Von Isabelle von Neumann-Cosel
Die sommerlichen Open-air-Festivals des UnterwegsTheaters machen Heidelberg mit schöner Regelmäßigkeit zum "Art-ort": Bernhard Fauser und Jai Gonzales schaffen es immer aufs Neue, eine höchst aktuelle zeitgenössische Kunstkombination (Tanz, Video, Foto, Installationen, Skulpturen und Musik) an überraschenden Orten zu zeigen, mit kluger Rücksicht auf die jeweilige Geschichte und Aura.
In diesem Jahr ist das Neuenheimer Feld dran: Auf dem Universitäts- und Klinikgelände unternimmt das UnterwegsTheater vom 21.6. bis zum 8.7. ausgiebige "Feldversuche". In einem dreistündigen geführten Parcours vom Großen Chemie-Hörsaal bis zum Südasien-Institut erleben die Besucher ein Kernstück des Campus' in ganz neuem Licht. Und natürlich ist bei diesem geführten Spaziergang nichts so, wie es immer ist: So öffnen sich zum Beispiel die sonst geschlossenen Türen verlassener Räumlichkeiten wie des ehemaligen Schwesternheimes, dessen wechselhafte Bebauungsgeschichte lebendig werden soll.
Selbst für gestandene Heidelberger ist das Neuenheimer Feld ein eigener, meist unbekannter, hermetisch wirkender Stadtteil, und Studierende und ihre Lehrkräfte sind meist ausschließlich in ihren jeweils speziellen Quartieren "zu Hause". Die immense Dichte großer Gebäude mit einschüchternder Architektur lädt kaum zum Bummeln oder Verweilen ein. Dem kann nun drei Stunden lang auf's Schönste abgeholfen werden.
Noch nie war "Artort" gleichzeitig so groß, gemessen an der Zahl der 20 Programmpunkte, so dicht, was die räumliche Nähe und zeitliche Folge und so spektakulär, was die Inhalte angeht. Zwischen der Tanz-Uraufführung "AufWand" (Choreografie: Jai Gonzales) zur Eröffnung und dem abschließenden Tanz am Vertikalseil lässt z. B. der international mit Preisen überhäufte Videokünstler Klaus Obermeier die Fassade des Alten Casinos tanzen; der Neuenheimer JugendChor erinnert an die ehemaligen Bewohner der Alten Kinderklinik; Ingo Bracken haucht dem Botanischen Garten neues nächtliches Leben ein; Thorsten Gellings und das Schlagwerk Mannheim machen einen Innenhof zum Konzertsaal und, und, und ... Da hilft nur: kommen, schauen, hören, staunen!
Info: Karten: RNZ-Ticketservice, Telefon 06221-519-1210.