Luthers Disputation

"Kulturereignis von Weltrang"

Heidelberg beim 500-Jahr-Jubiläum der Reformation

25.10.2017 UPDATE: 28.10.2017 06:00 Uhr 1 Minute, 59 Sekunden

Das Wittenberger Denkmal Martin Luthers. Am 26. April 1518 fand Luthers Disputation in Heidelberg statt. Foto: Jens Wolf

Von Heribert Vogt

Ein Heidelberger Höhepunkt des 500-Jahr-Jubiläums der Reformation war sicherlich die hochkarätige Veranstaltung mit den Bischöfen Heinrich Bedford-Strohm und Karl Kardinal Lehmann in der Alten Aula. Dort diskutierten sie im vergangenen Juli mit der Kulturwissenschaftlerin Aleida Assmann und dem früheren Heidelberger Akademiepräsidenten Peter Graf Kielmansegg über das "Erbe der Reformation in der Gegenwart".

Und sowohl der EKD-Ratsvorsitzende Bedford-Strohm als auch der katholische Kardinal Lehmann waren sich einig darin, dass die ökumenische Durchführung des Reformationsjubiläums gelungen ist. Bedford-Strohm: "Ich bin wirklich beglückt von diesen Erfahrungen." Und Lehmann: "Es ist wie ein kleines Wunder, dass uns in dieser Zeit vieles doch enger zusammenführt."

Mit Blick auf die Reformation stellte der EKD-Ratsvorsitzende fest, dass aus den damaligen Impulsen heute ein Gemeinwesen mit religiösem Pluralismus entstanden ist, in dem die Menschenrechte und vor allem die Freiheit eine zentrale Bedeutung haben, weit über die Reformation hinaus. Allerdings muss in dieser Gesellschaft um die Wahrheit gerungen werden, und daran beteiligen sich die Kirchen mit ihren Traditionen.

Zugleich sah Bedford-Strohm die Gegenwart durch viele Spaltungsprozesse bedroht - "America first" ist das markanteste Beispiel. Und er betonte: "Aber die Welt sehnt sich nach Überwindung der Spaltung." Mit Blick auf die Kirchen ergänzte er: "Der religiöse Grundimpuls des Christentums muss uns immer auf die Einheit hinführen."

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Diese Diskussion fand im Rahmen der Festveranstaltung des deutschen Akademientags in Heidelberg statt, bei dem sich alles um die Reformation drehte. Und auch an Superlativen bestand kein Mangel. Zur Eröffnung sprach Staatssekretärin Petra Olschowski aus dem Stuttgarter Wissenschaftsministerium von einem "epochalen Ereignis mit Langzeitwirkung".

Sie machte Parallelen zur Gegenwart aus, in der die Gesellschaft ähnlich aufgemischt erscheint wie im Reformationszeitalter. Während der Aufbruch vor 500 Jahren vom aufkommenden Buchdruck flankiert wurde, ist auch derzeit ein tief greifender Medienwandel im Gange. Und wie ehedem vollzieht sich nun ein Perspektivwechsel, der auf größere gesellschaftliche Beteiligung und mehr Vielfalt abzielt.

Es war dann der Heidelberger Akademiepräsident Thomas Holstein, der die Reformation mit Blick auf eine entsprechende Würdigung des Bundestags als "kulturgeschichtliches Ereignis von Weltrang" qualifizierte und dafür große, mit Heidelberg verbunden Denker ins Feld führte, von Georg Wilhelm Friedrich Hegel über Max Weber bis zu Ernst Troeltsch.

Schon im Vorfeld des Akademientags hatte der Heidelberger Theologe Christoph Strohm im RNZ-Gespräch betont: "Die Reformation im einfachen Sinn hat es nicht gegeben. Sie bestand vielmehr aus sehr unterschiedlichen Richtungen, die sich zum Teil heftig bekämpft haben. Im Mittelpunkt der kulturellen Wirkungen der Reformation standen dann Sprache, Literatur und Musik."

Der Akademientag fand 2017 am Neckar statt, weil die Heidelberger Akademie der Wissenschaften einschlägige Forschung auf dem Gebiet der Reformation leistet. So legte der Theologe Heinz Scheible im vergangenen Jahr sein Standardwerk "Melanchthon. Vermittler der Reformation" in einer aktualisierten Neuausgabe vor. Zu den Forschungsvorhaben der Heidelberger Akademie zählen der Melanchthon-Briefwechsel, die Evangelischen Kirchenordnungen des 16. Jahrhunderts und der Theologenbriefwechsel im Südwesten des Reichs in der Frühen Neuzeit (1550-1620).

Und es war schließlich Universitätsrektor Bernhard Eitel, der bereits auf die Bedeutung von Luthers Heidelberger Disputation am 26. April 1518 hinwies. Auf dem östlichen Universitätsplatz erinnert eine Bodenplatte an das historische Ereignis. Eitel ließ dabei durchblicken, dass Heidelberg als einziger Luther-Ort in Baden-Württemberg 2018 das 500-Jahr-Jubiläum der Disputation begehen wird.