Ehemaliges Rathaus in Eberbach

Sonderausstellung im alten Ratssaal

Das städtische Museum zeigt in neuer Sonderausstellung Kaiserporträts

17.12.2017 UPDATE: 18.12.2017 06:00 Uhr 1 Minute, 52 Sekunden

Reinhard Stupperich, Professor der Klassischen Archäologie in Heidelberg und Vorsitzender des Eberbacher Museumsvereins, führte in die neue Sonderausstellung mit römischen Kaiserporträts ein. Foto: Christa Huillier

Von Christa Huillier

Eberbach. Für die Sonderausstellung "Porträts der römischen Kaiser von Augustus bis in die Spätantike" mutiert der alte Ratssaal im ehemaligen Rathaus am Alten Markt bis April 2018 zum "Eberbacher Kaisersaal" mit 79 vollplastischen Porträts. Prof. Dr. Reinhard Stupperich, Vorsitzender des Museumsvereins, erhielt den größten Teil der Abgüsse aus den Beständen der Heidelberger Universitätssammlung, Exponate der Universität Münster ergänzen die beeindruckende Ausstellung.

Unter den zahlreichen Vernissagebesuchern am Freitagabend konnte Stupperich auch Mitbegründer und frühere Leiter des 1989 eröffneten Museums begrüßen, darunter Klaus Eichner, Günter Lipski, Feline Schmelzer, Witwe des 1. Vorsitzenden Günther Schmelzer, und den damaligen Bürgermeister Horst Schlesinger. Im Namen der Stadt wünschte Wolfgang Kleeberger der Ausstellung viele begeisterte Besucher.

Staatsmänner von heute präsentieren sich der Öffentlichkeit über Presse, Fernsehen, Facebook und Twitter. Auf diese Medien konnten die römischen Kaiser nicht zurückgreifen. In seinem detaillierten Streifzug durch die Geschichte des römischen Reiches zeigte Stupperich auf, wie sich die römischen Herrscher des Altertums öffentlich präsentierten. Für ihre propagandistische Selbstdarstellung zeigten sie sich durch Statuen auf öffentlichen Plätzen wie dem Forum, in Arenen, Thermen und Theatern. Reliefs, Gemälde und Mosaiken schmückten öffentliche Gebäude, Tempel, Säulen und Privathäuser. Omnipräsent im täglichen Leben waren die Kaiser auf den Münzen. Zahlreiche Fundstücke von Fragmenten von Bronzestatuen belegen, dass auch in den Militärlagern, etwa am Limes, Abbildungen von Kaisern Zeichen von großer Verehrung und Loyalitätsbekenntnisse auch in fernen Regionen des Imperiums waren. Der römische Fiskus befand sich im Privatbesitz des Kaisers, wichtigste Stütze seiner Macht war die Armee.

Anregung für ihre Porträts erhielten die römischen Künstler von griechischen Ikonen. Typisierte Individualität wurde durch Kopierverfahren erreicht. Im Laufe des Lebens wurden die Kaiser oft umgestaltet, erhielten eine neue Frisur oder einen Bart. Wollten sie sich auf Münzen anders darstellen, ließen sie einfach neue Münzen prägen. Beeindruckt waren die Zuhörer nicht nur von den Ausführungen Stupperichs, sondern auch von den zwei Büsten an seiner Seite. Die Originalbüste der schönen Klytia mit dem Blütenkelch steht im London British Museum und traf mit ihrer sanft- erotischen Ausstrahlung den Geschmack des späten 18. und frühen 19. Jahrhunderts, auch den von Johann Wolfgang von Goethe. Die Büs-te des Augustus zeigt den ersten Kaiser mit einem Kranz aus Eichenlaub. Diese "Corona civica" wurde für die Rettung eines Bürgers aus Lebensgefahr verliehen. Augustus erhielt die Krone 27 vor Christus für seinen Einsatz für die ganze Gemeinschaft. Von da an wurde sie zum Hoheitszeichen des Kaisers und Symbol für seine Sorge um Wohlergehen und Sicherheit der Bürger.

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Pfarrer Gero Albert (Klavier) und seine Tochter Caroline (Gesang) sorgten für eine schöne musikalische Umrahmung des interessanten Vortrags. "Cantique de Noel" von Adolphe Adam beendete die Vernissage im "Eberbacher Kaisersaal".

Info: Öffnungszeiten des Museums: Dienstag und Freitag 15 bis 17 Uhr, Samstag und Sonntag 14 bis 17 Uhr, Ausstellungsdauer: bis Ostern.

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