Auf den Grundstücken 28 und 30 in der Fichtenstraße will die Firma GBW Bau- und Immobiliengesellschaft ein Mehrfamilienhaus errichten. Ursprünglich war ein Baukörper mit elf Wohnungen geplant. Das wurde abgelehnt. Der neue Entwurf sieht nun zwei getrennte Gebäude vor. Der Technische Ausschuss befasst sich heute Abend mit der Bauvoranfrage. Foto: sti
Edingen-Neckarhausen. (nip) Es war eher eine politische Entscheidung, um den "sozialen Frieden" in der Fichtenstraße in Neckarhausen zu wahren, wie Bürgermeister Simon Michler am Donnerstagabend in der Sitzung des Technischen Ausschusses (TA) sagte. Denn bauplanungsrechtlich wäre das, was die Firma GBW auf den Grundstücken 28 und 30 plant, zulässig. Das Mehrfamilienhaus mit zehn Wohnungen und Tiefgarage bliebe von der Trauffläche, der Kubatur und der Nutzfläche innerhalb des maximal Machbaren.
Tatsächlich würde das Gebäude die zulässige Grundfläche noch unterschreiten. Dennoch gefiel dem Ausschuss der neue Entwurf nicht, der nun von zwei Gebäuden ausginge, die durch ein Glaselement für Treppenhaus und Fahrstuhl verbunden wären, wie es in der Beschlussvorlage hieß. Michler sagte, der Entwurf sei in einigen Bereichen "entgegenkommend". Man müsse aber alles betrachten, die gewachsene Wohnstruktur und den Traditionsbetrieb in der Nachbarschaft. Unter diesen Gesichtspunkten füge sich das Bauvorhaben nicht "hundert Prozent" ein.
Und so lehnte der TA einmütig die Verwaltungsvorlage ab, mit der die Bauvoranfrage der GBW positiv beschieden worden wäre und beschloss stattdessen, das Planbüro Peter Fischer aus Mannheim mit der Ausarbeitung von zwei, drei Vorentwürfen für das Areal zu beauftragen.
Gegen das ursprüngliche Vorhaben der GBW, auf beiden Grundstücken der ehemaligen Gärtnerei Stahl ein Elf-Familien-Haus von zwölf Metern Höhe und 30 Metern Länge zu errichten, hatten bereits im Februar etliche Anwohner protestiert. Besonders der benachbarte Obstbaubetrieb Hauck fürchtet für die Zukunft Nachteile. Zum einen, weil viele Anwohner trotz Tiefgarage an der Straße parken könnten und so nur schwer durchzukommen sei mit landwirtschaftlichen Gefährten. Zum anderen, weil die betriebswirtschaftlich relevante Solaranlage auf dem Dach verschattet werde.
Im März verhängte der Gemeinderat auf Empfehlung des TA nach einem Ortstermin eine Veränderungssperre über den Bebauungsplan aus den 60er Jahren, entschied aber auf Vorschlag von Michael Bangert (SPD), zunächst noch keinen Planer mit neuen Inhalten für das Gebiet zu beauftragen. Erst wollte man der GBW Gelegenheit geben, einen neuen Entwurf vorzustellen.
Das ist nun geschehen. Dem TA genügte es nicht. "Der vorliegende Vorschlag ist nicht geeignet, ihn einen Kompromiss zu nennen", sagte Dietrich Herold von der Unabhängigen Bürgerliste (UBL). Und: "Wir sind für Nachverdichtung, sie muss aber behutsam sein, umwelt- und sozialverträglich." Seine Fraktion plädiere im weiteren Verfahren dafür, dass die Bebauung im vorderen Bereich der Fichtenstraße als maßgebend für neue Bauvorhaben zugrunde gelegt werde. "Die Frage, wie viel das Wohngebiet noch verträgt, müssen wir im Bebauungsplanverfahren klären", sagte Michael Bangert. Auch er fand den Kompromissvorschlag der GBW nicht ausreichend.
"Wir sehen, dass wir Wohnraum brauchen, deshalb werden die Grundstücke enger bebaut", erklärte Lukas Schöfer (CDU). Um die Gebäudehöhe zu reduzieren, wäre ein Staffelgeschoss denkbar, sagte er. Thomas Hoffmann (Offene Grüne Liste) bemängelte, dass Bauamtsleiter Horst Göhrig im Vorfeld der Sitzung lediglich die Angrenzer und nicht alle Anwohner informiert hatte. Das hätte man anders handhaben können.
Eingangs hatte sich Bürgermeister Michler klar vor seinen Mitarbeiter gestellt. Die Wortwahl mancher Anwohner Göhrig gegenüber sei "zu weit gegangen".