Weltmusikstadt Buchen

Fremdartige Klangwelten

"FisFüz" und "Café del mundo" konzertierten in der Stadthalle - Orientalischer Jazz und virtueller Gitarrenklang

08.01.2018 UPDATE: 09.01.2018 06:00 Uhr 2 Minuten, 18 Sekunden

Virtuos und voller Spielfreude: "Café del mundo" mit Alexander Kilian (links) und Jan Pascal Stieber. Fotos: Martin Bernhard

Buchen. (mb) Das Gitarrenduo "Café del mundo" und das Balkanjazz-Trio "FisFüz" haben am Sonntagabend im Rahmen der Reihe "Weltmusikstadt Buchen" annähernd 300 Besucher in der Stadthalle Buchen begeistert. Das Konzert lebte von seiner Vielfalt: Zunächst teilweise orientalisch anmutende Klänge, nach der Pause leidenschaftliche Gitarrenmusik, die mehr bot als Flamenco.

"FisFüz" spielte in den ersten 90 Minuten des Konzerts Musik aus ihrem Jubiläumsprogramm "Bonsai". In diesem griff das Trio Kompositionen der vergangenen 20 Jahre auf und arrangierte diese teilweise neu. Und so tauchten die Zuhörer ein in eine oft fremdartig anmutende Klangwelt. Die Musiker entführten die Konzertbesucher durch Länder des Balkans, der Mittelmeerregion, des Nahen Osten und Afrikas. Und sie wechselten auch in unterschiedliche musikalische Stilrichtungen: Mal swingte es auf der Bühne, dann erklangen Tango, Klezmer oder neu arrangierte klassische Motive sowie typische Balkanmusik.

Dabei faszinierte der scheinbar fließende Wechsel unterschiedlicher Stilrichtungen innerhalb desselben Musikstücks. So verband das Trio in "Odessa" vier unterschiedliche Motive kunstvoll miteinander. Bei "Hallo Toka" verarbeiteten die Musiker Motive, die sie im Sudan von Sufi-Gruppen mitgebracht hatten, mit balkanesken Harmonien und schließlich mit einem Janitscharenmarsch. Interessant auch jene Stücke, die die Musiker von ihrer CD "Mozart im Morgenland" präsentierten, zum Beispiel die Ouvertüre der Oper "Die Entführung aus dem Serail". Diese begann mit einer klaren Struktur - Ähnlichkeiten zum Original waren gut erkennbar - und variierte immer mehr ins Jazzige und Orientalische.

Alle drei Musiker beeindruckten durch ihr teilweise virtuoses Spiel. So entlockten die wieselflinken Finger von Murat Cokun aus unterschiedlichen Tamburinen und Cajons scheinbar die Rhythmen eines kompletten Schlagzeugs. Das Spiel der Klarinettistin Annette Maye war leidenschaftlich und abwechslungsreich. Sie bediente sich Instrumente unterschiedlicher Tonlage.

Gürkan Balkan wechselte gekonnt von Gitarre zur Kurzhalslaute Oud. Seine Stimme wurde immer wieder zum vierten Instrument des Ensembles mit ihrem lautmalenden Gesang. Als das eigentlich letzte Stück von "FisFüz" für diesen Abend verklungen waren, ließen die Zuhörer nicht locker und erklatschten sich eine besondere Zugabe: Mozarts "Rondo alla turca", das in dieser ungewöhnlichen Besetzung und Interpretation sowie mit einer neckischen Leichtigkeit faszinierte.

Die beiden Gitarristen Jan Pascal und Alexander Kilian von "Café del mundo" stellten unter anderem Stücke ihrer noch unveröffentlichten neuen CD vor und zeigten damit, dass sie ihr musikalisches Spektrum erweitert haben. Die neuen Werke der beiden Musiker sind gefällig und melodiös. Immer wieder variieren sie ein Ausgangsthema oder führen dies fort in andere Musik- und Stilrichtungen. So erlebten die Besucher Werke im Stile des Nuevo Flamenco ebenso wie jazzige und swingende Elemente sowie klassische Stücke von Manuel de Falla.

Dank einer sehr charmanten und humorvollen Moderation erfuhren die Zuhörer hin und wieder Hintergründe zur Entstehungsgeschichte der Werke. So war auf einer Konzertreise nach Polen der Tango "Schenk mir noch einen letzten Sonntag" entstanden, in dem Jan Pascal das Abschiednehmen von in Polen gewonnenen Freunden thematisierte.

Ausgehend von einem bekannten Menuett der Wiener Klassik entwickelten Jan Pascal und Alexander Kilian ein rassiges Gitarrenstück. Und aus der Toscana hatten die beiden Gitarristen das verträumte "Entfalte deine Flügel - Spread your wings" mitgebracht. "Dance of Joy" zählt schon seit Jahren zum Repertoire des Gitarrenduos.

Die Konzertbesucher erlebten es an diesem Abend in einem neuen Arrangement. Dass die beiden äußerst virtuos ihren Gitarren faszinierende Klänge entlocken und mit großer Spielfreude bei der Sache sind, dürfte der Kern des Erfolgs der beiden Gitarristen ausmachen.

Wenn man an diesem Abend etwas kritisieren möchte, so dürfte es die Technik sein. Manche Stücke waren schlecht ausgesteuert, und auf das Rauschen der Nebelmaschine hätte man gern verzichtet. Die Musiker allerdings gingen äußerst souverän mit diesen kleinen Widrigkeiten um und stellten den Nebel nach kurzer Zeit einfach ab.

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