Noch ist alles ein laues Lüftchen

Schriesheim. Gemeinderat befasst sich in dieser Woche mit Flächen für Windkraft auf Schriesheimer Gemarkung

22.01.2013 UPDATE: 22.01.2013 06:53 Uhr 1 Minute, 37 Sekunden
'Im Schwarzwald werben Bürgermeister sogar mit ihren 'Energiebergen'', sagt Bürgermeister Hansjörg Höfer. Wo hier Windräder stünden, gebe es keine Proteste. Foto: Kreutzer
Von Carsten Blaue

Schriesheim. Über Weinheims Windkraftpläne am Eichelberg wurde in den vergangenen Wochen eifrig diskutiert in der Stadt. Jetzt ist Schriesheim selbst dran. Am Mittwoch befasst sich der Gemeinderat mit dem vorläufigen Planungsstand zu Standorten von Windrädern auf Schriesheimer Gemarkung. Mit der Betonung auf "vorläufig". Denn konkret ist eigentlich noch gar nichts. Außer dass höchstens Standorte auf der Hohen Waid in Richtung Leutershausen und am Weißen Stein infrage kämen.

Zum Hintergrund: Das Land will bis zum Jahr 2020 mindestens zehn Prozent des Strombedarfs in Baden-Württemberg aus Windkraft gewinnen. Im vergangenen Mai wurde dafür das Landesplanungsgesetz geändert. Mit dem Ergebnis, dass nun die Kommunen über die Flächennutzungsplanung festzulegen haben, wo Windräder stehen dürfen. Außerhalb dieser Zonen wären sie dann tabu. Einem Wildwuchs von Windkraftanlagen wäre damit planerisch ein Riegel vorgeschoben. Fragt sich nur, wo in Schriesheim genug Wind weht und wo die Gewinnung von Windenergie unter Berücksichtigung aller Restriktionen überhaupt erlaubt wäre.

Die erste Einschätzung des Nachbarschaftsverbands kommt also auf die Hohe Waid und den Weißen Stein. Da Schriesheim zum Nachbarschaftsverband Heidelberg Mannheim gehört, entsteht der entsprechende Teilflächennutzungsplan "Windenergie" unter dessen Federführung und in Abstimmung mit den 17 weiteren Kommunen im Verbandsgebiet. Vor einer Woche traf man sich zur Sache im Schriesheimer Rathaus: "Wir warten jetzt mal ab, welche Flächen überhaupt näher untersucht werden müssen", sagte Bürgermeister Hansjörg Höfer gestern und stellte klar, dass er zur Windenergie steht. Aber: "Ich brauche hier keine ideologischen Diskussionen." Im Schwarzwald etwa gebe es nur dort Proteste, wo Windräder geplant würden. Dort, wo sie schon stünden, würden Bürgermeister sogar mit ihren "Energiebergen" werben, so Höfer. Beides ist wohl nicht sein Ding: "Ich will die Sachlage klären."

Diesbezüglich gebe es nicht viel mehr als eine grobe Vorplanung, so Stadtbaumeisterin Astrid Fath. Artenschutz, eine verbandseinheitliche Festlegung des Abstands zur Wohnbebauung, die genaue Prüfung von Naturschutzgebieten oder die Frage, wo wirklich genug Wind weht: Alles noch ungeklärt und nicht begutachtet. Oder die Frage des Flugverkehrs: "90 Prozent am Weißen Stein fallen wohl schon weg, weil hier die Einflugschneise für den Flughafen Neuostheim ist", so Höfer. Das muss das Regierungspräsidium aber noch klären.

Das Ganze wird also noch viel Zeit in Anspruch nehmen und ist noch nicht viel mehr als ein laues Lüftchen. Und Martin Müller vom Nachbarschaftsverband dürfte dem Gemeinderat morgen nur einen ersten Ansatz präsentieren. Oder um es mit Höfer zu sagen: "Bevor sich hier mal ein Windrad dreht, gehen noch fünf bis sieben Jahre ins Land."

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