Von Müslis zum Mainstream

Große Firmen haben die Klimamesse in Aglasterhausen als Plattform entdeckt

29.10.2013 UPDATE: 29.10.2013 05:00 Uhr 1 Minute, 34 Sekunden
Auf der einen Seite der Klimawandel (als Plakat), auf der anderen die, die mit der Klimamesse Algasterhausen dagegen vorgehen: lokal, praktisch, nachvollziehbar. Foto: Ursula Brinkmann
Von Ursula Brinkmann

Aglasterhausen. Rein farblich betrachtet, ist die Zukunft des Autos, wie sie sich am Eingang der Aglasterhausener Festhalle darstellt, schwarz. Dort parkte nämlich ein Elektroauto - ein gebrauchter Tazzari Zero in Schwarz. CO2-Ausstoß: keiner. Und damit so etwas wie ein Maskottchen für die Klimamesse, die am Samstag und Sonntag ihre Pforten zum achten Mal öffnete. Den (noch zu leistenden) Beitrag des Verkehrs an der Energiewende hatte bereits am Donnerstagabend schon Verkehrsminister Winfried Hermann beleuchtet (RNZ berichtete). Messeorganisatorin Simone Heitz sagte rückblickend auf das erste Klimamesse-Jahr 1998: "Die Energiewende haben wir begonnen, nur noch nicht beim Verkehr." Dies zu ändern, dem trug die Messe in diesem Jahr mit zwei "elektromobilen" Ausstellern Rechnung - neben 34 anderen, vom Energieberater bis zum Heizungsbauer, vom Geldinstitut bis zur Kommune, vom Landwirt bis zum Kindergarten, alle aus der Region.

Auch Uli Sckerl, grüner Landtagsabgeordneter, erinnerte sich an die Zeit der ersten Klimamesse, als "die noch belächelt wurden". Das Organisationsteam lobte er als "Pioniere", und auch der Neckar-Odenwald-Kreis sei in punkto regenerativer Energie Spitze in Baden-Württemberg.

"Aber es ist ein mühsames Geschäft", konstatierte der Politiker angesichts des "unglaublichen Widerstands gegen geringfügig Änderungen im Erneuerbare-Energie-Gesetz."

Das mühsame Geschäft (der Messeorganisation), es wurde wiederum von einem Veranstalter-Team der Grünen Liste Aglasterhausen, von S.U.N.e.V. und der Gemeinde gestemmt.

Für letztere unterstrich Sabine Schweiger die Vorbildfunktion der Kommune. Ihr Credo: "Gemeinsam und Schritt für Schritt Zeichen setzen gegen die Klimaerwärmung." Als neue Bürgermeisterin von Aglasterhausen lobte sie das Team, das mit langem Atem eine überregional anerkannte Messe hervorgebracht habe.

Umwelt und Wirtschaft: in 15 Jahren spiegelt das die Klimamesse wider. Einer, der von Anfang an dabei ist, der Schreiner Heinrich Rodemers, sieht genau das mit einem "lachenden und einem weinenden Auge".

Am Anfang seien hier die Müslis, die Handwerker, der Weltladen gewesen. "Wir waren die belächelten Vorkämpfer, von Enthusiasmus getrieben." So wie die grünen Themen den Grünen von den konservativeren Parteien weggenommen worden sein, so hätten mehr und mehr kommerzielle und große Unternehmen, sogar Banken, die Klimamesse als Plattform entdeckt. Das lässt sich ebenso positiv, im Sinne einer Etablierung und Professionalisierung der Messe im "Mainstream" interpretieren.

Christine Denz, Messemacherin der ersten Stunde, sieht gerade darin den Nutzen, Chance und Zukunft der Messe.

Vereinbar sind die "Ö-Felder" ebenso in Simone Heitz' Augen: "Wir zeigen hier, wie ökologisches Wirtschaften geht."

Wie heißt es doch im Messe-Faltblatt zum Profil der Messe? "Wir brauchen beides: die technische Energiewende und den nachhaltigen Wandel" - dieses Profil wird über 2013 hinaus von Bedeutung sein.

(Der Kommentar wurde vom Verfasser bearbeitet.)
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