büroflächen und einige Stände, vor allem am Eingang zur Poststraße und unter dem Glasdach. Aber wir haben uns erst einmal auf die Markthalle konzentriert. Diese Flächen gehen wir jetzt sukzessive an.

> Wann ist das Alte Hallenbad fertig?


In sechs bis acht Monaten soll alles belegt sein - auch wenn sich ständig was ändern kann.

> Was war in den letzten drei Monaten Ihre größte Herausforderung?


Die Komplexität des Gesamten: Standbetreiber suchen 25 Mitarbeiter für die Bar, zum Beispiel, und die Infrastruktur einzustellen - und das in einer nimmer endenden Baustelle. Das lief nicht ohne Holprigkeiten ab, aber ich bin ja auch Kaufmann und kein Gastronom.

> Sie sagen es gerade: Hätten Sie als Kaufmann nicht besser bei Ihren Leisten bleiben sollen?


Eben nicht. Denn die Markthalle spielt eine so zentrale Rolle für die Gesamtimmobilie, dass wir nur selbst als Betreiber in Frage kamen. Vor allem zu diesem Herzstück gehört eben gerade auch mein Herzblut.

> Kommt die Eröffnung der Markthalle am Donnerstag nicht drei Monate zu spät?


Nein, es ist ja nicht die Eröffnung, sondern die Einweihung, und ich habe schon im Januar zur RNZ gesagt, dass wir diese erst dann feiern, wenn das Bier kalt und der Kaffee warm ist - und nicht umgekehrt. Wir wollten erst mit den Kinderkrankheiten fertig geworden sein, um dann auch offiziell alle und jeden guten Gewissens willkommen heißen zu können.

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