Die Menschen sollen sich im Seniorenzentrum am Turm in Großsachsen wohlfühlen. Foto: Kreutzer
Von Stefan Zeeh
Hirschberg-Großsachsen. Der Umgang mit an Demenz erkrankten Menschen ist für die Angestellten des "Seniorenzentrums am Turm" Alltag. "Etwa 60 Prozent der Menschen in Pflegeheimen in Deutschland leiden an Demenz", weiß Regionaldirektor Thomas Becker von der evangelischen Heimstiftung, die das Seniorenzentrum betreibt.
Er hat auch sogleich eine Erklärung dafür: "Unser Körper mit seinen Gelenken und Knochen ist nicht dazu ausgelegt, 80 Jahre und älter zu werden, genausowenig wie unser Gehirn".
Dem speziellen Betreuungsbedarf bei an Demenz erkrankten Menschen kommt man in Hirschberg auf die unterschiedlichste Weise nach. "Wir erheben bei jedem, der einzieht, zunächst einmal eine Biografie, um auf die Besonderheiten des Einzelnen eingehen zu können und die Menschen so auch an ihrer Umgebung teilhaben zu lassen", erklärt Pflegedienstleiterin Sandra Pfeifer und hat sogleich ein Beispiel parat. Zieht etwa eine ältere Dame in das Seniorenzentrum, die früher gerne den Tisch deckte, so lässt man sie auch beim Tischdecken im Seniorenzentrum helfen. Gezwungen werde sie natürlich nicht dazu. "Es geht darum, dass sich die Menschen hier wohl fühlen", betont Becker.
Ein spezielles Problem bei an Demenz erkrankten Menschen ist die sogenannte "Weglaufgefährdung". Denn manche der körperlich durchaus noch rüstigen, aber geistig nicht mehr so fitten Senioren gehen gerne einmal ihrem Bewegungsdrang im Freien nach. Da ist nichts leichter, als zur Tür des Seniorenzentrums hinauszuspazieren, wo man sich schnell in den Feldern der Rheinebene verlaufen kann oder gar auf der stark befahrenen Bundesstraße B 3 landet. Einschließen will Becker diese Menschen aber keinesfalls. "Das wäre eine freiheitsentziehende Vorgehensweise, die einer richterlichen Anordnung bedarf", erläutert er.
Damit trotzdem Menschen mit einer "Weglaufgefährdung" im Hirschberger Seniorenzentrum leben können, will man ein neuartiges System installieren. Dabei handelt sich um eine Uhr mit einem Signalgeber, die die weglaufgefährdeten Bewohner des Zentrums an ihrem Arm tragen. Verlässt einer dieser Bewohner tatsächlich einmal das Haus, so erfolgt nicht nur ein entsprechendes Signal an das Pflegepersonal, sondern über GPS lässt sich diese Person auch noch orten, so dass sie schnell zurückgeholt werden kann. Bis Ende dieses Jahres soll ein entsprechendes System im Seniorenzentrum installiert werden.
Trotzdem wollen sich die Senioren bewegen und am liebsten im Freien. Dafür ist der innerhalb des Gebäudekomplexes angelegte Garten bestens geeignet. Damit die Menschen mit "Weglaufgefährdung" aber nicht einfach aus dem Garten verschwinden können, ist er an zwei Seiten von einem etwas mehr als ein Meter hohen Zaun umgeben. In vergangenen Jahr angepflanzte Sträucher sorgen allmählich dafür, dass selbst von diesem Zaun bald nichts mehr zu sehen sein wird.
Mit Schrecken erinnert sich Becker nämlich an vergleichbare Anlagen, die von einem zwei Meter hohen Zaun eingegrenzt werden, und wie im Gefängnis soll es nun einmal im Hirschberger Seniorenzentrum nicht aussehen.