Desaströses Rückspiel

"Historisches Fiasko": Barça und das Déjà-vu von Anfield

Zum zweiten Mal in Folge scheidet der FC Barcelona schwer blamiert aus der Champions League aus. Nach der Schmach von Rom 2018 erlebt das Team ein demütigendes Debakel beim FC Liverpool. Es werden Verantwortliche gesucht. Einer steht demnach schon nah am Abgrund.

08.05.2019 UPDATE: 08.05.2019 13:03 Uhr 1 Minute, 51 Sekunden
Einer muss büßen
Mit dem FC Barcelona auf der Zielgeraden gescheitert: Trainer Ernesto Valverde. Foto: Peter Byrne/PA Wire

Liverpool (dpa) - Ein Debakel wie das des FC Barcelona im Liverpooler Anfield-Stadion braucht Schuldige. Erst recht, wenn es sich um ein Déjà-vu handelt und die Wunden der Champions-League-Pleite von 2018 wieder aufreißen.

Das spanische Sportblatt "Marca" spekulierte bereits, dass es für Barça-Coach Ernesto Valverde eng werden könnte, obwohl der 55-Jährige erst im Februar seinen Vertrag mit den Katalanen um ein Jahr verlängert hatte. "Diese Niederlage wird einen Tribut fordern. Und derjenige, den die Hekatombe von Anfield am schlimmsten trifft, ist Ernesto Valverde." Der Trainer bekannte offen, dass es "keine Entschuldigung" für das desaströse 0:4 gebe und es ihm für die Fans sehr leid tue.

Das überraschende und schwer zu verkraftende Ausscheiden in Rom im vergangenen Jahr hätte den Trainer laut "Marca" bereits den Job kosten können - "aber der Gewinn des Doubles hatte ihn in extremis gerettet." Nach einem 4:1-Hinspielsieg im Viertelfinale über die Roma musste Barça damals im Rückspiel eine 0:3-Pleite einstecken. Dieses Mal folgte auf ein 3:0 im Halbfinal-Hinspiel nun erneut eine deprimierende Klatsche im Rückspiel. Damit sind die Katalanen trotz eines hohen Hinspiel-Sieges zum zweiten Mal in Folge auf der Zielgeraden der Königsklasse gescheitert. Gegen Jürgen Klopps furioses Liverpool war Barcelona jederzeit chancenlos.

Mit gesenktem Köpfen schlichen Lionel Messi, Marc-André ter Stegen und der Rest des Starensembles im Hexenkessel von Anfield vom Rasen. Die angereisten Barça-Anhänger hatten schon vor dem Schlusspfiff das Gesicht in den Händen vergraben, fassungslos, manche mit Tränen in den Augen. "Das ist eine der schlimmsten Nächte in der jüngeren Geschichte des FC Barcelona", brachte ein Kommentator im spanischen Fernsehen die Gemütslage auf den Punkt.

"Adiós a Europa", räumte Barça - das erst Ende April zum 26. Mal den spanischen Meistertitel geholt hatte - auf seiner Webseite unumwunden ein. Der Traum vom dritten Triple nach 2009 und 2015 ist erneut geplatzt. Der schwache Trost: Das erneute Double aus Meisterschaft und Copa del Rey ist noch drin: Am 25. Mai trifft die Mannschaft im spanischen Pokalfinale auf den FC Valencia.

Selbst Superstar Messi, der im Camp Nou in der vergangenen Woche noch zwei großartige Tore gezaubert hatte, konnte an der Anfield Road keine Magie mehr verbreiten und schüttelte mehr als einmal entsetzt den Kopf. "Von Messi bis Valverde, wohin man schaut: Ein historisches Fiasko", titelte "Marca". Das katalanische Blatt "Sport" sprach gar von der "größten Blamage der Geschichte".

Dabei hatte Stürmerstar Luis Suárez vor dem Spiel noch angekündigt: "Wir haben aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt, um sie nicht zu wiederholen." Nach der Partie und dem schlimmen Déjà-vu musste er seine Aussage enttäuscht revidieren: "Wieder ist das passiert, was nicht hätte passieren dürfen." Valverde gab fast bewundernd zu: "Sie haben uns einfach überrollt." Aber den wohl treffendsten Vergleich lieferte die Zeitung "Mundo Deportivo", die schrieb: "Anfield hat Barça heruntergeschluckt, bis es vom Feld verschwunden war."

Bericht Marca zu Valverde

Bericht Marca

FC Barcelona zum Spiel

Zitate Valverde in Mundo Deportivo

Bericht Mundo Deportivo

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