Wässerten den Walnussbaum vor der Wohnanlage: (v.l.) Hannelore Lueg, Bürgermeister Simon Michler, Bauhof-Leiter Herbert Stein, Wohnlagen-Hausmeister Ahmet Akcay, Integrationsbeauftragte Sina Montassere, Integrationsmanager Christophe Krug und Gemeinderat Dietrich Herold. Foto: Pilz
Von Nicoline Pilz
Edingen-Neckarhausen. Die neue Flüchtlings- und Sozialunterkunft in der Mannheimer Straße wird, wenigstens von Verwaltungsseite her, nicht mehr als solche bezeichnet. Doch wie die Anlage zur kommunalen Anschlussunterbringung von Flüchtlingen heißen soll, war lange unklar geblieben.
Das Bündnis für Flüchtlingshilfe hatte in der jüngsten Sitzung des Integrationsausschusses vor Ort den Namen "Mandela-Anlage" ins Spiel gebracht. Die Unabhängige Bürgerliste (UBL-FDP/FWV) hatte hingegen "WoMa" für Wohnanlage Mannheimer Straße präferiert.
Am daraufhin ausgelobten Namenswettbewerb der Gemeinde beteiligten sich 30 Personen, die insgesamt 36 Vorschläge machten. Darunter waren, so sagte Bürgermeister Simon Michler am Montag beim Ortstermin, doch recht exotische Nennungen wie "Paradies", "Olympia-Park" oder "WIEN" für "Willkommen in Edingen-Neckarhausen".
Die zwölfköpfige Jury brachte drei Runden hinter sich, in denen am Ende zwei Einsendungen Kopf an Kopf mit jeweils fünf Stimmen lagen: "WoMa" und "Am Nussbaum", eine Idee, die Hannelore Lueg, Vorstandsmitglied im FDP-Ortsverein, vorgetragen hatte. Herausgekommen ist nun ein Kompromiss, mit dem es sich gut leben lässt: "Wohnanlage am Nussbaum".
Um die Namensgebung symbolkräftig zu feiern, wurde am gestrigen Montag an der Anlage ein frisch gesetzter Walnussbaum kräftig gewässert. Die Walnuss von der Ladenburger Baumschule "Huben" gilt als erster Ersatz für zwei alte Nussbäume, die den Erdarbeiten bei der Errichtung der Unterkunft zum Opfer gefallen sind.
Den ausgelobten Preis im Wettbewerb erhielt Hannelore Lueg aus den Händen von Simon Michler. Sie spendete die 50 BDS-Taler zum Einkauf in örtlichen Geschäften aber umgehend zurück. Das Geld will Lueg in der Unterkunft belassen, damit Integrationsbeauftragte Sina Montassere und ihr Kollege, Integrationsmanager Christophe Krug, bedürftigen Personen finanziell unter die Arme greifen können.
Eine großherzige Geste der ehrenamtlich vielfältig engagierten Hannelore Lueg, die auch Mitglied in der Interessengemeinschaft Gemeindemuseum und im Seniorenausschuss ist. Lueg erklärte ihre Namensnennung einerseits mit dem eigenen Interesse an Geschichte, dem eigentlichen Herkunftsland des Walnussbaums aus Persien sowie ihrer Naturverbundenheit.
Historischen Ereignissen zufolge, wollte der damalige Kurfürst der Pfalz, Karl I. Ludwig, Vater von Liselotte und Sohn des unglückseligen Winterkönigs, eine Allee von Bäumen zwischen Heidelberg und Mannheim gepflanzt wissen, darunter eben auch Nussbäume.
Dass der Kurfürst im August 1680 "bei Edingen" unter einem Nussbaum verstarb, soll kein schlimmes Omen darstellen, denn der Walnussbaum steht von seiner Symbolik her für das Leben und den Neubeginn. Hannelore Lueg hatte mit ihren Ausführungen starke Argumente zur Begründung ihres Vorschlags geliefert.
Das erkannte auch Dietrich Herold, Sprecher des Bündnisses für Flüchtlingshilfe an, der zunächst "Mandela-Anlage" vorgezogen hätte. "Hannelore, jetzt hast du mich überzeugt", betonte er am gestrigen Montag.