Schriesheimer "Kinderschachtel" soll rund vier Millionen Euro kosten

Der Gemeinderat diskutiert Einsparungen

23.02.2017 UPDATE: 24.02.2017 06:00 Uhr 2 Minuten, 6 Sekunden

Das Modell des Kindergartens: Deutlich zu erkennen sind die Vor- und Rücksprünge, die das Flachdachgebäude gliedern. Foto: Dorn/Pläne: Lanz + Schwager

Schriesheim. (sk) Ein lang gestreckter Baukörper mit flachem Dach und Oberlichtern - so soll der neue Kindergarten Kurpfalzstraße einmal aussehen. Architekt Christoph Klinkott stellte die Pläne vor, die in Details von denen aus dem Jahr 2015 abwichen. Den Architektenwettbewerb gewann damals das Konstanzer Büro Lanz & Schwager, Klinkotts Entwurf wurde Zweiter; im Oktober 2015 beauftragte die Verwaltung jedoch ihn mit der weitergehenden Planung, und nun legte er dem Gemeinderat eine überarbeitete Fassung seiner Pläne vor.

Vorgabe war ein "bewegungsfreundlicher" Kindergarten, deshalb gibt es große "Spielflure", Gruppen- und Ruheräume, eine Küche und ein Café für Kinder. Von außen dominiere "eine kompakte und funktionale Architektur" mit einem "einladenden Eingangsbereich", so der Planer. Das Haus soll eine Holzpellets-Heizung sowie eine "Zugluftanlage mit freier Rückströmung" bekommen, Frischluftzufuhr durch "Stoßlüften" funktioniere im Alltag effektiv nicht gut. Ende dieses Jahres solle der Abriss des alten Gebäudes erfolgen, 2018 dann der Neubau. "Der alte Kindergarten", so Bürgermeister Hansjörg Höfer, "ist nicht mehr zu sanieren."

Inklusive Baunebenkosten, Außenanlagen und Ausstattung komme die von der Verwaltung favorisierte "Variante zwei" auf 3,979 Millionen Euro, erklärte Klinkott - diese "runden" vier Millionen sorgten für tiefe Seufzer im Gremium. Ein Grund war die Kostensteigerung: Grünen-Fraktionssprecher Christian Wolf erinnerte daran, dass 2015 von 3,4 Millionen Euro die Rede gewesen sei. "Das ist eine Steigerung von 15 Prozent in zwei Jahren", stellte Marco Ginal (SPD) fest.

Zudem liege das Projekt deutlich über den vom Familienministerium empfohlenen Kosten von 36.000 Euro pro Platz, sogar wenn man annehme, dass 100 statt 94 Kindern die Einrichtung besuchen würden. Bernd Hegmann (FW) sprach sich gegen die Pelletheizung aus, zumal im Viertel Gasleitungen liegen, und CDU-Stadtrat Frank Spingel regte an, die Kosten ohne Lüftungsanlage durchzurechnen.

Für die erste Variante mache das 150.000 Euro weniger Kosten, antwortete der Architekt. Allerdings gebe es innen liegende Toiletten, und gerade für Kindergärten mit Wickeltischen empfehle sich eine Lüftung. Bei Besuchen von Einrichtungen mit technischer Lüftung, bemerkte Wolf, seien die Mitglieder des damaligen Arbeitskreises wegen des Raumklimas "beinahe umgefallen". Er plädierte für eine Kostendeckelung, der sich auch Spingel, Hegmann und Wolfgang Renkenberger (FDP) anschlossen, ebenso wie seinem Wunsch nach einer Wiederbelebung des Arbeitskreises.

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In diese Diskussion platzte Höfer mit einem Wutanfall. Das "Raumprogramm" sei vom damaligen Arbeitskreis, den Erzieherinnen und Fachleuten besprochen und vom Ausschuss beschlossen worden: "Es gibt immer die Möglichkeit zu sagen, wir kaufen uns einen Kindergarten von der Stange." Der, der jetzt abgerissen werde, sei so einer, ebenso die Einrichtung in der Mannheimer Straße. So etwas halte 30, 35 Jahre, und einen Neubau zahle man dann "mit teurem Geld". Doch dieser halte ohne weiteres seine 50 Jahre, "das werden wir alle noch sehen". Worauf gerade die Älteren im Rat in Gelächter ausbrachen.

CDU-Fraktionssprecher Michael Mittelstädt schüttelte dagegen den Kopf: Niemand habe das Programm oder den Planungsprozess kritisiert. Doch würden die Kosten schon "bei der ersten Ausschreibung explodieren", müsse man das Ganze notfalls abblasen.

Zuvor hatte Wolf befürchtet, dass das Projekt andernfalls wie der Hort zur zweiten "Elbphilharmonie" würde. Zum Thema Kostendeckelung bemerkte Klinkott: "Wir können eine richtige Kostengarantie nicht geben, wir beherrschen den Markt auch nicht." Da müsse man sich überlegen, wo man sparen wolle. Während Wolf sicher war, dass der Planungsprozess ohne den Arbeitskreis viel länger dauern werde, drängte Höfer zur Eile: "Wir müssen nur schnell machen, sonst verlieren wir Millionen an Zuschüssen."

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