Grundgewann raus, Mittelgewann kleiner. Stattdessen schlägt die Verwaltung eine größere Bebauung an der Eichendorfstraße vor. Grafik: RNZ-Repro
Von Maren Wagner
Edingen-Neckarhausen. Sie hätten wieder applaudieren können, am Dienstagmorgen, all jene, die großflächige Wohnbebauung in Edingen-Neckarhausen kritisch sehen. Denn es war der Tag der kleinen Baugebiete. Doch sie waren nicht dabei beim Pressegespräch im Zimmer des Bürgermeisters und konnten nicht hören, wie Simon Michler und Bauamtsleiter Horst Göhrig drei Grundsätze vortrugen: Das Ergebnis des Bürgerentscheids wird berücksichtigt, es gibt keine Flächen über sieben Hektar, die gesamt knapp 35 Hektar aber sollen bleiben. So stellt sich die Verwaltung den neuen Flächennutzungsplan (FNP) vor.
Der Vorschlag der Verwaltung enthält Zugeständnisse an die Bürger, die sich zum Vorentwurf des FNP des Nachbarschaftsverbands Heidelberg-Mannheim geäußert haben. Das Grundgewann mit seinen 10,3 Hektar ist raus; das Mittelgewann wurde von 10,7 auf 4,2 Hektar verringert und von Zeitstufe 1 auf Stufe 2 angehoben. Sollte hier irgendwann einmal wieder eine Bebauung diskutiert werden, wäre diese also erst in etwa fünf Jahren möglich.
Der Landesweite Biotopverbund wurde berücksichtigt, sagt Göhrig, auch die Hamstergebiete. "Unsere Vorschläge liegen nicht mehr in den Kernflächen der Biotopverbundplanung." Ein Satz, der die Naturschützer freuen dürfte.
In Edingen wurden also das Grundgewann gestrichen und das Mittelgewann verkleinert. Damit bleiben vom Vorentwurf des Nachbarschaftsverbands noch die Grenzhöfer Straße und die Friedrichsfelder Straße übrig. Letztere mit ihren 1,4 Hektar hat die Verwaltung aber ebenfalls gestrichen. Zwar schlugen die Bürger in ihren Stellungnahmen teilweise sogar vor, diese Fläche zu vergrößern. "Preis und Leistung stehen hier aber in keinem Verhältnis", sagt Michler. Das Gebiet fällt stark ab, wollte man es erschließen, müssten ein, vielleicht zwei Hebewerke gebaut werden. Die kosten jeweils mehrere Millionen Euro.
Bleibt in Edingen noch die Grenzhöfer Straße. Hier schlägt die Verwaltung vor, die 2,2 Hektar beizubehalten, die auch im Vorentwurf des Nachbarschaftsverbands stehen. "Eine sinnvolle Abrundung", sagt Michler, "aber der ganze Verkehr würde durch den Ort führen." Ob hier ein Baugebiet realisiert werden könnte, ist also fraglich. Dabei sprachen sich die Bürger bei der Öffentlichkeitsbeteiligung fast ausschließlich für das Baugebiet aus. 14 Stellungnahmen gingen zur Grenzhöfer Straße ein, zwölf befürworteten eine Bebauung, fünf in der vorgeschlagenen Größe.
Der Schwerpunkt der Verwaltung liegt damit auf Neckarhausen. Die einzige Fläche, die im Vorentwurf des FNP gestrichen und von der Verwaltung wieder aufgenommen wurde, ist so auch das Kappeseck. Dort waren einmal 16,8 Hektar mögliche Bebauung vorgesehen. Der Nachbarschaftsverband nahm die Fläche aber raus, weil sie vom Gemeinderat 2013 bereits um ein Drittel verkleinert wurde, als es um Flächenausgleich für Neckarhausen-Nord ging. Das Kappeseck grenzt außerdem direkt an die Bahnlinie, die Planer sahen daher erhebliche Kosten für den Lärmschutz kommen. Die Bürger sprachen sich in zehn Stellungnahmen aber dafür aus, zumindest einen Teil der Fläche wieder in den FNP aufzunehmen. Die Verwaltung sieht das genauso: Sie schlägt vor, sechs Hektar in Zeitstufe 1 bereit zu stellen und noch einmal sechs Hektar in Zeitstufe 2.
Die einzige Fläche, die vergrößert wurde, ist die Eichendorfstraße. Der Nachbarschaftsverband schlug 1,7 Hektar vor, die Verwaltung nun 2,5 Hektar. "Eine interessante Fläche", sagt Michler, "und am nächsten zur OEG." Auch die Bürger sprachen sich ausschließlich für eine Bebauung aus. Ob der Biotopverbund und der Hamsterschutz dazwischenfunken, muss geklärt werden.
Auf viel Widerstand stieß bei der Bürgerbeteiligung dagegen der Kirchhofpfad. Hier sah der Entwurf des Nachbarschaftsverbands 5,3 Hektar vor. In acht Stellungnahmen wurde sich gegen eine Bebauung ausgesprochen, einer lag eine Liste mit 141 Unterschriften bei. Ein Obstbautrieb sieht die unbebaute Fläche als Sicherung der Existenz. Die Verwaltung schlägt nun eine Verkleinerung des Kirchhofpfads auf 2,9 Hektar vor.
Am Ende stehen unterm Strich weiterhin rund 35 Hektar mögliche Wohnbaufläche. Daran soll nicht gerüttelt werden. "Es heißt ja noch lange nicht, dass die Fläche auch bebaut wird", sagt Michler. Die Gemeinde will sich in Zeiten goldener Böden nicht zum Spielball von Grundstücksbesitzern machen lassen. Und sie will sich die Möglichkeit erhalten, mit Baugebieten zu jonglieren. Soll eine Fläche bebaut werden und die Anwohner stellen sich quer, könnte auf eine andere Fläche ausgewichen werden.
Der Gemeinderat soll in seiner Sitzung am Mittwoch, 16. Mai, über den Vorschlag der Verwaltung diskutieren. Am 20. Juni soll der Vorentwurf des FNP verabschiedet werden.