Wer kennt die Hymne der Uni Heidelberg?
Die Heidelberger Universität hat auch eine eigene Hymne - Wie ein Lied aus dem 19. Jahrhundert neuerdings zu akademischen Ehren
Von Manfred Bechtel
Nur wenige deutsche Universitäten können sich mit einer eigenen Hymne schmücken. Da ist es schon etwas Besonderes, dass der Heidelberger Alma Mater ein Lied gewidmet ist. Bei feierlichen Anlässen wird das "Hoch Ruperto Carolina" von einem Chor vorgetragen.
Hintergrund
An Heidelberg
Heidelberg sei hochgepriesen,
Himmelsgunst hat dich geweiht!
Sechs Jahrhunderte bewiesen
Deines Geistes Wirksamkeit.
Hoch Ruperto Carolina,
Lux Germaniae divina,
Deutschlands ält’ste
An Heidelberg
Heidelberg sei hochgepriesen,
Himmelsgunst hat dich geweiht!
Sechs Jahrhunderte bewiesen
Deines Geistes Wirksamkeit.
Hoch Ruperto Carolina,
Lux Germaniae divina,
Deutschlands ält’ste Musenstadt,
vivat, crescat, floreat!
Sei gelobt zu allen Zeiten,
wird dich fördert, wer dich hegt!
Die der Wissenschaft sich weihten,
wer den Dienst der Musen pflegt.
Alle, die dein Ansehn mehren,
halten dankbar wir in Ehren.
Alma Universitas,
vivas, crescas, floreas!
Es lobt "die der Wissenschaft sich weihten, wer den Dienst der Musen pflegt". Überschrieben ist die Hymne "An Heidelberg". Darin wird "Deutschlands ält’ste Musenstadt" hochgepriesen, "Himmelsgunst hat dich geweiht!". Ein Hoch auf das "göttliche Licht Germaniens" erklingt in studentischem Latein; das "vivas, crescas, floreas!" - du mögest leben, wachsen, blühen - setzt den Schlussakkord. Im Universitätsarchiv in der Akademiestraße erläuterte Professor Franz Wassermann, Musikdirektor an der Uni, wie das Lied aus dem 19. Jahrhundert in jüngerer Zeit zu akademischen Ehren kam. Eingeladen hatte der Freundeskreis für Archiv und Museum der Universität Heidelberg.
Dass das alte Lied neuerdings wieder gesungen wird, ist Franz Wassermann zu verdanken, der es beim Stöbern gefunden hatte: In einem der Lädchen an der Heiliggeistkirche entdeckte er vor Jahrzehnten ein schmales Heftchen mit dem Titel "Alt Heidelberg, du Feine" mit Heidelberger Liedern "ernsteren und heiteren Inhalts", erschienen 1886 zum damaligen 500-jährigen Jubiläum der Universität. Eines der Lieder fiel dem Musiker auf. Sein hymnischer Ton hob sich von den übrigen, zumeist der Trinkseligkeit zugewandten Melodien ab. Er verfasste einen Satz für vierstimmigen gemischten Chor im Stil des späten 19. Jahrhunderts. Die Capella Carolina stellte Jahre später das Werk bei der Begrüßung der neuen Studenten vor.
Obwohl seinerzeit freundlich aufgenommen, "fristet die Hymne ein bisschen ein Mauerblümchendasein", bedauert Wassermann - und auch, dass es mit dem Mitsingen bei Feiern noch nicht so richtig klappt. Karl Nikolaus von Gerbel-Embach, ein reisefreudiger, schriftstellernder Baron, der sich schließlich in Dresden niederließ, hat den Text verfasst. Der Komponist Valentin Becker war Stadtkämmerer in Würzburg und widmete sich nebenamtlich der Musik. In dem damals blühenden Bereich von Studentenliedern und Männerchorgesang nutzten die beiden das 500-jährige Jubiläum der Universität für eine Erfolg versprechende Veröffentlichung. Auf dem offiziellen Festprogramm tauchte das Werk aber nicht auf.
Im Jubiläumsjahr 1886 war die Alte Aula umgebaut worden. Im Obergeschoss, auf der Rückseite der Empore, hatte man Platz für achtzig Musiker und Sänger geschaffen. Von dort wird auch heute gesungen: "So entspricht die seit 2010 herrschende Gewohnheit, dass die jetzige Hymne der Universität bei der Jahresfeier von der Capella Carolina auf der Empore erklingt, exakt der Intention bei der Gestaltung der Alten Aula", sagt Wassermann. Mit dieser Komposition ist die Heidelberger Uni in nobler Gesellschaft: Auch die Harvard-Universität hat ihre Hymne: "Fair Harvard".