Von Annette Steininger
Hirschberg. Als die RNZ Michael Frank danach fragt, wie er überhaupt zum Deutschen Roten Kreuz (DRK) gekommen ist, antwortet er schmunzelnd: "Das ist doch eigentlich klar, oder?" Schließlich ist sein Vater Hans Frank so etwas wie eine "DRK-Legende". Er führte den Leutershausener Ortsverein von 1981 bis 2002. Dann wurde Sohn Michael (57) zu seinem Nachfolger gewählt. Seit 2011 – es war das Jahr der Fusion der beiden Ortsverbände Leutershausen und Großsachsen – ist er nun Vorsitzender des DRK Hirschberg. Und zudem sitzt er seit 2010 im Präsidium des Kreisverbandes als Vertreter der Ortsverbände der Bergstraße von Laudenbach bis Schriesheim sowie Heddesheim und Ilvesheim.
"Vieles hat sich in den sozialen Bereich verlagert"
Doch Michael Frank kann auf eine noch viel längere Rot-Kreuz-Geschichte zurückblicken: Seit sage und schreibe 42 Jahren ist er Mitglied, zunächst im Jugendrotkreuz, später dann beim DRK selbst. Bis heute habe er seinen Beitritt nicht bereut.
"Ich war in meiner Jugend bei den Pfadfindern aktiv." Dann habe es aber Überlegungen gegeben, wieder ein Jugendrotkreuz in Leutershausen ins Leben zu rufen. Als ihn sein Vater dann fragte "Hast du Interesse?", fackelte Michael Frank nicht lange und wechselte von den Pfadfindern zum Jugendrotkreuz.
Dafür gab es viele Gründe. Zum einen hat Frank schon immer gerne anderen Menschen geholfen. Und zum anderen sei "fast die halbe Abschlussklasse 1978 der Martin-Stöhr-Schule" dem Jugendrotkreuz beigetreten, verrät der Leutershausener. Außerdem hätten sie so die Möglichkeit gehabt, etwas Eigenes zu gestalten. Außerdem schätze er das Miteinander und die Freundschaft.
Bereits mit 14 Jahren absolvierte Frank erstmals einen Erste-Hilfe-Kurs. Heute kann man an entsprechenden Kursen erst ab 16 Jahren teilnehmen. Aus seiner Zeit beim Jugendrotkreuz sind dem 57-Jährigen besonders die vielen Pfingstzeltlager auf der Tromm in Erinnerung geblieben. Er leitete das Jugendkreuz, bis er 36 Jahre alt war. "Dann war es Zeit, das Ganze in jüngere Hände zu legen", findet Frank. Theoretisch kann man Mitglied im Jugendrotkreuz sein, bis man 27 Jahre alt ist. Und es auch bleiben, wenn man Gruppenleiter ist. Wie bei der Feuerwehr ist aber ein Alter von 18 Jahren für Einsätze erforderlich.
Schon seit über vier Jahrzehnten beim Deutschen Roten Kreuz aktiv: Michael Frank. Auf dem linken Bild sieht er (li.) bei der Abschlussübung eines Sanitätslehrgangs 1981 zu. Rechts reicht Frank (direkt am Lastwagen) im Jahr 1980 Altkleider weiter, die das DRK schon damals gesammelt hat. Foto: privatApropos: Wie die Feuerwehrleute haben auch die DRK-Aktiven einen Piepser und fahren in der Regel zu den gleichen Einsätzen. "Nur wenn beispielsweise die Meldung ,Wasserrohrbruch’ erscheint, fahren wir nicht los", erklärt der DRK-Vorsitzende. Die Freiwilligen übernehmen bei Einsätzen die Erstversorgung von Verletzten und übergeben dann an den Rettungsdienst.
Früher seien sie häufiger gefragt gewesen, sagt Frank. Aber seit der Arbeiter-Samariter-Bund (ASB) die Rettungswache im Gewerbepark betreibe, kommen sie häufig gleichzeitig an, und das DRK kann wieder einrücken. Frank, der seit den 1980er Jahren der Bereitschaft angehört, kann sich an keinen richtig schlimmen Einsatz erinnern, den er meistern musste. Als damals das Rathaus in Großsachsen brannte, weilte der DRK-Vorsitzende gerade nicht in Hirschberg wegen eines Verwaltungsausflugs.
Sein letzter großer Einsatz war beim Brand der Schnapsbrennerei auf dem Obsthof Volk im März. "Da klopft einem schon richtig das Herz", räumt der DRK-Vorsitzende ein, "zumal Werner ein Schulkamerad ist". Doch bis auf hohen Sachschaden ging der Brand glimpflich aus. Als es im vergangenen Jahr bei der AVR brannte, versorgte das DRK die Feuerwehr mit Imbissen, auch eine der vielfältigen Aufgaben des Roten Kreuzes.
