"Rechts: ex und pop"

Community-Art-Center Mannheim gegen rechte Ideologien

Wer steckt hinter diesen "rechten" Ideen und Ideologien? Das Community-Art-Center Mannheim demaskiert in "Rechts: ex und pop" antidemokratische Ideologien - Tournee geplant

10.07.2017 UPDATE: 11.07.2017 06:00 Uhr 1 Minute, 56 Sekunden

Die vier Mimen hatten statt Figuren Typen erarbeitet, anhand derer sich Handlungen, Motive und Wirkweisen zum Beispiel von Rechtspopulisten nachvollziehen lassen. Foto: Kreutzer

Weinheim. (keke) "Die Bundesrepublik Deutschland ist eine Firma, und die Deutschen sind ihr Personal. Deswegen haben wir auch einen Personalausweis. Die Bundesregierung ist nur der Vorsitz der BRD GmbH, die nach dem Zweiten Weltkrieg von den Alliierten gegründet wurde." So lautet nur eine von unzähligen kruden Verschwörungstheorien und Verschwörungsideologien, mit der "Reichsbürger" die Existenz der Bundesrepublik leugnen.

Das 2012 gegründete Community-Art-Center Mannheim (CaCm), das sich als "Zentrum für Dialog- und Veränderungskunst" versteht, geht in seinem Stück "Rechts: ex und pop - oder Eine Proklamation für die Demokratie" der Frage nach, "wo und warum Ideen, die zur Einschränkung oder Abschaffung demokratischer Grundwerte führen, bei Menschen andocken - und in der Folge (tatsächlich) zur Einschränkung oder Abschaffung demokratischer Grundwerte führen".

Wer steckt hinter diesen "rechten" Ideen und Ideologien? Was für Menschen, welche Biografien und Netzwerke verbergen sich dahinter? Wie agieren diese? So lauten weitere Fragen, auf die das Vier-Personen-Stück Antworten sucht. Am Freitag, Sonntag und in einer Sondervorstellung für Schulklassen am gestrigen Montag feierte das Projekt seine Deutschland-Uraufführung. Und das im Ratssaal des Weinheimer Schlosses an einem Ort, wo sonst der Gemeinderat tagt und Demokratie ihre legitime Heimat hat. Das Erstarken rechtspopulistischer Ideen stellt ein europäisches Phänomen dar. "Das im Kleinen anfängt, in Stadtteilen, Quartieren und Nachbarschaften", sagt Annette Dorothea Weber, verantwortlich für Inszenierung und Stückfassung: "Dort, wo wir uns alltäglich aufhalten. Dort, wo wir leben. Nicht irgendwo oder irgendwer hat damit zu tun, sondern wir und hier!" Als Künstler gelte es, Position beziehen, mit dem Publikum in Dialog treten, Populismus und gesellschaftlicher Spaltung etwas entgegenzusetzen: "Wirkweisen rechter Ideologien und Zugehörigkeitsversprechen bewusst zu machen und zu zeigen, dass diese niemals Probleme lösen."

In dem in einem Assessment-Center spielenden Stück werden von den Protagonisten Caroline Betz, Folkert Dücker, Monika-Margret Steger und Mathias Wendel (musikalische Begleitung: Mike Rausch) in einer Reihe von choreografierten Spielszenen unter anderem analog zur "Offenbarung des Johannes" ("Apokalypse") ideologische Zeichen und Codes untersucht. Thematische Situations- und Assoziationsbilder zeichnen Zugehörigkeit und bilden Ausgrenzung ab. Ödön von Horvaths "Kind unserer Zeit" kommt ebenso zu Wort wie Karl R. Poppers "Offene Gesellschaft und ihre Feinde". Und auch der "Goldene Alu-Hut", ein in der Popkultur bekanntes Symbol, mit dem sich Menschen gegen die Kontrolle der eigenen Gedanken durch fremde Mächte abzuschirmen versuchen, findet seinen freudestrahlenden Besitzer.

"Für das Stück wurden keine Figuren erarbeitet, sondern Typen, anhand derer sich Handlungen, Motive, Verhaltens- und Wirkweisen von Rechtspopulisten, Extremisten und deren Anhängern nachvollziehen lassen", so Weber. Aber auch ein "Chor der Demokratie" gibt, ganz nach Popper, sein Debüt für die offene Gesellschaft.

Mit einer im September startenden Tournee nach Stuttgart, Hoyerswerda, Fürstenwalde, Dortmund und Berlin will CaCm "alle Menschen quer durch die Gesellschaft erreichen und sie für Demokratie gefährdende Phänomene sensibilisieren". Bewegungen wie die "Neue Rechte" und "Querfront" platzierten ihre Botschaften im Internet mit Videos, Liedern und Bezügen zu Filmen. "Ziel ist es, erkennen zu können, was hinter den als Meinungsfreiheit getarnten Postings steckt, die schnell ihren Weg in Schulen, auf Plätze und in alltägliche Begegnungen finden".

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