WM-Auftakt gegen Mexiko

"Wir bekommen beim Spiel keine Probleme"

Vorfreude beim Mexikaner Edgar Matus Huerta und seiner deutschen Frau Julia Mollo

15.06.2018 UPDATE: 17.06.2018 06:00 Uhr 2 Minuten, 44 Sekunden

Grund zum Jubeln: Der Mexikaner Edgar Matus Huerta und seine Frau Julia Mollo hoffen bei der WM auf ein Weiterkommen der deutschen und der mexikanischen Mannschaft. Morgen schauen sie das Spiel zusammen mit Freunden beim Public Viewing. Foto: Andreas Hanel

Von Andreas Hanel

Neckar-Odenwald-Kreis. Die Fußballherzen werden wieder einmal höher schlagen, die Emotionen wieder nah am Siedepunkt sein - am Sonntag um 17 Uhr ist es so weit: Für die deutsche Fußball-Nationalmannschaft beginnt mit dem Spiel gegen Mexiko die WM. Dann heißt es für ganz Deutschland: kollektive Begeisterung in Schwarz-Rot-Gold, Fahnen schwenken und Daumen drücken für "Die Mannschaft".

Doch wie erleben Menschen, die aus den Ländern der deutschen Gegner stammen und inzwischen hier leben, die WM-Spiele? Zum deutschen Auftaktspiel haben wir den aus Mexiko stammenden Edgar Matus Huerta in Neckarelz besucht, wo er mit seiner Frau Julia Mollo die Weltmeisterschaft verfolgen wird.

"Ich freue mich auf das Spiel, allerdings bin ich auch schon ein bisschen aufgeregt", meint Edgar in nahezu perfektem Deutsch. Beim ersten Spiel der Gruppe F hält der sympathische Mexikaner natürlich zu seiner Mannschaft, ansonsten gilt seine Gunst der DFB-Auswahl: "Wenn Mexiko nicht spielt, bin ich für Deutschland."

Ähnlich - nur mit vertauschten Vorzeichen - geht es seiner Frau Julia. Dass bei beiden jeweils zwei Fußballherzen in der Brust schlagen, ist auch an ihrer Kleidung bei unserem Besuch zu erkennen: Der Mexikaner hat sich ein deutsches Fanshirt übergestreift, während seine deutsche Frau ein mexikanisches trägt.

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Der freundliche Lateinamerikaner heißt mit vollem Namen Edgar David Matus Huerta. Seit 2012 ist er in Deutschland. Er hat in Stuttgart studiert, bevor es ihn nach Neckarelz zog.

Dort gab es nämlich eine junge Attraktion namens Julia Mollo, mit der er inzwischen seit 2015 verheiratet ist. Als er von ihrem Kennenlernen erzählt, blitzt sein Charme auf: "Ich habe hier meine Tante besucht und bin dann in einen Zumba-Kurs gegangen. Da haben ich und Julia uns kennengelernt. Sie war die schönste Frau im ganzen Saal."

Das gute Aussehen wurde ihr als Tochter einer Deutschen und eines Italieners quasi in die Wiege gelegt. Viermal war sie inzwischen schon im Geburtsland ihres Mannes, über das sie sich begeistert zeigt: "Die Menschen dort sind wirklich sehr freundlich. Mexiko ist ein tolles Land, es ist inzwischen zu meiner zweiten Heimat geworden."

Umgekehrt hat Edgar auch schon einiges von der deutschen Mentalität übernommen. Das merke er an Kleinigkeiten, wie er beschreibt: "Wir Mexikaner gehen zum Beispiel mit dem Zeitmanagement eher entspannt um. Doch als wir einmal mit meiner Familie um 20 Uhr zum Essen im Restaurant verabredet waren und wir zehn Minuten zuvor immer noch daheim saßen, habe ich schon gemerkt, dass ich unruhig wurde."

Weitere Unterschiede zwischen beiden Kulturen stellt er vor allem auch beim Fußball fest, wobei er mit einem Augenzwinkern und viel Witz die deutsche Rationalität sowie die mexikanische Emotionalität auf die Schippe nimmt: "Wenn die Deutschen die WM gewinnen, feiern sie nur kurz, weil sie meinen, sich gleich wieder auf die nächste WM vorbereiten zu müssen. Wenn Mexiko die Weltmeisterschaft holen würde, dann wäre bei uns wohl eine Woche lang Feiertag."

"Doch dass wir die WM gewinnen, ist rational gesehen sehr unwahrscheinlich", lenkt er ein. "Ich denke, dass im Achtelfinale für Mexiko Schluss ist."

Etwas optimistischer schätzt Julia die Chancen für Deutschland ein: "Ins Halbfinale kommen wir schon."

Dass beide Teams zusammen in einer Gruppe sind, sei "suboptimal", wie es Edgar formuliert. Seine Frau ergänzt: "Ich finde es nicht schön, dass beide Mannschaften, die ich unterstütze, in derselben Gruppe sind. Doch ich hoffe, dass beide weiterkommen."

Vor der Gruppenentscheidung steht jedoch morgen das Spiel gegeneinander an. "Die Mexikaner werden von Anfang an powern", prognostiziert Edgar.

Für einen Sieg gegen die DFB-Elf werde es aber wahrscheinlich nicht reichen. Sein Tipp für das Endergebnis: ein schiedlich-friedliches 2:2. Und Julia? "Ich tippe auf ein 3:1 für Deutschland."

Das Spiel werden sie zusammen beim Public Viewing in Heilbronn anschauen. "Dort treffen wir uns dann mit deutschen und mexikanischen Freunden aus Stuttgart und von hier", berichten sie.

"Wir haben uns auch überlegt, hier daheim zu schauen. Aber wir wussten, dass das wohl zu laut werden würde." In ihrer geschmackvoll eingerichteten Wohnung werden sie aber auch einige Spiele der WM mitverfolgen. "Wir versuchen, so viele Spiele wie möglich zu schauen, auf jeden Fall aber alle der Gruppe F."

Egal, wie das Spiel ausgeht, der Haussegen wird bei ihnen nicht schief hängen, darüber sind sich beide einig: "Wir bekommen beim Spiel keine Probleme." Schließlich haben sie so oder so Grund zum Feiern - gut, wenn man gleich zwei Fußballherzen in der Brust hat, die höher schlagen, wenn es morgen losgeht.

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