Höpfingen: Dankbarer US-Gast überraschte Familie Schmitt

Als Junge bei Erholungsfreizeiten des DRK für Tschernobyl-Kinder dabei - Heute ein erfolgreicher Unternehmer in Übersee

06.11.2013 UPDATE: 06.11.2013 05:00 Uhr 2 Minuten, 28 Sekunden
Beim Besuch einer Kindergruppe aus Tschernobyl im Bundeswehrdepot gab es auch einen 'Tag der Begegnung'. Bei einem solchen Besuch war auch Iwan dabei. Foto: H. Sieber
Von Hans Sieber

Hardheim/Höpfingen. "Dank hat kurze Beine", so sagt ein altes deutsches Sprichwort über die Vergänglichkeit von Dankbarkeit und Treue. Das folgende Beispiel soll aber das Gegenteil davon beschreiben. Ein völlig unerwartetes, aber umso erfreulicheres Wiedersehen erlebten Martin und Heike Schmitt, die Inhaber des Cafés Schmitt, vor kurzem. Es öffnete sich die Haustüre und herein kam ein Gast. "Das kann doch nicht sein, das ist doch Iwan", so lautete Martin Schmitts erste Reaktion. Im Nu lagen sich beide in den Armen. Ehefrau Heike kam hinzu und das gegenseitige Fragen nahm kein Ende. Schließlich fand sich neben den Familienangehörigen auch Hans Sieber, der seinerzeitige Initiator der Tschernobylhilfe des DRK Hardheim, kurzfristig zum Wiedersehenstreffen ein.

Iwan Iwanowitsch (Name geändert, die Red.), kam als 13-Jähriger aus der Tschernobyl-Region über eine Erholungsmaßnahme des DRK Hardheim in den 1990er Jahren in die Familie von Hans und Klara Schmitt, den Eltern von Martin Schmitt Dieser, seinerzeit noch unverheiratet, nahm sich dieses Jungen an, der sich recht geschickt anließ, wissbegierig war und sich schließlich als "Haus-, Hof-, Lokal- und Kegelbahn-Spezialist" fast unersetzlich machte.

Sehr zur Gaudi der Gäste des Café Schmitt, denn er war leutselig, hilfsbereit, flink und unheimlich interessiert an allem, was sich um und in Höpfingen ereignete. Und was immer wieder für Heiterkeit beim Wiedersehen sorgte: "Er war ein echter Freggling!" Schließlich kehrte er mit einem alten Computer, den ihm "Metzgers Otmar" zum Abschluss schenkte und einem satten Trinkgeld, für das die Gäste des Cafés sorgten, in seine Heimat zurück.

Mit 15 Jahren war "Schluss mit lustig". Iwan wurde für den Wehrdienst gemustert und durfte nach den seinerzeit geltenden Regeln, nicht mehr ins Ausland reisen; in den Westen schon gar nicht. Im Café Schmitt hatte nun keinen "Saisonkellner" und "Gästeanimateur" mehr.

Aber Iwans Traum, irgendwann nach Amerika auszuwandern, nahm konkrete Formen an. Während eines Studentenaustausches besuchte er das Land seiner Träume und beschloss, mit 50 Dollar in der Tasche dort zu bleiben und Colleges zu besuchen. Gelegenheitsjobs als Kellner oder Housekeeper verhalfen ihm, Fuß zu fassen und sich empor zu arbeiten. Und das gelang, denn inzwischen ist Iwan zu einem Unternehmer avanciert, gibt 60 Menschen Arbeit und Brot, hat geheiratet und zwei Kinder.

Eigentlich ist das die Geschichte von einem "Tellerwäscher zum Millionär". Nur ein Millionär sei er noch nicht, sagte Iwan Iwanowitsch ganz spontan, als Lena, die Tochter von Martin und Heike Schmitt ihn in perfektem Englisch darauf anspricht. Der Grund läge darin, dass er im Gegensatz zu anderen die Gewinne aus der Firma nicht "verjubele", sondern in seine Firma investiere.

Dass Iwan Iwanowitsch nicht als Tourist in Deutschland ist, zeigt sein Terminkalender und sein E-Mail-Portal. Kontakte mit mehr als 150 Geschäftspartnern aus aller Welt und in München will er sich mit einer Menge Partnern treffen. Bevor Iwan seine Reise durch Deutschland antrat, hatte er nicht nur sechs Länder in "Old Europe" besucht, sondern auch einen völlig überraschenden Besuch "in Höpfi" gemacht.

Und diesen Besuch hielt er völlig geheim: Er wollte seine Gastgeberfamilie aus den 90er Jahren überrumpeln, dort übernachten und ihr herzlich danken. "Ohne diesen Aufenthalt in Höpfingen bei Familie Schmitt hätte mein Leben diesen Wandel nicht genommen!" Dafür sei er dankbar, sagte Iwan in einem akzentfreien Englisch.

Im Hause Schmitt ist diese Art der Verständigung kein Problem, konnten sich doch schon bei Iwans ersten beiden Aufenthalten Martin und seine Schwester Doris mit Iwan, der in einem Gymnasium Englisch als Fremdsprache erlernte, problemlos unterhalten. Neu in der Riege der Dolmetscher ist nun Ehefrau Heike und Tochter Lena gekommen, die als Schülerin in der Abschlussklasse der Walter-Hohmann-Realschule Iwan durch ihre Englischkenntnisse überraschte. Sie lernte Iwan erst jetzt kennen, denn der Polterabend von Martin und Heike war seinerzeit der letzte "Höhepunkt" für ihn.

Und das Schönste zum Schluss: Iwan Iwanowitsch lud die ganze Familie Martin Schmitt zu einem Besuch in die USA ein. Denn, das betonte er immer wieder: "Euch habe ich so viel zu verdanken!"

(Der Kommentar wurde vom Verfasser bearbeitet.)
(zur Freigabe)
Möchten sie diesen Kommentar wirklich löschen?
Möchten Sie diesen Kommentar wirklich melden?
Sie haben diesen Kommentar bereits gemeldet. Er wird von uns geprüft und gegebenenfalls gelöscht.
Kommentare
Das Kommentarfeld darf nicht leer sein!
Beim Speichern des Kommentares ist ein Fehler aufgetreten, bitte versuchen sie es später erneut.
Beim Speichern ihres Nickname ist ein Fehler aufgetreten. Versuchen Sie bitte sich aus- und wieder einzuloggen.
Um zu kommentieren benötigen Sie einen Nicknamen
Bitte beachten Sie unsere Netiquette
Zum Kommentieren dieses Artikels müssen Sie als RNZ+-Abonnent angemeldet sein.