Entwarnung

Corona-Verdacht bei Buchener Hotelgast bestätigte sich nicht (Update)

Patient seit Freitag in Buchener Klinik isoliert - Entwarnung am Samstag: kein Corona-Virus nachweisbar - Kritik des Hoteliers an "öffentlichkeitswirksamen Maßnahmen"

27.02.2020 UPDATE: 29.02.2020 14:15 Uhr 5 Minuten, 56 Sekunden
Hier geht’s zur Notaufnahme – aber bitte nicht bei Corona-Verdacht. Stattdessen sollen sich besorgte Patienten telefonisch beim Hausarzt melden oder die Hotline nutzen. Foto: R. Busch

Buchen. (RNZ/rl) Am Samstag gab der Neckar-Odenwald-Kreis gegen Mittag Entwarnung: Das mit dem Test beauftragte Labor habe mitgeteilt, dass der Virus bei dem Patient nicht nachweisbar sei. Aufgrund seiner Grippeerkrankung werde der Patient jedoch weiter auf der Isolierstation des Krankenhauses behandelt.

Update: Samstag, 29. Februar 2020, 14.15 Uhr


Von Tanja Radan

Buchen. Am frühen Freitagmorgen bot sich Passanten rund um den "Reichsadler" ein beunruhigender Anblick: maskierte Polizisten, Polizeiautos sowie ein Krankenwagen. Im Hotel wurde gegen 6.30 Uhr ein Einsatz durchgeführt: Verdacht auf das neuartige Coronavirus.

Wie das Landratsamt in einer Pressemitteilung mitteilte, hatte am Freitagmorgen ein Hotelgast Krankheitssymptome an sich festgestellt. Der Mann befürchtete, am neuartigen Coronavirus (SARS-CoV-2) erkrankt zu sein. Der Patient wurde daraufhin unter Schutzvorkehrungen an den Standort Buchen der Neckar-Odenwald-Kliniken gebracht und auf die dortige Isolierstation eingeliefert. Ein Test ergab, dass er Patient an der Grippe (Influenza A) erkrankt war. Um auszuschließen, dass sich der Erkrankte mit dem neuen Coronavirus infiziert hatte, wurde er auf SARS-CoV-2 getestet.

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Das Labor, das die Ausschlussuntersuchung auf das Coronavirus des Patienten durchführt, hat dem Landratsamt am Freitag gegen 18.30 Uhr mitgeteilt, dass nicht vor dem heutigen Samstag am Nachmittag mit einem Ergebnis zu rechnen sei. Aufgrund seiner Grippeerkrankung wird der Patient weiterhin auf der Isolierstation des Krankenhauses behandelt.

"Reichsadler"-Wirt Christian Reinhardt äußerte sich auf der Homepage des Hotels wie folgt: "Gegen 6.30 Uhr rief mich die Polizei Buchen an, dass unser Haus aufgrund eines Corona-Verdachtsfalls eines Hotelgastes abgeriegelt werden müsse. Hotelgäste durften daraufhin das Gebäude nicht verlassen, Mitarbeiter durften nicht rein. Der Hotelgast hatte bei sich grippale Krankheitssymptome festgestellt. Ein Presseartikel, der sich auf einen am Coronavirus erkrankten Professor bezieht, hatte den Gast zur Vermutung veranlasst, dieser könne ihm bei einer Prüfung begegnet sein."

Der Hotelgast, der am Aschermittwoch im "Reichsadler" angekommen sei, wurde daraufhin, so Reinhardt, getestet. Gegen 8 Uhr sei dem Wirt mitgeteilt worden, dass der Gast an einer gewöhnlichen Influenza erkrankt sei. Um das Coronavirus auszuschließen, sei sicherheitshalber ein Teststreifen zur weiteren Untersuchung in ein Labor weitergereicht worden. Jan Egenberger, Pressesprecher des Landratsamts, teilte auf Nachfrage der Rhein-Neckar-Zeitung mit, dass die Angestellten und Gäste des Hotels nicht unter Quarantäne stehen, jedoch registriert worden seien. Falls sich der Corona-Verdacht bestätigen sollte, würden sie umgehend informiert.

Aufgrund des neuartigen Coronavirus gehen beim Landratsamt und den Neckar-Odenwald-Kliniken sehr viele Anfragen ein, so das Landratsamt in einer weiteren Pressemitteilung. Beantwortet werden diese über ein Bürgertelefon unter der Nummer 06261/843333. Für die Fragen rund um SARS-CoV-2 stehen geschulte Mitarbeiter montags bis freitags zwischen 8 und 16 Uhr zur Verfügung und können in begründeten Fällen auch an medizinisches Personal weitervermitteln.

Für Bürger mit Symptomen gilt weiterhin: Als begründete Verdachtsfälle gelten Personen, die sich in einem Risikogebiet aufgehalten haben (Auflistung der Risikogebiete unter www.rki.de) oder Personen, die Kontakt mit einer an SARS-CoV-2 erkrankten Person hatten und innerhalb von 14 Tagen Symptome wie Fieber oder Atemwegsprobleme entwickeln.

