Ein "Sprung ins kalte Wasser"

Öffentliche Begehung in Schriesheimer Anschlussunterbringung

Stadt lud zur öffentlichen Begehung der neuen Anschlussunterbringung im Dossenheimer Weg - Viele Möbel wurden zweitverwertet

07.04.2017 UPDATE: 08.04.2017 06:00 Uhr 1 Minute, 57 Sekunden

Von Frederick Mersi

Schriesheim. Die Carl-Benz-Straße 23 und der Dossenheimer Weg 68 liegen nur wenige Hundert Meter voneinander entfernt. Wer das ehemalige Verwaltungsgebäude der EnBW betritt, fühlt sich schnell an die Gemeinschaftsunterkunft des Kreises erinnert, die nach einem Brand im Januar unbewohnbar geworden war: Die Metallschränke und die Stockbetten ähneln sich sehr, ein Tisch und ein Stuhl komplettieren das Mobiliar in den Zweier- bis Viererzimmern.

In der Carl-Benz-Straße war diese Art von Unterkunft für die dorthin zugewiesenen Flüchtlinge zeitlich begrenzt, im Dossenheimer Weg ist sie das nicht. "Die Bewohner bleiben so lange hier, bis sie eine eigene Wohnung gefunden haben", sagte Integrationsbeauftragte Isabel Herschel bei einer Begehung der neuen Anschlussunterbringung. Dort sollen Ende dieses Monats oder Anfang Mai bis zu 30 Einzelpersonen einziehen. 29 Betten sind bisher gerichtet.

Ganz glücklich scheint mit dieser Lösung niemand. Stadtrat Christian Wolf von der Grünen Liste wiederholte seine Kritik an der Gemeinschaftsunterkunft für die Anschlussunterbringung: "Hier leben dann bis zu vier Leute in einem Raum vielleicht über Jahre hinweg." Noch dazu läge das Gebäude am Stadtrand. Daher fragte er Bürgermeister Hansjörg Höfer: "Haben Sie keine Angst, dass das ein kritischer Standort wird?"

Man könne das nicht am Standort festmachen, entgegnete dieser. Zudem solle ein Sozialarbeiter als "case manager" eingestellt werden. "Hier sind außerdem viele städtische Mitarbeiter", sagte Steven Schmich, der bei der Stadt für Sozialwohnungen zuständig ist. Einen Teil des Gebäudes nutze der Bauhof nämlich als Lager. Bei kurzfristigem Bedarf könnte dort auch weiterer Wohnraum eingerichtet werden, sagte Karina Mayer vom Bauamt.

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Ein Szenario, das laut Herschel durchaus möglich ist: "Wir haben am Montag einen Anruf bekommen, dass eine Familie aus Eppelheim nach Altenbach kommen soll - und am Freitag waren sie da." Sie sind die fünf Flüchtlinge, die die Stadt in diesem Jahr bisher aufgenommen hat, 61 waren es im vergangenen Jahr. Rund 65 sollen in den kommenden Monaten dazukommen.

Gerade bei Einzelpersonen gebe es kaum eine andere Möglichkeit als Gemeinschaftsunterkünfte, sagte Herschel: "Wir alle wissen, wie schwierig die Wohnungslage momentan in Schriesheim ist." Also wurde das Gebäude im Dossenheimer Weg für fünf Jahre angemietet und von Mitarbeitern des Bauhofs umgebaut.

"Relativ kostengünstig" sei das gewesen, so Mayer. Genaue Zahlen könne sie aber nicht nennen, weil noch nicht alle Arbeiten erledigt seien. Im Obergeschoss wurde lediglich eine Tür ausgetauscht, im Untergeschoss wurden Wände eingezogen und eine neue Sanitäranlage eingerichtet. "Beim Brandschutz war durch die Nutzung der EnBW schon relativ viel vorhanden", sagte Mayer. Für die Gemeinschaftsküche wurde zusätzlich ein Zeitschalter für die Herdplatten eingebaut, der nach zwölf Minuten wieder betätigt werden muss, um weiterkochen zu können. "Das war von der Versicherung so gewünscht", so Mayer.

Die Kücheneinrichtung selbst kam aus dem Kindergarten in der Sofienstraße, die Stühle aus dem Schulzentrum: Zweitverwertung lautet das Motto bei der Ausstattung der Unterkunft. Ob sich diese bewährt, wird sich über die kommenden Monate zeigen. Auch für die Stadt ist diese Unterkunft "ein Sprung ins kalte Wasser", wie Mayer es nannte.

Der Umbau ist gelungen, für das Zusammenleben bleibt dies zu hoffen.

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