Weinheim: Familie Yeter hat es geschafft
Dank der Solidarität von Spendern und Ehrenamtlichen kann die Familie wieder in ihrem Eigenheim und "Traumhaus" leben
Von Lukas van den Brink
Weinheim. Das Wasser stand ihnen bis zum Hals: Vor knapp acht Monaten mussten Ayse und Ahmed Yeter wegen eines Wasserschadens nach Baupfusch ihr Eigenheim räumen. "Wir dachten, es sei alles vorbei. Die Feuerwehr war die ganze Nacht damit beschäftigt, das Wasser aus dem Haus zu pumpen. Am Morgen brachte man uns schonend bei, dass das Haus nicht mehr zu retten sei und es wohl abgerissen werden muss", so Ahmed Yeter: "Wir hatten unser gesamtes Erspartes investiert. Aber dank eines Engels wurden wir gerettet."
Gemeint ist die Ehefrau von Oberbürgermeister Heiner Bernhard, Dr. Gudrun Tichy-Bernhard. Die Medizinerin empfing die Yeters ein paar Tage nach dem Vorfall - Ahmed hatte sich stark erkältet - in ihrer Praxis. "Sie saßen mit sehr unglücklichen Gesichtern im Sprechzimmer. Ich fragte, was los ist - und sie erzählten mir ihre Geschichte. Ich war sofort berührt und leitete alles, was möglich schien, in die Wege", so Tichy-Bernhard. Sie besprach sich mit dem Pressesprecher der Stadt, Roland Kern - der seine Kontakte spielen ließ: Ein mehrfacher Aufruf im Radio, eine mehrteilige Doku im Fernsehen, sowie Artikel in mehreren Zeitungen (darunter auch in der RNZ), berührten Menschen im ganzen Land.
Sogar Fremde aus zum Teil über 350 Kilometer Entfernung besuchten die unverschuldet in Not geratenen "Baupfusch-Opfer", um sie mit Muskelkraft oder finanziellen Mitteln zu unterstützen. "Wir fühlten uns zuerst allein und von Freunden verlassen, die Hoffnung schien gestorben. Durch die zahlreichen fremden Helfer, habe ich diese wieder gefunden. Sie haben mir gezeigt, dass es noch Zivilcourage gibt", so Ahmed Yeter: "Sie haben vor allem Leid, aber zum Schluss auch Freude mit uns geteilt. Ich bin ihnen sehr dankbar."
Federführend bei der Bau-Rettungsaktion war der Karlsruher Architekt Jan Gerstner: "Ich habe den Aufruf im Radio gehört und mich sofort verpflichtet gefühlt." Der Fachmann schaffte weitere Helfer herbei, die das Ganze vorantrieben. "Bis auf das Gerüst des Hauses und ein paar Balken musste alles erneuert werden", so Gerstner. Das Trocknen des Hauses habe knapp zwei Monate gedauert, dann folgten sechs Monate Aufbau-Arbeit.
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Handwerker und verschiedene Unternehmen stellten unter anderem neue Türen und Fensterrahmen kostenfrei zur Verfügung. "Es ist schön, dass alles so gut funktioniert hat. Der Kontakt mit den Yeters war von Anfang an sehr eng. Die Geschichte wird mir immer in Erinnerung bleiben", sagt Gerstner.
Die Sanierung kostete 120 000 Euro. Die Yeters mussten nur einen kleinen Teil der Kosten zahlen, den Rest spülten die freiwillige Arbeit der Helfer sowie ein Spendenkonto des Deutschen Roten Kreuzes in die Erneuerungskasse. Knapp 75 000 Euro Gönner-Geld stand zur Verfügung.
Die Hauseigentümerin war schon vor dem Kauf der Immobilie skeptisch. "Ich habe mich am Anfang unwohlgefühlt. Mein Mann hat mich davon überzeugt, dass es unser Traumhaus wird. Nach der Sanierung und allem, was wir in so kurzer Zeit mit dem Haus erlebt haben, fühle ich mich jetzt aber tatsächlich heimisch", so Ayse Yeter mit einem Lächeln im Gesicht: "Es ist unser Traumhaus."