Peter Garrett wurde in den 70er Jahren bekannt als Leadsänger von "Midnight Oil". Nach Auflösung der Band im Jahre 2002 wurde er in seinem Heimatland Australien Parlamentsmitglied und sogar Umwelt- und Erziehungsminister. Jetzt kehrt er als Rockmusiker mit "Midnight Oil" zurück auf die Bühne. RNZett-Autor Peter Wiest sprach mit ihm über das Leben als Politiker und Musiker mit den jeweiligen Vor- oder Nachteilen.
Peter, Du warst lange Zeit und bist jetzt wieder ein erfolgreicher Rockmusiker. Zwischendurch warst Du ebenfalls sehr lange ein ebenso erfolgreicher Politiker in Deiner Heimat Australien. Was ist besser: Musiker oder Politiker?
Peter Garrett: Das sind zwei komplett unterschiedliche Dinge. Ich bin froh, dass ich beide Erfahrungen machen konnte. So viel kann ich sagen: Das eine ist weder besser noch schlechter als das andere.
Welche Vorteile bringt es mit sich, Politiker zu sein, welche hat man als Musiker?
Als Musiker hat man auf jeden Fall viel mehr Spaß, so viel ist sicher. Und auch wenn man kreativ sein will, funktioniert das besser als Musiker. Als Politiker will man ja meist, dass die Umstände besser werden, unter denen dein Land gerade regiert wird, etwa indem man die finanziellen Ressourcen anders verteilen und mehr Geld den Leuten zukommen lassen will, von denen man meint, dass ihre Arbeit gut und sinnvoll ist und sie es verdient haben. Das funktioniert aber nach meinen Erfahrungen leider allenfalls teilweise.
Ist es zur "Midnight Oil"-Wiedervereinigung gekommen, weil Dir die Politik allmählich auf die Nerven gegangen ist, Du frustriert warst und dort nicht genug erreichen und umsetzen konntest?
Um ehrlich zu sein, habe ich mir zunächst eigentlich nicht vorstellen können, je wieder als Musiker aktiv zu werden, nachdem meine politische Laufbahn sich dem Ende zuneigte. Ich war selbst total überrascht, dass ich dann doch wieder ein eigenes Album aufnehmen wollte und das auch konnte. Als das dann passierte, habe ich angefangen darüber nachzudenken, ob "Midnight Oil" tatsächlich für immer und ewig Geschichte sein würden. Nach und nach wurde klar, dass das absolut nicht der Fall war.
Warum hat sich die Band 2002 nach zweieinhalb erfolgreichen Jahrzehnten überhaupt aufgelöst?
Das war hauptsächlich deswegen, weil ich halt mal was anderes tun wollte, und deshalb beschlossen hatte, in die Politik zu gehen. Ich war damals überzeugt davon, dass wir als Musiker alles getan und erlebt hatten, was möglich war, und dass es einfach an der Zeit war, mal was anderes zu machen. Wir hatten ja schon damals als Band viel mehr Erfolg gehabt, als wir je zu hoffen gewagt hatten. Und es war absehbar, dass wir die kommenden Jahre einfach nur immer noch ein Album und noch eine Tour machen würden. Das war zu dem Zeitpunkt einfach zu wenig.
Ihr habt überwiegend harten Rock gemacht. Wie hört sich das heute an?
In den letzten Jahren hat sich ja wie überall sonst auch bei der Musik im technischen Bereich einiges geändert. Als wir wieder zusammen kamen, mussten wir uns erst mal daran gewöhnen, dass heute vieles digitalisiert ist, wir aber nach wie vor mit unseren alten Marshall-Verstärkern und den Gitarren von damals auf der Bühne stehen wollen. Auf dem neuen Album, das wir dann machten, haben wir schon auch mal das eine oder andere Neue versucht. Im Grunde jedoch ist das, was wir machen, nach wie vor Rockmusik – und fertig.
Was steht denn auf Eurer Setlist, wenn ihr jetzt wieder auf Tour geht?
Wir haben keine Setlist. Es kommt vor, dass wir jeden Abend etwas anderes spielen. Je nachdem, wie wir drauf sind und wie das Publikum drauf ist. Generell ist es meist eine Mischung aus alten und neuen Songs. Dem Publikum gefällt’s eigentlich immer, so viel kann ich sagen.
Du hast während Deiner politischen Karriere 2010 eine hohe Auszeichnung bekommen: den "Leaders for a Living Planet Award" der World Wildlife Funds. Was bedeutet Dir das?
Anscheinend habe ich als Umweltminister Dinge getan und veranlasst, die meine Kollegen nicht getan hatten oder nicht tun wollten. Das hat offenbar dann doch vielen Menschen in Australien ins Bewusstsein gerückt, dass unsere Ressourcen endlich sind und man sich auf allen Ebenen aktiv einsetzen muss für die Umwelt, weshalb ich wohl diesen Preis bekommen habe, der mir in der Tat viel bedeutet.
Kann man als Politiker tatsächlich die Welt verändern? Und war das Deine Absicht, als sich damals "Midnight Oil" auflöste und Du in die Politik gingst?
So einfach kann man das zwar nicht sagen, aber ja, ich wollte schon in einem Parlament sitzen und mit dazu beitragen, dass die Belange der Umwelt ernst genommen würden und das Bewusstsein stärker würde für die absolute Notwendigkeit, sich für die Umwelt einzusetzen und die Dinge zu ändern.
Kann man auch als Musiker die Welt verändern?
Warum nicht? Menschen können in allen Bereichen die Welt verändern, wenn sie das wirklich wollen. Lass es uns doch so sagen: Musik kann der wundervolle Soundtrack sein für eine bessere Welt. Das kann funktionieren – wenn es möglichst viele Menschen wirklich wollen.
Wirst Du irgendwann in der Zukunft noch mal zurück in die Politik gehen, wenn Midnight Oil endgültig aufhören?
Nein, wirklich nicht. Das mit der Politik ist für mich vorbei. Ich will jetzt einfach noch eine Weile Musik machen und Spaß haben. Lass mich es so sagen: Ich bin noch längst nicht zu alt für den Rock’n’Roll, aber irgendwie mittlerweile ein bisschen zu weise für die Politik.
Info: Midnight Oil mit Frontmann Peter Garrett kommen am Freitag, 21. Juni, 19 Uhr, zum Zeltfestival auf dem Mannheimer Maimarktgelände. Karten kosten 54,75 Euro beim RNZ-Ticketservice.
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