Hintergrund Porsche

26.04.2016 UPDATE: 29.04.2016 06:00 Uhr 1 Minute, 19 Sekunden

"Wir schlossen die Türen ab und fingen an zu spinnen." Harm Lagaay ist längst im Ruhestand, aber an die Zeit des Spinnens erinnert er sich gern. Sie zeichneten und entwickelten und tüftelten ungebunden und störungsfrei an der Zukunft. Der gebürtige Niederländer war einer der hochkarätigen Designer in Porsche Design Studio, als in den 70er Jahren der Porsche 924 gebaut wurde. Das neue Modell sollte vor allem den VW-Porsche ablösen und eventuell langfristig sogar den 911er ersetzen. Das passierte nicht, wie man heute weiß, wenngleich 400 000 Exemplare der Transaxle-Generation verkauft wurden.

Ein guter Designer "muss spinnen", war damals die Devise unter den Designern. Das war durchaus von höchster Ebene so vorgesehen. Man wusste, dass nur aus verrückten Ideen brauchbare Lösungen entstehen. Da durfte man auch mal "mit der Flex am Modell arbeiten", erzählt Günter Steckkönig, der 30 Jahre als Techniker im Fahrversuch und beim Aufbau von Porsche-Fahrzeugen beteiligt war.

Das ist heute anders. Mit Einzug der digitalen Technik sind verschlossene Türen Vergangenheit - alle waren vernetzt und "jeder konnte gucken, was die Designer machen", sagte Harm Lagaay. Die digitale Technik revolutionierte jedoch eindeutig die Designstudios der Autobauer.

Lagaay war 1970 bis 1977 bei Porsche, wechselte dann zu einem anderen Unternehmen und kam als Chefdesigner 1989 nach Zuffenhausen zurück. Mit ihm entstanden die neuen Modelle der Reihe 911, 944 und 968, außerdem der Boxster und der Carrera GT. Die Formensprache des Porsche 924 sollte modern und zeitlos zugleich sein: Flache Frontpartie, Klappscheinwerfer und charakteristisches Heck mit Glaskuppel.

Ein Jahr tüftelten die Designer üblicherweise an Vorentwürfen. Dann gab der Vorstand seine Zustimmung oder er forderte zum Weitermachen auf. Fand der Entwurf dessen Gefallen, kam das einem "Styling freeze" gleich, das heißt, von dieser Stunde an durfte am Entwurf kein Millimeter mehr verändert werden. Von da an wurde an der Umsetzung der Pläne gearbeitet. "Das Ziel waren immer 32 Monate ab Styling freeze". Heute dauere das länger. Vor allem bei der Entwicklung des Porsche Cayenne habe man länger gearbeitet.

Bis 16. Oktober werden 23 Fahrzeuge aus der Transaxle-Ära gezeigt. Am 22. Mai findet zudem der "Transaxle-Day" statt. Porsche-Museum, Porscheplatz 1, Stuttgart. Weitere Informationen unter: www.porsche.com/museum/de/sonderausstellungen.