Diese Personen sollen telefonisch den jeweiligen Hausarzt kontaktieren, der in Abstimmung mit dem Gesundheitsamt über weitere Schritte entscheidet.

Informationen über das Coronavirus gibt es auch auf der Webseite des Robert-Koch-Instituts unter www.rki.de und des Landratsamtes unter www.neckar-odenwald-kreis.de 

Info: Das Bürgertelefon ist unter Telefon 06261/843333 erreichbar.

Update: Freitag, 28. Februar 2020, 19.12 Uhr


Buchen. (RNZ/mün) In Buchen gab es am Freitagmorgen einen Einsatz von Rettungsdienst und Polizei wegen eines Verdachts einer Infektion mit dem Coronavirus. Das teilt das Landratsamt mit. Ein Patient habe eine unklare Symptomatik mitgeteilt. Der Hotelgast wurde unter Schutzvorkehrungen in den Standort Buchen der Neckar-Odenwald-Kliniken gebracht und befindet sich auf der Isolierstation. Dort stellte sich zunächst eine Grippeerkrankung heraus (Influenza A).

Eine darüber hinausgehende Ausschlussuntersuchung auf das Coronavirus dauert derzeit noch an. Das Ergebnis wird nicht vor Samstagnachmittag vorliegen, teil das zuständige Labor der Neckar-Odenwald-Kliniken mit. Der Patient bleibt so lange auf der Isolierstation.

Es handelt sich um einen Gast des Hotels "Reichsadler". Weil das Hotel am Morgen gegen 6.30 Uhr abgeriegelt wurde, hat sich der Inhaber mit einem Statement auf seiner Website an die Öffentlichkeit gewandt. Hotelgäste und Mitarbeiter dürften das Gebäude nicht verlassen. 

Der Hotelgast, der erst am Aschermittwoch angereist sei, sei sofort getestet worden. Zuerst wurde demnach eine "gewöhnliche Influenza" diagnostiziert. Sicherheitshalber wurde ein Test auf den Coronavirus veranlasst. 

Der Hotelinhaber kritisiert in seiner Stellungnahme, dass man bei aller begründeten Vorsicht "nicht vorschnell öffentlichkeitswirksame Maßnahmen" ergreifen solle. Er halte den entstanden Wirbel durch die Abriegelung des Hotels für "unverhältnismäßig".

Update: Freitag, 28. Februar 2020, 18.43 Uhr


Neckar-Odenwald-Kreis. (RNZ) Nun ist es soweit: Die Welle der Corona-Infektionen hat auch Baden-Württemberg erreicht. Der Neckar-Odenwald-Kreis ist indes gut gerüstet, wie eine Nachfrage beim Landratsamt und im Hardheimer Krankenhaus ergeben hat. Welche Maßnahmen genau getroffen wurden, was zu beachten ist und wo man sich informieren kann, teilte das Landratsamt auf Anfrage der Rhein-Neckar-Zeitung mit:

Schon seit vielen Wochen bereitet sich das Gesundheitsamt des Neckar-Odenwald-Kreises auf mögliche Fälle des neuartigen Coronavirus SARS-CoV-2 vor. Basierend auf ihrer langjährigen Erfahrung mit Infektionskrankheiten begleiten die ärztlichen Mitarbeiter derzeit vor allem die notwendigen Maßnahmen zur Verdachtsabklärung. Dabei ist es wichtig, bei jedem Verdachtsfall zu prüfen, ob dieser die Falldefinition für eine solche Überprüfung erfüllt.

Konkret gelten Personen als begründete Verdachtsfälle, die sich in einem Risikogebiet aufgehalten haben (Auflistung der Risikogebiete unter www.rki.de) oder Personen, die Kontakt mit einer an SARS-CoV-2 erkrankten Person hatten und innerhalb von 14 Tagen Symptome wie Fieber oder Atemwegsprobleme entwickeln. Diese Personen sollen telefonisch den jeweiligen Hausarzt kontaktieren, der in Abstimmung mit dem Gesundheitsamt über weitere Schritte entscheidet. Bürger können sich zudem auf der Webseite des Robert Koch-Instituts informieren unter www.rki.de. Dort gibt es eine umfassende Liste mit Fragen und Antworten. Zudem hat das Landesgesundheitsamt im Regierungspräsidium Stuttgart eine Hotline eingerichtet. Informationen hält auch das Landratsamt auf seiner Webseite bereit.

Derzeit liegen dem Gesundheitsamt keine Meldungen über Verdachtsfälle im Kreis vor, und entsprechend gibt es auch keinen Fall einer Erkrankung. Unabhängig davon trifft das Landratsamt in vielen Abteilungen Vorbereitungen für mögliche weitergehende Schritte. Festgelegt ist diese Vorgehensweise in einem Pandemieplan. Die Zusammenarbeit der Abteilungen dient aktuell in erster Linie dem schnellen Austausch von Informationen, um bei einer möglichen großen Anzahl an Verdachtsfällen innerhalb kurzer Zeit reagieren zu können.

