Erst wurde im Süden des Bahnhofs „wild“ geparkt, dann lagerte hier Baumaterial. Jetzt wollen Stadt und Bahn geordnete Verhältnisse. Foto: Dorn
Von Philipp Weber
Weinheim. Die gute Nachricht für Pendler: Es gibt wieder Parkplätze im Süden des Weinheimer Hauptbahnhofs. Die aus sicht vieler Autofahrer eher schlechte: Die Plätze sind künftig nicht mehr kostenlos. Das geht aus einer Mitteilung hervor, die die Stadt Weinheim am Montag verschickt hat. Demnach sollen ab kommendem Montag, 14. September, 78 neu angelegte Stellplätze zur Verfügung stehen. Sie sollen Tagesparkern zur Park-and-Ride-Nutzung dienen – und bereits vorhandene Angebote für Kurz- und Dauerparker ergänzen.
> Die Kosten: Ein Tagesticket für den bereits fertig markierten Parkplatz im Süden von Haupt- und Omnibusbahnhof soll künftig vier Euro kosten. Die Tickets werden am Automaten gezogen. Dieser Preis orientiere sich an ähnlichen Angeboten in vergleichbaren Städten, landes- wie bundesweit, teilt die Stadt Weinheim auf RNZ-Anfrage mit.
Die Verwaltung geht in ihrer Mitteilung zudem sehr ausführlich auf die neue Parkgebühr ein. "Erfreulicherweise" sei es gelungen, mit der Bahn die Nutzung des Geländes im Süden des Bahnhofs vertraglich zu regeln, so die Erklärung. Die Stadt habe die Fläche des nunmehr offiziellen Pendlerparkplatzes so herrichten lassen, dass diese als verkehrssicher gilt. Die Bahn ist Eigentümerin von Teilen dieser Fläche und habe das "wilde" Parken bislang nur geduldet. Damit war es allerdings bereits vorbei, als die RNV oberhalb der Parkplätze die Straßenbahn-Haltestelle "Hauptbahnhof" bauen ließ. Der Parkplatz wurde gesperrt, weil die Baufirmen dort ihre Lagerfläche hatten.
"Hintergrund der Einführung eines kostenpflichtigen Tagestickets ist, dass diese Stellplätze sonst schnell durch andere Nutzer belegt werden und nicht für Park-and-Ride-Kunden zur Verfügung stehen", lässt sich OB Manuel Just zitieren. Durch die Erhebung der Gebühr solle aber noch ein weiterer Missstand behoben werden: So waren die Stellplätze südlich des Hauptbahnhofs früher oft schon vom frühen Morgen an belegt, während die eigentlich komplett vermieteten Park-and-Ride-Stellplätze für Dauerpendler an der Kapellenstraße (in der nördlichen Umgebung des Bahnhofs, Anm. d. Red.) meist zur Hälfte unbesetzt waren.
Nach Verwaltungsangaben führte dies zu der Vermutung, dass die Mieter der Stellplätze an der Kapellenstraße morgens lieber auf den bisher kostenlosen Stellplätzen im Süden parkten. Von dort aus ist es zu Fuß näher zu den Bahnsteigen. Auf diese Weise belege ein Pendler indes gleich zwei Plätze, heißt es aus dem Rathaus: den gemieteten Stellplatz und einen Platz im Süden des Hauptbahnhofs.
> Die sonstigen Angebote. Die 78 neu ausgewiesenen Parkplätze ergänzen die Stellplätze für Kurzparker rund um das Empfangsgebäude und die Miet-Stellplätze an der Kapellenstraße. Für Letztere werden Monats- und Jahrestickets ausgegeben.
Auf Nachfrage nennt die Stadt die Größenordnungen der jeweiligen Angebote: So finden auf den Kurzzeitparkplätzen circa 35 Wagen Platz. Die Parkzeiten starten bei 30 Minuten oder einer Stunde und reichen bis hin zur Tagespauschale. An der Kapellenstraße gibt es 56 Stellplätze für die Besitzer von Monats- und Jahrestickets. Ein Monatsticket kosten derzeit 16 Euro, ein Jahresticket aktuell 130 Euro. Nördlich des Hauptbahnhofs, in der "Kapellenstraße Nord", stehen noch 16 Stellplätze zur freien Verfügung.
> Die Besitzverhältnisse. Bei den Kurzzeitparkplätzen direkt am Empfangsgebäude handelt es sich um öffentliche städtische Verkehrsflächen. Der Park-and-Ride-Parkplatz in der Kapellenstraße gehört der Bahn, Grundlage der Bewirtschaftung des Parkplatzes ist eine vertragliche Vereinbarung, ein sogenannter Gestattungsvertrag. Der neu gestaltete Pendlerparkplatz im Süden des Busbahnhofs gehört zum Teil der Stadt, zum Teil aber auch der Bahn. Dennoch soll auch dieser Parkplatz einheitlich bewirtschaftet werden. Die Bewirtschaftung läuft über die Stadt Weinheim, die ihrerseits die Fläche von der Deutschen Bahn anmietet.
> Der Vergleich mit früheren Zeiten. Es liegt die Vermutung nahe, dass in Zeiten des "wilden" Parkens noch mehr Pendler auf die Plätze im Süden von Haupt- und Busbahnhof strömten. Doch die Stadtverwaltung teilt diese Einschätzung nicht: "Die Anzahl der Stellplätze auf der neu hergestellten Park-and-Ride-Fläche entspricht ungefähr der Menge an Stellplätzen, als dort ,wild’ geparkt wurde", teilen die Fachleute auf Anfrage mit.