Inge Mechler in ihrem Nähzimmer: Die Schneiderin ist guten Mutes, dass es bald wieder besser wird – „und solange halte ich durch“. Repro: Tabea Laier
Von Tabea Laier
Buchen. Geschlossene Geschäfte und leere Innenstädte – dass es den meisten Einzelhändlern nicht gut geht, steht außer Frage. Dass im Lockdown deutlich weniger Kleidung gekauft wird, stellt aber nicht nur die Händler vor Herausforderungen: Auch Änderungsschneidereien wie "Inges Nähzimmer" leiden darunter. Mit ihrem Online-Shop kämpfen sich Inge Mechler und ihre Tochter Melanie durch die Krise.
Das kleine Nähzimmer im Wohnhaus von Inge Mechler in der Wilhelmstraße lief gut. Seit dreieinhalb Jahren ist Inge Mechler selbstständig, zunächst als Änderungsschneiderin. Wenig später baute sich die gelernte Schneiderin ein zweites Standbein auf: Sie entwirft und näht Babyklamotten selbst. Doch mit Corona muss sie Einbuße in beiden Geschäftsbereichen verzeichnen. Die Babykleidung verkauften sie und ihre Tochter hauptsächlich auf Märkten, die nun nicht mehr stattfinden. Und Änderungsarbeiten sind auch nicht mehr stark nachgefragt.
"Ohne Feste und Feiern und mit den geschlossenen Kleidergeschäften werden nur sehr wenig Klamotten gekauft, die umgenäht werden müssen." Besonders Abschlussbälle, Hochzeiten und Weihnachtsfeiern waren bisher das Hauptgeschäft der gelernten Schneiderin. "Dass davon nur wenig stattgefunden hat, merke ich auch an Umsatzeinbußen", bedauert Inge Mechler. Glücklicherweise hat sie eine Lösung gefunden, wie sie Änderungsschneiderarbeiten, die noch immer anfallen, trotzdem durchführen kann. Telefonisch nimmt sie die Aufträge entgegen, und die Kunden hängen die entsprechenden Kleidungsstücke an die Tür. So kann Inge Mechler die zuvor vereinbarten Änderungen vornehmen, ohne dass ein direkter Kontakt stattfindet. Die fertigen Kleidungsstücke hängt sie zum Abholen auch wieder an die Tür.
Über ihr zweites Standbein, die Babyklamotten, ist die Schneiderin sehr froh, denn auch hier ist das Geschäft nicht ganz zum Stillstand gekommen. "Die Babykleidung macht mir sehr viel Spaß", meint Inge Mechler. Per Telefon, WhatsApp oder auf der Website von "Inges Nähzimmer" im Onlineshop können Kleidungsstücke ausgesucht und gekauft werden. Da Inge Mechler alles selbst näht, können sich die Kunden ihre Kleidungsstücke selbst zusammenstellen und Stoffe auswählen. Zur Beratung schickt Inge Mechler über WhatsApp Bilder von fertigen Teilen oder verschiedenen Stoffen. Besonders Pumphosen in verschiedenen Farben und Mustern seien sehr beliebt. Das Online-Angebot besteht außerdem aus Sweatshirts, Wendetüchern, Beanies und Windeltaschen.
Die Babyklamotten näht Inge Mechler in den Kleidergrößen 50 bis 104, auf Wunsch und Bestellung sind aber auch größere Größen möglich. Hierzu gibt es direkt auf der Website eine Größentabelle, mit der Kunden die richtige Kleidergröße für ihre Kinder herausfinden können. Die fertigen Stücke liefert die Schneiderin auch gerne zu den Kunden.
Besonders schade ist für Inge Mechler, dass das Fastnachtsgeschäft dieses Jahr flachfallen wird. Normalerweise näht sie um diese Zeit selbst einige "Huddelbätze", repariert oder ändert sie.
Natürlich waren auch die Mund-Nasen-Masken aus Baumwolle gegen Anfang der Pandemie ein neues Geschäftsfeld. "Am Anfang war ich gut beschäftigt und habe zum Beispiel auch für das Rathaus genäht. Da hatte ich jeden Tag zu tun", erzählt Inge Mechler. Doch irgendwann sei der Bedarf weitgehend gedeckt gewesen, und die Nachfrage nahm ab. Jetzt, da weitgehend nur noch medizinische Masken benötigt werden, ist das Maskengeschäft so gut wie stagniert.
Auch wenn die Einschränkungen ein großes Problem für "Inges Nähzimmer" darstellen, sieht Inge Mechler die Notwendigkeit: "Ich sehe ein, dass man das machen muss, damit man irgendwann wieder ein normales Leben führen kann. Es wäre besser, wenn sich wirklich jeder an die Regeln halten würde." Denn nur so würden die enormen Einschränkungen des Einzelhandels auch etwas bewirken.
Vor allem denkt die Schneiderin an ihre Kollegen in der Innenstadt. Sie selbst könne sich noch glücklich schätzen, da sie in den eigenen vier Wänden arbeitet und beispielsweise so keine Miete zahlen muss. "Anderen geht es noch schlechter als mir, ich denke zum Beispiel viel an die Frisöre und an die Gastronomie", gibt sie zu bedenken. Um die Einzelhändler aus der Innenstadt, mit denen sie schon seit Jahrzehnten ein enges Verhältnis pflegt, sorgt sie sich besonders. "Ich hoffe sehr, dass alle wieder aufmachen können und keine großen Schäden davontragen", wünscht sich Inge Mechler. Sie selbst ist guter Hoffnung, dass sich alles bald verbessern wird. "Und solange halte ich durch", sagt sie
> Kontakt: Telefon 06281/4841; Mobil: 0160/4074623. Bestellung: per WhatsApp oder Telefon.
> Onlineshop: www.inges-naehzimmer.de
> Abhol- und Lieferzeiten: nach Vereinbarung.
> Das wird besonders nachgefragt: Pumphosen für Babys.