Von Martina Weyrauch
Eberbach. Am 1. März war der meteorologische Frühlingsanfang. Die Tage sind jetzt merklich länger - und morgens zwitschern die Vögel in den unterschiedlichsten Tönen. Doch welche Vogelarten hören wir hier in der Region, welche Vögel gibt es vermehrt, welche kaum noch und wie lange sollte man sie füttern? Die RNZ hat sich mit dem 62-jährigen Dr. Max Schulz, Zahnarzt im Ruhestand und Vorsitzender des Naturschutzbundes (NABU) Eberbach sowie Experte auf dem Gebiet der Ornithologie unterhalten.
Herr Schulz, achten wir jetzt nur vermehrt auf das Vogelgezwitscher, oder sind jetzt wirklich mehr Vögel auf Tour?
Max Schulz: Die Vögel, die wir jetzt schon singen hören, sind die Jahresvögel, die in der hiesigen Region überwintern. Dazu gehören Amseln, Meisen, Kleiber, Finken, Rotkelchen, Zaunkönig und die Goldammer. Manche hört man auch im Winter, aber jetzt beginnt die Brut- und Balzzeit und die Vögel fallen durch den Gesang auf.
Warum singen die Vögel während der Brut- und Balzzeit?
Im Normalfall singen nur die Männchen, sie markieren mit dem Gesang ein Brutrevier und machen die Weibchen auf sich aufmerksam.
Welche Vögel hören wir derzeit insbesondere in den frühen Morgenstunden?
Zurzeit sind die Amseln die auffälligsten Sänger in den Morgen- und Abendstunden. Tagsüber sind eher Meisen, Kleiber, Buch- und Grünfinken zu hören. In den nächsten Wochen kommen noch die Vögel dazu, die beispielsweise in Südeuropa überwintern, wie Singdrossel, Hausrotschwanz, Zilpzalp - der ruft auch Zilpzalp, Feldlerche - diese sind teilweise jetzt schon da, oder Mönchsgrasmücke. Ab April folgen Arten wie Schwalben oder Trauerfliegenschnäpper aus Afrika; wobei sich die Schwalben jetzt schon in Südspanien aufhalten.
Wie unterscheiden sich die Gesänge?
Jeder Art hat einen artspezifischen Gesang, der auch nur von der Art verstanden wird. Ausnahmen sind die Warnrufe, wenn Gefahr droht, die werden auch von anderen Arten verstanden.
Und welche sind die schönsten Gesänge?
Das ist bei uns Menschen ein rein subjektives Empfinden. Ein weiblicher Zilpzalp findet beispielsweise den Gesang einer männlichen Amsel überhaupt nicht aufregend, während der Gesang eines männlichen Zilpzalps natürlich ihre Aufmerksamkeit erregt.
Sind Arten dabei, die vom Aussterben bedroht sind?
Direkt vom Aussterben bedroht sind keine Vögel, die bei uns in der Region überwintern. Es gibt aber einzelne Eulen- Greifvogel- und Spechtarten, die sehr selten sind.
Welche Auswirkungen hat die Veränderung des Klimas auf die heimischen Vogelarten?
Europaweit gibt es Vogelarten, die vom Klimawandel profitieren, aber auch Arten, denen der Klimawandel nicht bekommt. Arten, die Wärme liebend sind, wie etwa Bienenfresser oder Wiedehopf, profitieren von der Erwärmung. Arten, die auf kühleres Klima angewiesen sind, bekommt die Veränderung nicht. Dazu zählen etwa der Wiesenpieper, der eigentlich im Odenwald schon verschwunden ist, oder der Tannenhäher, der im Odenwald sehr selten geworden ist.
Was unternimmt der NABU zum Vogelschutz?
Wir fördern insgesamt den Lebensraum von Tieren und Pflanzen. Für Vögel führen wir spezielle Maßnahmen für bestimmte Arten durch. Unter anderem bringen wir Nistkästen an den Bachläufen rund um Eberbach für die Wasseramsel an oder machen bei einer Aktion "Nistkästen für den Turmfalken " mit. Oder wir bringen künstliche Schwalbennester an - Schwalben bauen Nester aus Lehm, doch feuchter Lehm ist in Eberbach nicht vorhanden. Oft dulden die Bürger Nester auch nicht und zerstören sie, was zur Brutzeit allerdings verboten ist - außerdem gibt es Kotbretter, die unter den Nestern angebracht, die Verschmutzung des Hauses verhindern.
Und was kann jeder einzelne Bürger tun, außer die Schwalbennester an den Häusern tolerieren?
Die Gärten naturnah gestalten und mit einheimischen Gehölzen bepflanzen, damit die Vögel Nahrung und Nistplätze vorfinden. Für Igel etwa sollte man Reisighaufen anlegen und Blumenwiesen für Schmetterlinge und andere Insekten stehen lassen - davon profitieren auch wieder die Vögel.
Der Schnee ist weg, der Boden teilweise in den höheren Gebieten noch etwas gefroren, wie lange sollte man die Vögel füttern?
Früher hat man das restriktiver gesehen - wer das ganze Jahr über füttern will, soll das tun, auch wenn es nicht unbedingt notwendig ist.
Welches Futter empfehlen Sie?
Das hängt von den Vogelarten ab - Sonnenblumenkerne, Erdnüsse (natürlich ungesalzen) und Meisenknödel für Meisen, Finken und Sperlinge. Amseln fressen gerne Äpfel, da eignet sich Fallobst sehr gut. Rotkehlchen mögen gerne Haferflocken. Bei Futterhäusern gibt es oft Rangkämpfe und zudem noch hygienische Probleme. Man sollte verhindern, dass Kot mit dem Futter in Berührung kommt. Deshalb ist es sinnvoller, das Futter an verschiedenen Plätzen zu verteilen.
Info: Der NABU Eberbach hat derzeit rund 200 Mitglieder, neue Mitglieder sind jederzeit willkommen. Infos unter www.nabu-eberbach.de oder bei Max Schulz, Telefon 06274 / 69 44.