Weinheim

Klangskulptur eingeweiht

Musikschüler und ein Profimusiker traten zur Eröffnung der Klangskulptur III auf dem Alten Friedhof auf - Künstlerin erläuterte Zen-Weg

01.10.2018 UPDATE: 03.10.2018 04:00 Uhr 2 Minuten, 23 Sekunden

Rund 50 Zuhörer verfolgten den Kulturabend auf dem Alten Friedhof. Das Querflötenquartett der Musikschule machte den Anfang. Foto: Kreutzer

Weinheim. (keke) Bunte Gebetsfahnen und ein "Zen-Weg" der Birkenauer Künstlerin Dorothee Rust weisen dem Auge den Weg. "Immer den Ohren nach" führt die Klang-Spur der noch eifrig probenden Schüler der Musikschule Badische Bergstraße zu einer massiven Holzskulptur aus geschälten Robinien-Stämmen auf die Wiese am Eingang des Alten Friedhofs.

"Klangskulptur III" hat der Weinheimer Künstler Horst Busse das Werk betitelt, das dank der Arbeit von Schülern und Lehrern der Hans-Freudenberg-Schule Form und Gestalt angenommen und seinen Platz gegenüber der Grabstätte der Mitbegründer der Freudenberg-Dynastie gefunden hat. Rund 50 Zuhörer haben sich hier am Wochenende eingefunden, um der von einem Serenadenkonzert verschiedener Musikschulensembles umrahmten Einweihung der Skulptur beizuwohnen.

Zuvor aber noch einmal auf den Zen-Weg: "Bei der Frage bleiben - Nicht die Antwort suchen - Nur betrachten - Und lächeln" steht auf Holzplatten, die den Weg markieren. Daneben liegen in Stein festgehaltene Abdrucke von Rhabarberblättern. Im Schwebezustand des Zen werde man der Dinge gewahr, wie sie sind. Ohne zu werten, ohne nach Sinn oder Unsinn zu fragen, so die Künstlerin: Den gibt es nicht, "jedenfalls nicht da, wo man ihn sucht."

"Die Älteren unter uns fuhren hier im Winter Schlitten, als es noch Schnee gab", erinnert sich Alexander Boguslawski, Vorstandsmitglied der Bürgerstiftung, an frühere Zeiten. Seit gut 125 Jahren ist der Friedhof nicht mehr in Betrieb. Jetzt will ihn die Bürgerstiftung mit der Unterstützung weiterer Mitstreiter zu einer Stätte kultureller Begegnung machen.

Das Querflötenquartett der Musikschule unter der Leitung von Barbara Pfliegensdörfer macht den Anfang mit Pierre Pauborns "Quatuor pur Flûtes" und "Berceuse Badinerie". Arcangelo Corellis "Sarabande und Gavotta" steigt in wohltönenden Klängen hinauf unter das Blätterdach sich herbstlich bunt verfärbender Bäume, die von einem stahlblauen Himmel überkrönt werden. Stimmung pur!

Miriam Herhold und Kira Reichenbacher holen Ludwig van Beethoven mit dem "Duo in G" für zwei Flöten "Allegretto con brio" und "Menuetto Trio" in den Park. Das helle Zwitschern der Vögel vermischt sich mit dem dunklen Halbstundenschlag der nahen Peterskirche. Auch dies passt zu dem harmonischen Dreiklang aus Musik, Kunst und Natur.

Mit dem "gemischten Bläserensemble" unter der Leitung von Martina Heimes, Tilman Susatos "Renaissance-Suite", Hans Leo Hasslers "Tanzen und Springen" und Ronan Hardimans "Lord of the Dance" aus "My Fair Lady" wird es lauter und rhythmischer. Und es bildet sich ein passender Übergang zu der Einweihung der "Klangskulptur III" - die von Torsten Gellings bespielt wird.

"Klangskulptur III" deshalb, so der Vorsitzende der Bürgerstiftung, Adalbert Knapp, weil Busse schon vor fünf Jahren mit Schülern der Freudenberg-Schule ein ähnliches Projekt verwirklicht hatte, das später mit dem Gudrun- und Karl-Heinz Maiwald-Preis der Bürgerstiftung ausgezeichnet wurde. Eine zweite tönende Klangskulptur in Zusammenarbeit mit Jugendlichen aus der Bonhoefferschule, diesmal aus bis zu drei Meter hohen und mit Löchern versehenen Bambusstäben erstellt, folgte vor drei Jahren. "Leider hat man sie kaum gehört", bedauerte Busse: "Nur wenn der Wind exakt auf die Löcher blies, haben sie geklungen." Die gut zwei Meter hohe, sieben Meter lange und zweieinhalb Meter breite Skulptur III soll nun mit den Tönen der Natur verschmelzen.

Zuvor aber trommelte Gellings ein Feuerwerk experimenteller Emotion auf die Klangelemente der Skulptur. Er streichelte und malträtierte abwechselnd mit Schlegeln und Drumstöcken das "Donnerblech" der zwei Quadratmeter großen Messingplatte, versetzte die frei schwingenden Eisen- und Metallrohre in Extase und entlockte den Holzstämmen musikalische Urlaute. Im Zusammenspiel mit Bongos und Trommeln verwuchsen auch hier Natur und Musik zu einer klangfarbenerfüllten Einheit.

Für ihn stelle die Klangskulptur gemeinsam mit einem aus einem Odenwälder Steinbruch herbeigeschafften, 1000 Kilo schweren Granitstein ein "Werk immerwährender Verwandlung" dar, so Busse: "Mein Traum wäre es, wenn die Skulptur und der Stein als ,Land Art’-Objekt den Klang der alten Bäume aufnehmen und deren Gesang im Spiel der Jahreszeiten wiedergeben würden."

(Der Kommentar wurde vom Verfasser bearbeitet.)
(zur Freigabe)
Möchten sie diesen Kommentar wirklich löschen?
Möchten Sie diesen Kommentar wirklich melden?
Sie haben diesen Kommentar bereits gemeldet. Er wird von uns geprüft und gegebenenfalls gelöscht.
Kommentare
Das Kommentarfeld darf nicht leer sein!
Beim Speichern des Kommentares ist ein Fehler aufgetreten, bitte versuchen sie es später erneut.
Beim Speichern ihres Nickname ist ein Fehler aufgetreten. Versuchen Sie bitte sich aus- und wieder einzuloggen.
Um zu kommentieren benötigen Sie einen Nicknamen
Bitte beachten Sie unsere Netiquette
Zum Kommentieren dieses Artikels müssen Sie als RNZ+-Abonnent angemeldet sein.