Von Martina Birkelbach
Eberbach. Erst kann ein kleines Ästchen brennen und binnen Sekunden der ganze Adventskranz oder Weihnachtsbaum. Damit das Weihnachtsfest ohne Einsätze verläuft, gibt Markus Lenk, Gesamtkommandant der Freiwilligen Feuerwehr Eberbach, Tipps für Kranz und Baum. Er erzählt auch, was sich in diesem Jahr wegen Corona und wegen des Neubaus des Gerätehauses alles verändert hat.
Herr Lenk, noch sind die Adventskränze frisch. Kann es dennoch schon zu Bränden kommen?
Jetzt am Anfang der Adventszeit ist die Gefahr noch nicht ganz so groß. Doch dann werden die Äste immer trockener und die Kerzen brennen immer weiter runter. Die Brandgefahr erhöht sich im Laufe der Wochen. Kerzenstummel können umfallen, Tannennadeln, Dekomaterial und Tischdecken Feuer fangen. Es ist sehr zu empfehlen runtergebrannte Kerzen zu tauschen, um die Flammen soweit wie möglich vom Kranz fernzuhalten.
Wie schnell kann ein Brand entstehen?
Innerhalb von Sekunden kann alles in Flammen aufgehen. Sollten die trockenen Äste beginnen, bleibt fast keine Zeit mehr selbst tätig zu werden. Kranz oder Baum brennen viel zu schnell.
Wie kann man vorsorgen?
Adventskranz und natürlich auch der Weihnachtsbaum sollten immer auf einer feuerfesten Unterlage stehen; etwa auf einem Metall- oder Porzellanteller oder auf einer Fliese. Die Unterlage muss größer sein als Kranz oder Baum. Kerzen sollten nicht unter Ästen platziert werden. Ein Baum sollte freistehen, genügend Wasser haben und frisch sein. Hat man Kleinkinder oder Haustiere, sollte man auf echte Kerzen am Baum verzichten.
Was macht man zuerst, wenn es brennt?
Familienmitglieder in Sicherheit bringen, Raum verlassen, Tür schließen und übers Handy oder beim Nachbarn mit der 112 die Feuerwehr verständigen.
Warum ist das Rauchgas so gefährlich für den Menschen und was genau setzt die Feuerwehr dagegen ein?
Das Kohlenmonoxid kann schnell zu einer Rauchvergiftung führen. Wir setzen ein spezielles Hochdruckbelüftungsgerät ein, um die Wohnung wieder rauchfrei zu bekommen. Die Dämpfe setzen sich zwar auch in Sofas und Gardinen fest, und es riecht anschließend noch nach Rauch, aber der Rauch ist weg.
Auf was muss man beim Kauf von elektrischen Lichterketten achten?
Das CE-Prüfzeichen steht für geprüfte Sicherheit. Nimmt man LED-Kerzen, benötigt man oft nur noch eine Batterie.
Seit 2014 sind Rauchmelder Pflicht. Wie oft müssen sie überprüft werden?
Ein- bis zweimal im Jahr sollte ein Funktionscheck durchgeführt werden.
Wieviele Einsätze hatten Sie seither, weil Rauchmelder ohne Brand ausgelöst haben?
Das kommt immer mal wieder vor, ist aber im einstelligen Bereich. Was immer mehr zunimmt: Rauchmelder erkennen sehr früh einen Brand und warnen. Die kleinen Alarmgeber haben im vergangenen Jahr oft schon einen Zimmer- oder Wohnungsbrand verhindert.
Welche Einsätze hatte die Freiwillige Feuerwehr Eberbach im vergangenen Jahr an Weihnachten?
Keinen in Verbindung mit einem brennenden Adventskranz oder Weihnachtsbaum. Wir hoffen, dass dies auch in diesem Jahr so sein wird.
Seit 10. März ruht der Dienst- und Fortbildungsbetrieb bei der Feuerwehr Eberbach in allen Abteilungen. Die Gesamtjahresversammlung wurde abgesagt und bis heute noch nicht neu angesetzt, bzw. nachgeholt. Auch alle kameradschaftlichen und gesellschaftlichen Veranstaltungen fallen aus. Wie kommen Sie damit klar?
Es wird zunehmend immer schwieriger. Es geht Wissen verloren. Routine entsteht nur durch regelmäßiges Üben. Das ist wie bei einem Leistungs- oder Profisportler. Der kann auch nur gut sein, wenn er regelmäßig trainiert. Zuhause oder alleine ist nun mal das Training schwer, und online ist es fast nicht umsetzbar, auch wenn viele da anderer Meinung sind. Bei der Feuerwehr müssen praktische Übungen an Geräten stattfinden.
Es gab auch keine Fortbildungen und Sonderausbildungen. Das wird wie eine Bugwelle vor sich hergeschoben. Das gilt es dringend abzubauen. Natürlich leidet auch der kameradschaftliche Teil sehr. Auch hier gilt: Man kann sich im Einsatz nur aufeinander verlassen, wenn man sich regelmäßig austauscht, sieht und kennt.
Für die Mannschaft der Abteilung Stadt ist das alles mit dem Neubau und eigentlichem Einzug gerade noch eine Herausforderung. Im Einsatz muss alles laufen, funktionieren auf Zeit. Aber die Mannschaft kann sich im neuen Gebäude gar nicht einleben, da niemand wegen der Corona-Verordung kommen kann. Auch ist ein Einzug derzeit nicht möglich, da wir unsere Helfer nicht zusammenholen dürfen – außer im Einsatzfall.
Wir hoffen auch auf einen baldigen Start mit unseren Jugendgruppen in den einzelnen Abteilungen. Gerade auch hier versuchen wir derzeit unseren Kontakt zu den Nachwuchskameraden nicht zu verlieren.
Dieses Jahr fehlt der Weihnachtsbaum am Feuerwehrgerätehaus; stellen Sie noch einen auf?
Einen Weihnachtsbaum wird es am Gerätehaus Stadt erst nächstes Jahr wieder geben. Wir sind mit dem Gebäude in der letzten Bauphase und möchten und müssen vor Weihnachten das Gebäude noch so gut wie fertigstellen. Da überall noch gearbeitet wird, fehlt in diesem Jahr der Baum. Nächstes Jahr kommt er ganz bestimmt. Wo er dann steht, wird noch nicht verraten (lacht).
Jetzt machen Sie uns aber neugierig, vielleicht gibt’s einen kleinen Hinweis?
Man wird ihn auch von weiter weg sehen können – man muss nicht unbedingt am Feuerwehrhaus stehen...
Herr Lenk, vielen Dank. Wir wünschen eine ruhige Weihnachtszeit – ohne brennende Adventskränze oder Bäume.