Der Furioso-Teufel war unterwegs

Benedict Kloeckner und Jose Gallardo glänzten beim Heidelberger Frühling mit Schumann, Poulenc und Brahms

05.04.2013 UPDATE: 05.04.2013 06:28 Uhr 1 Minute, 49 Sekunden
Von Gerd Kowa

Tolle Musiker, die seit einigen Jahren schon Goldmedaillen tragen, haben es nicht leicht. Sie müssen immer besser spielen. Der Cellist Benedict Kloeckner und der Pianist Jose Gallardo spielten im Rahmen des Heidelberger Frühling Stücke von Robert Schumann, Francis Poulenc und Johannes Brahms. Die Alte Aula der Universität war vollkommen ausverkauft.

Wenn die beiden Musiker schlau sind, werden sie sich auch in Zukunft an Schumanns Worte halten. Und das werden sie auch. "Suche es nie in der Fertigkeit, der so genannten Bravour. Suche mit einer Komposition den Eindruck hervorzubringen, den der Komponist im Sinne hatte; mehr soll man nicht; was darüber ist, ist Zerrbild", schrieb Schumann in seinem "Musikalische Haus- und Lebensregeln"-Büchlein.

In seinen berühmten "Fünf Stücken im Volkston" (a-Moll op. 102) wünschte sich Schumann einen Pianisten, der einen sehr guten Cellisten zum Schwingen, Singen, Tanzen und vor allem zum Nachdenken bringen kann. José Gallardo ist so ein beseelter Pianist, ein Tastenkünstler, dessen Anschläge Träume sind.

Kloeckner wurde 1989 in Neuwied geboren, studierte in Karlsruhe bei Martin Ostertag, hat viele internationale Wettbewerbe und Triumphe hinter sich und arbeitet mittlerweile mit Dirigenten wie Michael Sanderling oder Karl-Heinz Steffens und mit Solisten wie Anne-Sophie Mutter, Gidon Kremer oder András Schiff. Gallado ist 43 Jahre alt und kommt aus Buenos Aires. Er studierte bei Menahem Pressler, Sergiu Celibidache und in Deutschland bei Karl-Heinz Kämmerling und spielt regelmäßig bei internationalen Festivals. Beide Musiker interessieren hauptsächlich die Charaktere, die Stile, die jeweiligen Zeiten und Stimmungen der Komponisten. Sehr auffällig war die Aufführung der Sonate von Francis Poulenc. Und das natürlich auch im Sinne Schumanns. Poulenc war zunächst ein Neoklassiker und später ein mutiger Dadaist und ein Mitglied der französischen Komponisten-Ensembles "Six". Seine Sonate komponierte er in den 40er Jahren des 20. Jahrhunderts.

Poulenc war immer ein Meister freier Tonarten und bunter Klangfarben. Er war auch ein Liebling volksnaher Melodien, mit denen er nette, aber auch zynische Witze machte. Kloeckner und Gallardo spielten die Sonate so ergriffen und beherzt, dass man sich lachende, tanzende, singende, kichernde und jammernde Menschen vorstellen konnte.

Bei Brahms' F-Dur Sonate (op. 99) aus dem Jahr 1886 musste jedermann Hirn. Ohren und Herz ein bisschen umdrehen. Brahms war ein typischer Seltenfroh. Seinen Demut und seine Wehmut, seinen Fleiß, seine fallenden Quarten und seine mutigen Intervallen kennt man ja schon lange. Der ersten Satz hat knappe, energische Motive und eine mitreißende lyrische Passage. Der zweite langsame Satz ist so etwas wie die Verklärung einer tiefgründigen Seele. Im schnellen dritten Satz scheint der Furioso-Teufel unterwegs zu sein. Und im fröhlichen Rondo-Finale gehen die Tonblumen unter dem blauen Himmel auf.

Brahms hatte mit seiner Sonate in Wien begonnen und am Thuner See beendet. Benedict Kloeckner und José Gallardo wissen das und spielen dieses Werk mit einer Verve, die man selten spüren kann. Kloeckner und Gallardo sind Botschafter eines genialen hamburgischen Komponisten. Als Zugabe spielten sie Variationen des amerikanisch-russischen Komponisten Gregor Piatigorsky.

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