Historisches Gebäude soll interkultureller Treffpunkt werden
Zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen - Projekt "Farrenstall" wird vom Bund gefördert
Eberstadt. (dore) Der Farrenstall in der Ortsmitte wird saniert und soll künftig die Funktion eines interkulturellen Treffpunkts einnehmen. Finanzielle Unterstützung erhält die Kommune durch das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft, das im Rahmen des Bundesprogramms Ländliche Entwicklung mit der Fördermaßnahme "500 Landinitiativen" insgesamt 10.000 Euro zur Verfügung stellt. Das gaben Dr. Dorothee Schlegel, und Alois Gerig, Mitglieder des Deutschen Bundestags, in Pressemitteilungen bekannt. Mit dem neuen Projekt werden zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen: Neben der Förderung der Integration kann ein historisch bedeutsames Gebäude erhalten werden.
Das Gebäude des Farrenstalls neben der ehemaligen Gaststätte "Adler", der seinen Namen der früheren Nutzung als Stall und Scheune für die Haltung von Deckbullen und Ebern verdankt, könnte sich nicht zuletzt Dank seiner Lage im Ortskern zu einer Art Dorfgemeinschaftshaus im kleineren Rahmen entwickeln, meint Ortsvorsteher Nico Hofmann im Gespräch mit der RNZ.
Doch in erster Linie soll der Farrenstall als Treffpunkt für alle Dorfbewohner dienen. Die Idee sei dabei entstanden, als vor zwei Jahren das alte "Waghäusle" in enger Zusammenarbeit zwischen der Interessengemeinschaft Heimat, Brauchtum und Kultur, Bürgern sowie Asylbewerbern zu neuem Leben erweckt wurde, so Hofmann. Die gemeinschaftliche Arbeit sei sehr förderlich für die Integration der Flüchtlinge in das Ortsleben gewesen, und es seien einige Freundschaften zwischen alteingesessenen Bürgern und Flüchtlingen entstanden. Mittlerweile haben sechs Asylbewerber einen festen Wohnsitz in Eberstadt, und acht wohnen in einer Flüchtlingsunterkunft. Allen sei jedoch gemein, freut sich Hofmann, dass sie gut in die Ortsgemeinschaft integriert seien.
Das erfolgreiche interkulturelle Kleinprojekt "Waghäusle" fungierte als Initialzündung für die geplante Herrichtung des Farrenstalls, der sich gleich daneben befindet. An der Renovierung sollen sich nun wieder viele Flüchtlinge beteiligen. Doch die geschätzten Gesamtausgaben von 37.000 Euro für die Umsetzung des neuen Projekts lassen sich nur mit externer Hilfe stemmen. Umso größer sei nun die Freude, dass der Förderantrag der Musikkapelle Eberstadt an den Bund erfolgreich war, schildert Hofmann.
Die restlichen Kosten werden durch Zuschüsse der Stadt Buchen für die Vereinsförderung, das Ortsteilbudget, Gelder der Interessengemeinschaft Heimat, Brauchtum und Kultur sowie Eigenleistungen finanziert.
Auch interessant
Allgemein soll der neue Treffpunkt die Dorfgemeinschaft fördern, Flüchtlinge integrieren und Generationen verbinden. Er könne beispielsweise als Örtlichkeit für einen Kaffeenachmittag fungieren, an dem sowohl alteingesessene Eberstädter als auch Flüchtlinge zusammen teilnehmen können, erklärt Hofmann.
Denkbar ist auch die Funktion als Ort der Hilfestellung für Asylbewerber, etwa bei Arbeits- und Wohnungssuche oder bei Fragen rund um Schule und Ausbildung. Außerdem könnten die Räumlichkeiten auch für Deutschkurse genutzt werden. Als täglicher Treffpunkt für diese Arten des Austauschs soll vor allem der ehemalige Stall zur Verfügung stehen.
"Der Scheunenbereich könnte z.B. Sonderausstellungen dienen, die insbesondere die Verbindung der Themen Deutschland, Flüchtlinge und Integration aufgreifen", erläutert Hofmann. In etwas fernerer Zukunft könne hier auch ein kleines Heimatmuseum entstehen.
Nicht zuletzt soll durch die Renovierung des Farrenstalls ein historisch wertvolles Gebäude erhalten bleiben und so zum Schutz und der Wahrung der Geschichte Eberstadts beitragen.
Um die baulichen Rahmenbedingungen herzustellen, ist eine "einfache" Sanierung geplant, mit der im September begonnen werden soll. Dabei werden das Bestandsgebäude entrümpelt und gesäubert, die einfache Elektroinstallation erneuert, Toiletten, Teeküche, ein Pelletofen, eine Heizung, Türen und Fenster eingebaut sowie Bodenbelags- und Malerarbeiten verrichtet.