Von Martina Birkelbach
Eberbach. "Das habe ich bei Infoveranstaltungen fast noch nie erlebt", freut sich Bürgermeister Peter Reichert über einen mit Besuchern gut gefüllten großen Saal der Stadthalle. Über 150 Personen, darunter auch viele DLRG-Mitglieder, zählt er am Dienstagabend bei der Informationsveranstaltung der Stadt Eberbach und der Stadtwerke zum Thema "Hallenbad". Architekt Gerhard Richter vom Bäderbau-Ingenieurbüro Richter & Rausenberger aus Gerlingen bei Stuttgart stellte seine Studie zur Bestandssanierung bzw. Bestandssicherung vor. Demnach könnte das Bad für rund 1,6 Millionen Euro so saniert werden, dass es mindestens die nächsten 15 Jahre noch genutzt werden kann.
Bislang standen laut Bürgermeister Reichert "immer 5 Millionen im Raum". Das Fachbüro hatte den Auftrag zu prüfen, ob eine "abgespeckte Sanierungsvariante" möglich ist. Dem Gemeinderat lag die Studie bereits vor, aber sie wurde noch nicht diskutiert. Sollte sich der Gemeinderat nun für die Sanierung entscheiden, werden etwa zwölf für 15 Monate Bauzeit berechnet; damit wäre das Hallenbad für mindestens eine Saison geschlossen. "Das Bad hat noch eine Genehmigung", betont Reichert. Er erklärt, dass derzeit keine akute Gefahr einer Schließung besteht. Wegen der dringenden Investitionen für den Kindergarten Regenbogen und das Feuerwehrgerätehaus rechnet er grundsätzlich nicht mit dem Sanierungsbeginn des Hallenbades vor einem Ablauf von drei bis vier Jahren.
Richter unterteilt in primäre und sekundäre Maßnahmen. Erstere sind für Sicherheit, Hygiene und Funktionserhalt "zwingend erforderlich". Der größte Betrag von 395.000 Euro fällt dabei für die Beckensanierung an. Alternativ zu der berechneten Schwimmbadfolie könnte der Boden auch mit Edelstahl saniert werden; allerdings kostet das mit 551.000 Euro über 150.000 Euro mehr. Weiter hat der Architekt berechnet: Personalräume 105.000 Euro, Betonsanierung im Untergeschoss 48.000 Euro, Badewasser (Filter etc.) 252.000 Euro und Lufttechnik 71.000 Euro. Außerdem kämen dazu: 48.000 Euro für Wasser/Abwasser, 102.000 Euro für Starkstrom- und Fernmeldetechnik, 196.000 für Brandschutz und 40.000 Euro für Unterdecken. Zudem noch 40.000 Euro für Foyer/Zugangskontrolle. Laut Schwimmmeisterin Stefanie Meier führt die Schlüsselausgabe oft zu Komplikationen: "Schranksuche nach dem Umkleiden" und "Schlüssel werden oft mitgenommen". Plus Baunebenkosten kommt Richter auf den Betrag von rund 1,6 Millionen. Da die Stadtwerke vorsteuerabzugsberechtigt sind, ist das der Nettobetrag ohne Mehrwertsteuer.
Bei den sekundären, bzw. "freiwilligen" Maßnahmen, kommen laut der Studie nochmals rund 1 Million Euro dazu. Darunter fallen 75.000 Euro für die optische Aufwertung von Foyer und Vordach, 70.000 für die Sauna, 300.000 für Fassaden und 290.000 für Dächer sowie 83.000 Euro Mehrkosten für neue Unterdecken und wieder die Baunebenkosten. Wenn alle Primärmaßnahmen ausgeführt sind, geht Richter davon aus, dass das Bad noch 15 Jahre hält. Einzig beim Dach sollte man überlegen, die Sanierung noch zu den Primärmaßnahmen dazu zu nehmen.
Nachdem die Studie vorgestellt war, wurden rege Fragen gestellt. Der ehemalige Schwimmmeister Eugen Emmig empfahl, das Dach mit zu sanieren und sprach sich gegen ein Folienbecken aus. Jürgen Creß, Vorsitzender des Fördervereins der Eberbacher Schwimmbäder, wollte wissen, ob es möglich sein kann, dass "wenn das Bad mal geöffnet ist, man feststellt, dass man gar nichts mehr sanieren kann". "Genau das war unsere Aufgabenstellung", sagte Bürgermeister Reichert. "Wenn es zu Überraschungen kommt, dann sind sie gering", so Richter. Allerdings könnte es im Dach zu größeren "Überraschungen" kommen. "Warum die Untersuchungen nicht schon vor zwei bis drei Jahren gemacht wurden", hakte Creß nach. Er hätte einen Sponsor gehabt, der das Dach auf eigene Kosten saniert hätte; "ob der das jetzt noch macht, ist fraglich". > Kommentar