Schon seit über vier Jahrzehnten beim Deutschen Roten Kreuz aktiv: Michael Frank. Auf dem linken Bild sieht er (li.) bei der Abschlussübung eines Sanitätslehrgangs 1981 zu. Rechts reicht Frank (direkt am Lastwagen) im Jahr 1980 Altkleider weiter, die das DRK schon damals gesammelt hat. Foto: privatAußer seiner Tätigkeit im Bereitschaftsdienst organisiert Frank die klassischen Tätigkeiten eines Vorsitzenden wie Sitzungen und Versammlungen einberufen und leiten, Beschlüsse der Mitgliederversammlung umsetzen, den Geschäftsbericht erstellen und vieles mehr. Außerdem betreut er den Internet-Auftritt des Ortsvereins. "Ich kümmere mich um den Papierkram und stehe in Kontakt mit unserem Kreisverband und den Behörden", zählt der Vorsitzende auf. Praktisch, dass er selbst bei der Hirschberger Verwaltung als stellvertretender Hauptamtsleiter tätig ist.
"Die Arbeit des DRK ist in den letzten Jahren generell vielfältiger geworden", findet Frank. "War sie, als ich angefangen habe, noch geprägt durch Sportplatzdienste beim FVL und Hallendienste bei der SGL und TVG, so verlagert sich vieles in den sozialen Bereich." Auch die Wahrnehmung des DRK in der Öffentlichkeit hat sich seines Erachtens gewandelt. "Früher waren DRK und Rettungsdienst quasi dasselbe."
Heute biete das DRK Hausnotruf an, betreibe Seniorenwohnheime, ambulante Pflege, bringe Essen auf Rädern, betreibe Tafel- und Second-Hand-Läden und vieles mehr. "Klassiker" wie die Blutspende-Aktionen oder die Sammlung von Altkleidern sind aber geblieben.
Michael Frank (damals Gruppenführer, stehend, 2.v.li.) beim Erste-Hilfe-Wettbewerb in Reilingen im Jahr 1984. Foto: privatAuch in Hirschberg zeige sich eine deutliche Erweiterung bei sozialen Themen. So veranstaltet das DRK zum Beispiel Seniorenprogramme, "wenn es denn die Situation wieder erlaubt". "Und in Leutershausen haben wir – meines Wissens einmalig im Kreisverband – einen Gedächtnistrainingskurs." Nicht zuletzt stellt das DRK auch die Hirschberger Integrationsmanagerin Nassim Alizadeh.
Seit einigen Jahren sei die Gemeinde zudem ein Ausbildungsstandort des Kreisverbandes. "Dadurch können wir auch den Bürgern die Möglichkeit bieten, Erste Hilfe vor Ort zu erlernen", erzählt Frank. Das ist auch möglich geworden, weil das DRK im Jahr 2012 eigene Räume im Hilfeleistungszentrum beziehen konnte. Zuvor hatten die beiden damals noch eigenständigen Ortsvereine kleine Räume im Feuerwehrhaus (Großsachsen) und in der Schillerschule (Leutershausen). Das Material lagerte in unterschiedlichen Gebäuden. "Jetzt haben wir alles an einer Stelle", freut sich Frank. Der Ortsverein sei der Gemeinde für deren großzügige Unterstützung sehr dankbar.
Er versuche umgekehrt, seinen Teil wieder zurückzugeben. "So werden alle Veranstaltungen aller Vereine und der Gemeinde grundsätzlich kostenlos betreut", erläutert Frank. Ausnahmen seien nur die wenigen Veranstaltungen, die eine deutliche Gewinnerzielungsabsicht hätten wie das Straßenfest. "Aber auch hier bewegen wir uns auf vergleichsweise niedrigem Niveau", findet der DRK-Vorsitzende.
Das DRK kommt auch selbst gerne zusammen, beispielsweise beim Kehrrangfest, das es mit der Feuerwehr organisiert. Aufgrund der Corona-Pandemie mussten allerdings alle Festivitäten abgesagt werden, ebenso eine Blutspende-Aktion.
Auch Schulungen wird es bis Ende des Jahres nicht geben. Dafür sei der DRK-Raum zu klein, sagt Frank. Immerhin trifft sich das Deutsche Rote Kreuz zumindest outdoor wieder. Für Menschen wie Michael Frank, die das Miteinander so schätzen, ein wichtiger Schritt in Richtung Normalität.