Von Frank Heuß
Buchen. In der Abt-Bessel-Straße in Buchen, in Limbach-Heidersbach, Walldürn-Süd, Mudau-Schloßau, Ravenstein-Oberwittstadt, Adelsheim-Sennfeld, Binau, Mosbach-Diedesheim, im Mosbacher Masseldorn, in Unterschefflenz, Neunkirchen und Schönbrunn wird es bald keine personenbesetzten Sparkassenfilialen mehr geben. "Nicht aus Spaß an der Freude", verlas der Vorstandsvorsitzende der Sparkasse Neckartal-Odenwald, Gerhard Stock, am Donnerstag bei der Bilanz-Pressekonferenz die zwölf Standorte umfassende Liste von Filialschließungen, die zum 1. Mai vollzogen sein sollen.
Hinzu kommt, dass die bisher personenbesetzten Geschäftsstellen Hüffenhardt, Mosbach-Waldstadt, Schwarzach und Rosenberg in Selbstbedienungsstellen umgewandelt werden. Für Waldbrunn-Oberdielbach wurde eine solche gemeinsam mit der Volksbank Neckartal angekündigt, in Mosbach-Lohrbach will man einen gemeinsamen Geldautomaten mit der Volksbank Mosbach betreiben.
"Wir wollen weiterhin in der Fläche stark bleiben", betonte Stock gleichwohl. Dennoch "zwingt der Wettbewerb zu Veränderungen". Das dichte Filialnetz stamme noch aus einer Zeit, als nahezu der gesamte Geldtransfer auf dem Belegweg ablief. 2015 waren das aber nur noch rund zehn Prozent. Und auch in anderen Bereichen machen die Zahlen den Trend deutlich. So würden inzwischen nur noch acht Prozent aller Geschäftsvorfälle am Schalter abgewickelt. 46,3 Prozent der Konten sind für Internetbanking freigeschaltet.
Weil man erkannt habe, dass "die Massivität nicht mehr zu halten ist", sei vor etwa einem Dreivierteljahr eine Arbeitsgruppe eingesetzt worden. Diese hat nun eine Vielzahl von Maßnahmen der Umstrukturierung erarbeitet, die von vereinheitlichten Öffnungszeiten über Produkterneuerungen bis hin zu eben dem unangenehmen Standortabbau reichen.
Zu letzterem habe man sich aber Kompensationen einfallen lassen - insbesondere ein telefonisch abrufbarer, mobiler Service soll es ermöglichen, viele Leistungen den Kunden nach hause bringen zu können. "Das ist günstiger, als kaum frequentierte Filialen zu erhalten", fügte Sparkassendirektor Martin Graser hinzu, der im Oktober 2015 die Nachfolge von Helmut Augustin im Vorstand angetreten hat. Nicht zuletzt sei man bei den Streichungen mit Fingerspitzengefühl vorgegangen und habe insbesondere darauf geachtet, wie weit die jeweils nächste Filiale entfernt ist.
Kündigungen werde es keine geben, versprach Gerhard Stock: "Die Mitarbeiter geschlossener Filialen werden auf andere umverteilt." Ein gewisser Abbau bei den derzeit 487 Personalstellen werde aber - wie schon in den Jahren zuvor - dadurch vollzogen, dass frei werdende Stellen nicht mehr besetzt werden. Dies gelte jedoch nicht für alle Tätigkeitsfelder gleichermaßen: "Hochwertige Beratung wird immer mehr nachgefragt und wird noch gestärkt", führte Graser weiter aus. Ebenfalls nicht gespart werden soll beim sozialen Engagement. "Initiativen wie die Weihnachtsaktion der Rhein-Neckar-Zeitung wollen wir auch weiterhin unterstützen", unterstrich Gerhard Stock.
"Wir wollten das alles offen ansprechen", appellierte der Vorstandsvorsitzende um Verständnis der Betroffenen. "Wir haben zwar eine kommunale Trägerschaft, aber dennoch müssen wir dieses Haus wirtschaftlich führen", erklärte Stock. Nicht zuletzt sei auch die finanzpolitische "Großwetterlage" bei einer anhaltenden Niedrigzinsphase nicht günstig für einlageorientiert Kreditinstitute.
Die Bilanz im Jahr 2015 sei trotz dieser schwierigen Rahmenbedingungen noch "zufriedenstellend" ausgefallen. So wird für das vergangene Jahr ein Gewinn von 1.484.000 Euro ausgewiesen, die Eigenkapitalquote liegt bei 16,3 Prozent.
Mit der Investition von rund fünf Millionen Euro in die energetische Sanierung und Modernisierung der Hauptfiliale in Mosbach habe man eine notwendige Investition in die Zukunft vorgenommen. Diese sei auch wegen Anforderungen der Barrierefreiheit und des Brandschutzes unausweichlich geworden.