Auch die Neckar-Odenwald-Kliniken sind gut auf mögliche Fälle des Coronavirus vorbereitet. So existiert für die Kliniken eine detaillierte und eingeübte Pandemieplanung. Kernbestandteil ist eine jederzeit einsatzbereite Isolierstation am Standort Buchen. Ebenso könnte am Standort Mosbach eine solche Station eingerichtet werden. Das Personal der Kliniken wird regelmäßig mit Informationen des Robert-Koch-Instituts versorgt und entsprechend bezüglich des Vorgehens bei möglichen Verdachtsfällen sensibilisiert. Die Kliniken weisen ebenfalls darauf hin, dass bei Personen, die unter die Falldefinition fallen, das telefonische Melden beim Hausarzt und nicht der Gang in die Zentrale Notaufnahme der Kliniken der richtige Weg ist.

Ebenfalls gut vorbereitet ist man am Hardheimer Krankenhaus: "Wir haben eine grundsätzliche Pandemieplanung, die auch in diesem Falle greifen würde. Schutzausrüstung für das Personal ist vorrätig, Schnelltestmöglichkeiten sind ebenfalls vorhanden, eine Abstimmung mit dem zuständigen Labor ist erfolgt.

Anfragen von ängstlichen Bürgern in der internistischen Praxis gab es bereits, allerdings hat sich bislang kein Verdachtsfall ergeben. Sollte dies der Fall sein, würde unmittelbar eine Weiterleitung an das zuständige Gesundheitsamt erfolgen."

Und weiter teilte das Hardheimer Krankenhaus mit: "Derzeit kursieren aber auch grippale Infekte oder die Influenza, zu denen für den Laien eine Abgrenzung zum Coronavirus schwierig ist. Bürger, die Sorge haben, dass sie sich infiziert haben könnten, sollten nach Möglichkeit den Kontakt in die Praxen oder zu anderen Bereichen mit größeren Menschenansammlungen vermeiden, sondern zunächst telefonisch Kontakt zu ihrem behandelnden Arzt oder zur landesweiten Hotline aufnehmen."

Auch in der heimischen Wirtschaft macht man sich zwangsläufig Gedanken zum Thema "Corona-Virus" – vor allem bei den Firmen, die viele Auslandskontakte pflegen. Ein möglicher Weg, auf dem das Virus zu uns gelangen kann, stellen diejenigen dar, die beruflich Auslandsreisen unternehmen müssen. Doch aus dem "müssen" wird angesichts der Ansteckungsgefahr eher ein "nicht dürfen", wie etwa beim Unternehmen Weiss aus Buchen, das auf Alternativen zum Reisen baut.

Auf Anfrage der Rhein-Neckar-Zeitung teilte der Automationsexperte mit: "Da uns die Sicherheit und Gesundheit aller Mitarbeiter am Herzen liegt, haben wir seitens Weiss schon frühzeitig Reisen von und nach Asien eingeschränkt und geplante Reisen auch schon storniert. Gleiches gilt nun für die Region Nord-Italien. Sollte sich das Virus in weitere Regionen ausbreiten, so gelten diese Vorkehrungen auch für diese weiteren Regionen. Im Allgemeinen gilt, dass wir in der nächsten Zeit möglichst auf alle Reisen ins Ausland verzichten. Wir nutzen, sofern möglich, digitale Möglichkeiten, wie z. B. Videokonferenzen."

Auch bei größeren Veranstaltungen hat das Unternehmen Vorkehrungen getroffen: "Sofern wir Fachmessen, Kongresse oder Veranstaltungen mit vielen Personen besuchen, achten wir hier besonders auf Hygiene. Die Teilnahme von Weiss als Aussteller auf einer Fachmesse erfolgt nur, wenn diese nicht in einer betroffenen Region stattfinden wird."

Ähnlich sieht es bei der Firma AZO in Osterburken aus, die mitteilt: "Die Firma AZO hat natürlich Vorkehrungen getroffen und kümmert sich um die Anliegen der Mitarbeiter. Die Gesundheit der Mitarbeiter liegt AZO sehr am Herzen Auch im Zusammenhang mit der bekannten Influenza sollte generell jeder Mitarbeiter auf eine gute Handhygiene und auf Husten- und Nies-Etikette achten."

Außerdem seien Reisen nach China seit geraumer Zeit ausgesetzt. Geplante Montageeinsätze in Ländern mit erklärten Risikogebieten – in denen sich der Aufenthaltsort jedoch außerhalb der Risikogebiete befinde – würden im Einzelfall geprüft.

Info: Landesweite Hotline: 0711/ 90439555. Internet: www.rki.de.

Stand: Freitag, 28. Februar 2020, 12 Uhr

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