Johanna Vering - hier bei einer Besprechung des Gottesdienstes mit Ehrenamtlichen und Mitarbeitern der Kirchengemeinde - organisiert die Radio-Übertragung des Gottesdienst am Sonntag in Buchen. Foto: Martin Bernhard
Von Martin Bernhard
Buchen. Rund 130.000 Menschen in ganz Deutschland werden am kommenden Sonntag den Gottesdienst gemeinsam mit den Gläubigen in der Buchener Stadtkirche Sankt Oswald feiern. Die heilige Messe wird ab 10.05 Uhr vom Deutschlandfunk (DLF) bundesweit übertragen.
Am Sonntag wird vieles anders sein als sonst bei den Gottesdiensten: Statt um 10.30 Uhr beginnt die heilige Messe um 10.05 Uhr. Ihr Ende ist minutengenau festgelegt. Nach 53 Minuten ist Schluss mit der Live-Übertragung, da pünktlich um 11 Uhr die Weltnachrichten ausgestrahlt werden müssen.
Im vorderen Bereich der Kirche wird eine Lampe hängen, deren rotes Licht anzeigen wird, dass man auf Sendung ist. Auch Stadtpfarrer und Dekan Johannes Balbach muss sich den Erfordernissen des Rundfunks beugen. So sollte seine Predigt möglichst genau fünf Minuten lang dauern. Außerdem muss er die ausgearbeitete Predigt Johanna Vering vorlegen, die alle im Gottesdienst vorgetragenen Texte inhaltlich und in Bezug auf ihre Länge prüfen wird. Auch auf eine radio- und damit zuhörergerechte Sprache wird die Kirchliche Beauftragte des Südwestrundfunks (SWR) achten. Das bedeutet: Klare, kurze und leicht verständliche Sätze, keine Fachbegriffe und möglichst wenig Fremdwörter.
Dass die Wahl für den Rundfunkgottesdienst auf die Gemeinde Sankt Oswald fiel, liegt in erster Linie daran, dass Johanna Vering in Buchen wohnt und jahrelang dort als Pastoralreferentin gearbeitet hat. Entscheidend ist nach ihren Worten allerdings gewesen, dass die Kirchenmusik unter der Leitung von Horst Berger einen hohen Stellenwert einnimmt und einen sehr guten Ruf hat. Zudem weiß sie aus ihrer beruflichen Erfahrung, dass dieses Projekt mit Dekan Johannes Balbach sowie den haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Gemeinde gut zu organisieren ist.
Nach den Worten von Johanna Vering will der DLF mit den wöchentlich live übertragenen Gottesdiensten "ein Fenster in die jeweilige Gemeinde" zeigen. Deshalb komme eine Aufzeichnung und zeitversetzte Ausstrahlung der Gottesdienste nicht in Frage. "Liturgie passiert im Hier und Jetzt", sagt sie. Bei den Rundfunkgottesdiensten lege man Wert auf eine möglichst große Vielfalt der Beteiligten. In Buchen wird am Sonntag der Kirchenchor ein besonderes liturgisches Programm bieten. Als Solisten sind Claudia Kögel, Klaus Roos und Helen Scholl eingeplant. An der Orgel wird neben Kantor Horst Berger auch Edi Farrenkopf zu hören sein. "Wir fahren am Sonntag kein Feuerwerk ab", sagte Vering. "Aber wir zeigen, was in Buchen geht."
Eine besondere Herausforderung der Radioübertragung liegt in einem Detail. "Wir können Stille nicht übertragen", sagt Johanna Vering. Übergänge müssen also gut organisiert sein, damit hier keine Lücken entstehen.
"Von allen Beteiligten ist eine hohe Aufmerksamkeit gefordert", erläutert die SWR-Mitarbeiterin. Damit nach Möglichkeit alles gut geht bei der Übertragung am Sonntag, ist am Vortag eine Generalprobe unter Ausschluss der Öffentlichkeit geplant. Dabei wird der Gottesdienst mit allen Beteiligten gefeiert, allerdings ohne Kirchengemeinde. Anschließend wird man sich in einem Buchener Lokal zur Nachbesprechung treffen.
In den nächsten Tagen wird ein 16 Tonnen schwerer Übertragungswagen neben der Stadtkirche aufgestellt, und viele Kabel wird man verlegen.
Das Glockengeläut der Kirche St. Oswald wird man aufnehmen, denn dieses wird am Sonntagmorgen 20 Sekunden vor der Live-Übertragung eingespielt werden.
Dann wird in der Kirche die rote Lampe angehen, Johanna Vering wird einen kurzen Begrüßungstext für die Hörer an den Radiogeräten sprechen und dann wird der wohl am genauesten durchgeplante Gottesdienst beginnen, der in Buchen jemals gefeiert wurde.
Der DLF überträgt wöchentlich Gottesdienste aus Gemeinden in Deutschland. Dabei wechseln sich die Diözesen und die für sie zuständigen öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten ab. Für die Erzdiözese Freiburg organisiert der SWR die Übertragung der Gottesdienste. Als Kirchliche Beauftragte ist Johanna Vering gemeinsam mit einem Kollegen dafür zuständig.