Thomas Scholz, Sebastian Cuny, Wolfgang Horstmann und Rüdiger Kanzler (v.l.) maßen am Mittwochabend mit einem Messgerät die Lärmbelastung bei der A 5. Foto: Dorn
Von Marco Partner
Hirschberg. Nachdem in Schriesheim nach der A 5-Sanierung eine höhere Lärmbelastung beklagt wurde, befürchtete man auch in Hirschberg eine lauter werdende Autobahn. Mit individuellen Messungen wollten die Sozialdemokraten der Sache auf den Grund gehen, um nicht die gleichen Versäumnisse zu begehen, wie in der Nachbargemeinde. Denn im Sommer steht auch die Sanierung der Teilstrecke auf Hirschberger Gemarkung an.
Auf den Feldern neben der A5, zwischen eingehüllten Erdbeerpflanzen und vorbeiknatternden Traktoren, hält SPD-Vorsitzender Rüdiger Kanzler am Mittwochabend einen Schallpegelmesser in die Luft. Das Vorbeiziehen der Lastwagen, Kleinbusse, Campingmobile und Pkw schwappt als Dauerrauschen herüber. Bei absoluter Gesprächsruhe – und ohne Traktorknattern – schwankt der Pegel des Messgeräts zwischen 55 und 65 Dezibel (dB). Ein Normalwert für die Autobahn, Auswirkungen auf die Gesundheit seien erst ab einem Tagesmittelwert von 65 dB feststellbar.
Das Problem aber fängt ein paar Kilometer weiter südlich an. Wie laut ist die neue Autobahnstrecke in Schriesheim – und wie laut war sie vor der Sanierung? "Eigentlich sollte die Strecke nach der Sanierung zwei Dezibel leiser sein. In Schriesheim klagen viele, sie sei seitdem mindestens zwei Dezibel lauter geworden, sie fühlen sich in ihrem Schlaf gestört", sagt Fraktionsvorsitzender Thomas Scholz. Die Frage ist nur: Zwei Dezibel mehr oder weniger wovon? "Ein Ausgangswert wurde nie ermittelt", betont Scholz, der bei der Fahrt über den 2020 sanierten Teilabschnitt selbst schon holprige Bodenwellen bemerkte. Dank Messungen am alten Asphaltbelag in Hirschberg habe man einen Kontrollwert zur Hand, und könne durchaus auch Rückschlüsse auf den ehemaligen Geräuschpegel in Schriesheim ziehen.
Auch Wolfgang Horstmann, der stellvertretende Vorsitzende der Hirschberger SPD, hört die Autobahn von seinem Zuhause aus ab und an sausen und brummen. Abends und nachts würde der Geräuschpegel sogar zunehmen. Nicht, weil alles andere leiser gedreht ist. "Das liegt eher am Wind. Und am Wetter", so Horstmann. In klaren Nächten gibt es nämlich das Phänomen der Temperaturinversion. Einer starken Bodenabkühlung und somit eine bessere Wahrnehmbarkeit des Schalls über größere Distanzen hinweg.
Mit ihren händigen Stichproben aber stehen die Sozialdemokraten nicht allein auf weiter Flur. Erst am Dienstag gab die Autobahngesellschaft bekannt, selbst Lärmmessungen an der A 5 durchführen zu wollen. "Das ist eine positive Nachricht und zeigt auch, dass sich das Engagement der betroffenen Bürger in Schriesheim gelohnt hat", verdeutlicht der angehende Landtagsabgeordnete Sebastian Cuny. Da der Schriesheimer Genosse sein neues Amt erst ab 11. Mai bekleiden wird, dürfe er noch keine Ministerbriefe schreiben. "Aber ich bin schon in Lauerstellung und werde Liste führen", macht er deutlich.
Denn unabhängig von den objektiven Messwerten sei klar, dass sich die Situation in Schriesheim nach der Sanierung verschlimmbessert hat. "Das kann nicht nur subjektives Empfinden sein, bei dieser Massivität an Beschwerden. Die Autobahn stört die Anwohner mehr als in der Vergangenheit", so Cuny.
Daher wolle er im nächsten Schritt auch an das Material herangehen. "Wurde es richtig angebracht? Hat eine Abnahme des verwendeten Materials stattgefunden. Gab es vielleicht einen Materialfehler? Wurde die Verarbeitung überhaupt überprüft?", haben sich schon ein paar Fragen auf der Liste angesammelt. "Wir müssen einfach aufpassen, dass sich in Hirschberg nun nicht die gleichen Fehler wiederholen", verdeutlicht Cuny.