Mannheimer Literaturfest: Komisch wird's und traurig auch

Roger Willemsen wählte das Programm für "Lesen.Hören 8" aus.

18.12.2013 UPDATE: 18.12.2013 05:00 Uhr 1 Minute, 30 Sekunden
Roger Willemsen setzt neue Akzente beim Mannheimer Literaturfestival. Foto: dpa
Von Sabine Scheltwort

Roger Willemsen hat das Literaturfest "Lesen.Hören" der Alten Feuerwache Mannheim seit dem Start 2007 wohlwollend begleitet. Nun beschränkt er sich nicht mehr darauf, selbst zu lesen, zu moderieren und Schirmherr zu sein, sondern übernimmt die Gestaltung des Programms gleich ganz. Das hinterlässt seine Spuren: Es gibt weniger Einzellesungen, dafür mehr Themenabende, Bühnengespräche und Dialoge mit anderen Kunstformen wie Fotografie und Musik.

Das Programm von "Lesen.Hören 8" wird komischer, und es touchiert die Trivialliteratur. Traurig-lustig beginnt das Literaturfest am 21. Februar, mit einem Abend für den jüngst verstorbenen Dieter Hildebrandt. Die Alte Feuerwache hatte den großen alten Herrn des Kabaretts selbst angefragt, nun liest in memoriam Roger Willemsen aus Hildebrandts unveröffentlichten letzten Texten. Im Capitol haben eine Woche später "die stärksten Kritiker der Elche" ihren großen Auftritt: die drei Eminenzen der Neuen Frankfurter Schule F.W. Bernstein, Bernd Eilert und Pit Knorr. Am 4. März stellt Kirsten Fuchs ihre "bizarre Welt" von Schatzi und Konsorten vor. Eine szenisch-musikalische Mondlandung mit Perry-Rhodan-Texten ist für den 6. März im Planetarium geplant.

Einen Tag später folgt das herausragende Ereignis dieses Literaturfestes: ein Abend mit dem chinesischen Friedensnobelpreisträger Liao Yiwu. Er trägt seine Geschichten über "die Dongdong-Tänzerin und den Sichuan-Koch" mit Klangschalen und Flöte vor, der Schauspieler Hans-Peter Hallwachs liest die deutsche Übertragung. Auch dabei sind Senta Berger, die am 1. März Texte von Schnitzler vorträgt, Maria Schrader, die am 25. Februar einen Lyrik-Abend gestaltet, und Thomas Glavinic, der am 5. März aus "Das größere Wunder" liest.

Politischer wird das Literaturfest ebenfalls. Roger Willemsen öffnet sein druckfrisches Buch "Das hohe Haus. Ein Jahr im Parlament", in dem er seine Erlebnisse bei den Sitzungen des Deutschen Bundestages beschreibt. Willemsen war es auch ein Anliegen, die Situation von Flüchtlingen in Mannheim zum Thema zu machen, und dem Team der Alten Feuerwache ist es gelungen, vier Menschen zu finden, die bereit sind, von ihrer Flucht zu berichten. In Anwesenheit des PEN-Präsidenten Josef Haslinger erzählen am 26. Februar der wunderbare Zeichner Mehrdad Zaeri aus dem Iran, Francisco Méndez Rodriguez aus Chile, Nikolai Jegorwo aus Weißrussland und Vivian Alando aus Kamerun.

Man darf gespannt sein, ob das Publikum den Willemsen-Weg mitgeht. Die Messlatte liegt hoch: Im vergangenen Jahr hatte das Literaturfest 4600 Besucher, dazu kamen weitere 1400 Besucher des Programms für Kinder und Jugendliche, das auch für 2014 wieder geplant ist.

Info:www.altefeuerwache.com, Tickets sind ab sofort erhältlich.

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