Von Christofer Menges
Eberbach. Der Talentschuppen bei "Music for Ewwer" brodelt. Bei der fünften Auflage der Summer Night Session am Samstag im Schützenhaus machte einmal mehr der Nachwuchs von sich hören. Bis tief in die Nacht hatten Musiker verschiedensten Alters und unterschiedlichster Stilrichtung gemeinsam und mit dem Publikum jede Menges Spaß.
"Music for Ewwer" im Schützenhaus hat schon etlichen Talenten eine Bühne geboten: Patrick Ihrig glänzte dort einst mit französischem Rap. Mit selbst geschriebenen Songs feierte die damals 15-jährige Sarah Abassi ihr Debüt. Positive musikalische Nachwuchsüberraschung am Samstagabend waren Gitarristin und Sängerin Jermila Sulé, Schlagzeuger Maximilian Geller und Pauline Schneller, die als erste überhaupt einen Kontrabass auf die Schützenhausbühne mitbrachte und sang, dass es unter die Haut ging. Als Trio coverten die Black-Box-Mitglieder "Little Talks" von Of Monsters of Men. Klasse gespielt, klasse gesungen. "Hey!", machte das Publikum lautstark beim Refrain mit.
Aber auch die alte Garde ließ es es mal wieder so richtig krachen. Wie üblich machte sie den Auftakt: Mit dem ältesten Teilnehmer, dem inzwischen 68 Jahre alten Rock- und Beatveteran Robert Sauer an der Gitarre, dazu Simplex-Gitarrist Willi Haas, Rockefellers-Drummer Norbert Johann, Michael Laule an den Tasten und Dieter Uhrig mit dem selbstironischen T-Shirt "Young sexy musician" am Bass. Von der ersten Minute an geht es ab. Das Schützenhaus ist schon relativ früh gut gefüllt. Jeder spielt mit jedem. Roland Beigel bluest. Auch Sarah Abassi ist wieder dabei und spielt mit Tim Sensbach und Fabian Rumstadt geradlinigen, selbstkomponierten Collegerock wie "Why can't you just love me".
Irgendwann stehen sieben Jungmusiker auf der Bühne und singen schön wie die Breeders. Die alten Hasen kontern mit "All right now" und "Unchain my heart", Norbert Johanns Music-for-Ewwer-Paradenummer am Mikro. Die Stimmung kocht, das Publikum geht mit. Neu sind die 15-minütigen Jam-Session: "Einer gibt das Thema vor, alle anderen steigen ein, dann gucke mer mal, wo's hingeht", kündigt Willi Haas an und ruft Adrian Muff, Max Geller, Jesse Safferling, Phrosh und Michael Laule auf die Bühne. "Alles weitere überlasse ich dem Schicksal", grinst Willi und steigt mit ein. Jesse spielt ein Funkthema und zieht das Tempo an. Eine Saite reißt, er schnappt sich Willis Stratocaster. Der lässt derweil auf Sauers Gitarre atmosphärisch die Saiten singen. Der Rhythmus treibt, der Schweiß fließt. Adrian Muff zupft vor Freude strahlend den Bass. Plötzlich springt Ex-Unintended-Sängerin Rosana Erhart auf die Bühne. Irgendwann haben sich die Musiker auf ein Thema geeignet: einen straighten Rocksong, Laule steuert eine Keyboard-Fanfare bei. Und dann singt Rosana frei aus dem Bauch heraus wie in besten Zeiten, als sie mit Unintended das Emergenza-Festival rockte.
So geht es bei Music for Ewwer drunter und drüber und Schlag auf Schlag. Linkshänder Jonas Münch spielt auf einer umgedrehten Rechtshänder-Gitarre "Kryptonite". Simon Buchmüller, mit 14 Jahren einer der jüngsten auf der Bühne, ballert "Can't Stop" von den Red Hot Chili Peppers ins Mikro, für Ungeübte ein Zungenbrecher. Er singt's mit Zahnspange keinen Deut schlechter als Anthony Kiedis. "Da zieht's dir die Luft aus der Lunge raus", sagt er nach seinem Auftritt. Sarah, Tim und Fabian spielen Muff Potter. Petra und Achim rocken mit AC/DCs "T.N.T.". Mit Daniel Luthrinhausen am Schlagzeug und Klaus Wilfing an der Gitarre wird noch einmal gejammt. Ein Thema, ein kurzer Blick, und dann geht es ab. Und vor und hinter der Bühne stehen schon wieder die nächsten, die raufwollen, Gitarren und Bässe im Anschlag.
"Struppi" Helmut Rupp steuert mit Dieter Verfürth Barry McGuires "Eve of Destruction" bei. Auf die Zielgerade geht es wie üblich mit "Let it be" - und zum Abschluss auf den "Highway to hell".
Um Viertel nach eins ist Schluss im Schützenhaus. Die Musiker packen zusammen. Ein paar, die nicht genug kriegen können, machen im Probenraum weiter. Nach einem der, wenn nicht gar dem besten Music for Ewwer ever.