Jugendliche machten den Bewohner des Waldpark-Hauses, Gerhard Laan, am Freitag darauf aufmerksam, dass sie einen Biber am Teich vermuten. Laan suchte die Stelle sofort auf und ist sich sicher: „Ganz klar, das ist das Werk eines Bibers.“ Foto: Sturm
Von Axel Sturm
Ladenburg. Diese Nachricht hätte den Ehrenbürger und langjährigen Bürgermeister Reinhold Schulz, der Namensgeber des Waldparks ist, sicherlich gefreut: Am Lieblingsort des 2008 verstorbenen Bürgermeisters hat sich nun ein unter Naturschutz stehender Biber angesiedelt. Schulz war zwar ein großer Katzenliebhaber, aber für ihn war die Vielfalt der Tierwelt in Ladenburg und speziell im Waldpark immer besonders wichtig. Die beiden Experten und Biberbeauftragten der Stadt, Alexander Spangenberg und Dieter Nährig, sagten schon vor Monaten die Ansiedlung weiterer Biber im Stadtgebiet von Ladenburg voraus.
Ältesten Baum angeknabbert
Nun haben sich die oder der Biber also den Waldpark als neues Revier ausgesucht. Mit seinem Teich und dem alten Baumbestand erscheint er als Paradies für die Nager. Die Biberfamilie an der Bacherlebnisstation fühlt sich dort zwar wohl, aber jetzt war es offensichtlich an der Zeit, dass der Nachwuchs nach einem eigenen Revier Ausschau halten musste. Nach etwa zwei Jahren verlassen die halbwüchsigen Biber den Bau ihrer Eltern.
Der Bewohner des Waldpark-Hauses und Parkkenner Gerhard Laan, der auch das Tiergehege betreut, staunte am Freitagabend nicht schlecht, als er die ersten Fleißarbeiten des Waldpark-Bibers entdeckte. Der putzige Nager setzte gleich ein Zeichen und knabberte mit einer riesigen Weide den ältesten und höchsten Baum des Parks an. Der Baumstamm hatte am Samstagmorgen schon deutliche Nagespuren, sodass es keine zwei Meinungen gibt. "Ganz klar, das ist das Werk eines Bibers", sagte Laan am Samstagmorgen der RNZ vor Ort.
Der Tierfreund hatte den Hinweis, dass es Biber im Waldpark geben könnte, von zwei Jugendlichen bekommen. Die klingelten am Freitagabend bei den Laans und berichteten aufgeregt, dass sie Biberspuren entdeckt haben. Laan schoss am Freitagabend ein erstes Foto von dem angenagten Stamm und konnte damit beweisen, dass die Arbeit in der Nacht fortgesetzt wurde. Selbst gesehen hat ihn der Gärtnermeister aus Holland, der mit seiner Frau schon seit vielen Jahren im Waldparkhaus wohnt, zwar nicht, aber als er sich in der Nacht dem Revier näherte, hörte er, wie der Nager im Waldparkteich abtauchte.
Ganz so glücklich sind die Laans allerdings nicht, denn wenn der riesige Baum in die falsche Richtung umfallen sollte, könnte er genau auf das Haus fallen, in dem sie wohnen. "Biber sollen ja gute Baumeister sein, und normalerweise fallen die Bäume, die gefällt werden, ins Wasser", gibt sich Laan optimistisch und vertraut auf die Baufähigkeiten der pelzigen Architekten. Laan begrüßt es, dass sich auch der Biber Stück für Stück die alten Reviere wieder zurückholt.
Für seine Tierliebe ist Laan bekannt. Er baute schon, als der Waldpark in den 1970er Jahren angelegt wurde, einen kleinen Streichzoo auf. Dort kamen die Eltern gerne mit ihren Kindern hin, um Ziegen, Gänse und Hühner zu füttern und zu streicheln. Die Ziegen gab Laan nach Anwohnerbeschwerden wegen des Geräuschpegels schweren Herzens ab. Jetzt kümmert er sich um die Hühner, Enten und Tauben des Waldparks. Auch die Vogelwelt im Waldpark beobachtet der Mann mit dem grünen Daumen genau. So bedauert er beispielsweise, dass seit fünf Jahren der Pirol nicht mehr zu sehen ist. "In der Natur ist es eben ein Kommen und Gehen", sagte Laan. Bis zum Wochenende hätte er nicht gedacht, dass er einmal einen Biber als Nachbar haben wird.
Der erste Biber siedelte sich in Ladenburg schon vor drei Jahren an der Bacherlebnisstation an. Mittlerweile sind im städtischen Haushalt sogar Mittel in Höhe von 25.000 Euro für den Schutz dieser Tierart eingestellt. "Wir begrüßen den teuersten Bürger unserer Stadt", sagte Bürgermeister Stefan Schmutz einmal scherzhaft beim Neujahrsempfang am Antoniustag.
Die Ladenburger Biber betreuen der örtliche BUND und der Bauernverband gemeinsam. Weil der Nager mit seinen Staudämmen die angrenzenden Felder der Landwirte flutet, gab es schon mehrere Aktionen. Erst in der vergangenen Woche legten der Vorsitzende des Bauernverbands, Steffen Linnenbach, und Biberbeauftragter Spangenberg eine Dränage in einen Damm. Damit sollen erneut überflutete Felder verhindert werden.