Oberbürgermeister gegen neue Intercity-Strecke

Die Stadtoberhäupter von Weinheim und Bensheim wehren sich gegen eine Verlegung von Intercityzügen auf eine neue Strecke

29.07.2015 UPDATE: 30.07.2015 06:00 Uhr 1 Minute, 48 Sekunden

Eine Stadt ohne Intercityzüge will OB Heiner Bernhard verhindern. F: dpa

Weinheim/Bensheim. (web) OB Heiner Bernhard und sein Bensheimer Amtskollege Rolf Richter wehren sich gegen Überlegungen, Intercityzüge (ICs) von der Main-Neckar-Bahnlinie abzuziehen und auf eine (angedachte) Neubaustrecke von Mannheim über Darmstadt nach Frankfurt zu verlegen. "Es würde für die Mittelzentren Bensheim und Weinheim einen erheblichen Nachteil bedeuten, wenn die Züge nicht mehr an der Bergstraße halten", so Bernhard und Richter in einem Protestbrief an den Verkehrsminister des Landes Hessen, Tarek Al Wazir (Grüne).

"Dies würde die östliche Metropolregion Rhein-Neckar vom Fernverkehr abkoppeln und den Arbeitsplatzstandorten Darmstadt und Heidelberg schaden", so die Stadtoberhäupter. Eine Verlagerung des Fernverkehrs schwäche zudem die Bedeutung der Regionalbahnlinien zwischen Weinheim und Fürth sowie Bensheim und Worms.

Hintergrund des Protests ist die vom Land Hessen veröffentlichte Stellungnahme zur "Korridorstudie Mittelrhein". Demnach soll eine neue Führung des Fernverkehrs geprüft werden - unter Anbindung des Darmstädter Hauptbahnhofs. Laut Bernhard und Richter entsteht dabei allerdings der Eindruck, dass die Überlegungen vor allem dazu dienen, die gesamtwirtschaftlich umstrittene Südanbindung Darmstadts an die Neubaustrecke zu begründen und zudem eine verbesserte Anbindung der südhessischen Universitätsstadt an Frankfurt (Hauptbahnhof und Flughafen) zu schaffen: "Leider auf Kosten der Bergstraße."

Gleichzeitig legen Bernhard und Richter Wert darauf, nicht als Fundamentalgegner einer "Entmischung" der Zugarten auf der Main-Neckar-Linie wahrgenommen zu werden. Sie wollen hier durchaus mehr Kapazitäten für den Nahverkehr bereitstellen: "Die Entmischung kann sich aber nur auf die entlang der Bergstraße verkehrenden ICE beziehen - und darf nicht zu Lasten der heute bestehenden IC-Verbindungen gehen."

Eine Verlegung der IC-Züge aber führe dazu, dass es an der Bergstraße gar keinen Bahnfernverkehr mehr gebe. Die angedachte Nordanbindung vom Darmstädter Hauptbahnhof - die Ergänzung zu der kniffligeren Südanbindung - an die geplante Neubaustrecke in Richtung Frankfurt stoße schon heute auf das Interesse von Pendlern und Fernreisenden an der Bergstraße, so Bernhard und Richter.

Der Fernverkehr auf der Strecke entlang der Bergstraße besteht derzeit aus werktags mehr als 30 Euro- und Intercity-Zügen, die in Bensheim, Weinheim und Heidelberg stoppen. Das tägliche Fahrgastaufkommen im Fernverkehr am Weinheimer Hauptbahnhof lag 2014 bei 1284 Personen pro Tag, hinzu kamen täglich 6120 Nahverkehrsnutzer.

In Bensheim nutzten 1266 Menschen die Fern- und 5700 die Nahverkehrszüge. Die Fernzüge bringen große Zeitersparnisse für Pendler, die in Frankfurt oder Heidelberg umsteigen müssen: "Es wäre kontraproduktiv, die IC-Verbindung zu kappen und den Reisenden zuzumuten, mit dem Nahverkehrszug bis Frankfurt oder Mannheim fahren zu müssen", heißt es in dem Brief.

Der Prüfauftrag vernachlässige außerdem die Tatsache, dass der Fernverkehr auf der Schiene eine Alternative zur überlasteten A 5 darstellt. Auch Darmstadt schieße sich mit einem Wegbrechen des Fernverkehrs in südlicher Richtung ein Eigentor, so Bernhard und Richter.

Sie bitten das Land Hessen darum, seine Anregungen zu relativieren, damit nur diejenigen Fernzüge, die nicht in Bensheim, Weinheim oder Heidelberg halten, von Darmstadt aus über die Neubaustrecke geführt werden.

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