Das "Wunder von Heidelberg"

Happy End mit einem Gruß aus Berlin: Das Heidelberger Theater wurde mit einem Festakt und einem Tag der offenen Tür eingeweiht

25.11.2012 UPDATE: 25.11.2012 17:40 Uhr 1 Minute, 35 Sekunden
Eröffnungsgala im Theater für geladenen Gäste, Sponsoren und Unterstützer. Von links: Manfred Lautenschläger, Ingrid Thoms-Hoffmann (RNZ) , Holger Schultze (Intendant), Klaus Zehelein (Bühnenverein), OB Eckart Würzner, Theresia Bauer (Landesregierung), dahinter Wolf Meng (Bürgerkomitee), Felix und Sibylle Waechter (Architekten), Peter Spuhler (Heidelbergs ehemaliger Intendant) Wolfgang Marguerre, Yordan Kamdzhalov (Generalmusikdirektor) und Michael Quast. Foto: Kresin
Von Micha Hörnle

Endlich! Drei Jahre Debatte und zweieinhalb Jahre Bauzeit sind Geschichte: Das Heidelberger Theater ist eingeweiht, und die Stimmung am Eröffnungsabend schwankte zwischen Erleichterung und Begeisterung. Intendant Holger Schultze seufzte auf: "Machen wir es kurz: Endlich wieder Kunst! Und keine Baustelle mehr!"

Und schließlich schimmerte an diesem Abend noch eine gehörige Portion Heidelberger Bürgerstolz durch: In der Stadt, in der angeblich nichts vorangehen will, wurde ein Theater erweitert und saniert. Und das in Zeiten von Kulturetatkürzungen. Und das Beste: Es waren zum Gutteil die Bürger, die das alles ermöglicht hatten (insgesamt 19 Millionen, also 30 Prozent der Gesamtkosten), woran OB Eckart Würzner ausführlich erinnerte. "Wir haben es gemeinsam geschafft! Heidelberg hat sein Stadttheater wieder wachgeküsst."

Da sprach der Präsident des Deutschen Bühnenvereins, Prof. Klaus Zehelein, auch vom "Wunder von Heidelberg". Das beeindruckte sogar den Kulturstaatsminister der Bundesregierung, Bernd Neumann, der von Berlin eine Grußbotschaft geschickt hatte – von dort aus schaut man bekanntlich mit etwas Neid auf anderswo gelingende Großprojekte.

Die grüne Wissenschaftsministerin, die Heidelbergerin Theresia Bauer, die auch für Kunst zuständig ist, hatte den abwesenden Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann zu vertreten und lenkte den Blick ganz landesmütterlich auf die Situation in Baden-Württemberg. Geld hatte sie leider keins mitgebracht (dafür jede Menge Lob für das Bürgerengagement) – bis auf 50.000 Euro für das zukünftige zweijährliche Tanzfestival.

Das wohl bewegendste Bild des Abends folgte: Nach Holger Schultzes Rede kam sein Vorgänger Peter Spuhler auf die Bühne - und beide fielen sich in die Arme. Spuhler erinnerte daran, dass das neue Theater ja nicht nur für die Bürger, sondern auch für die Mitarbeiter da sei, die vorher unter unerträglichen Arbeitsbedingungen gelitten hätten. Und auf seine Frage an das Orchester auf der Bühne: "Seid Ihr denn ein bisschen glücklich?", jubelten die Musiker.

Die hatten erkennbar Freude an dem neuen Saal mit seiner fabelhaften Akustik. Da donnerte es bei Wagners Lohengrin, da schmetterte der aufgehende Stern am Tenörehimmel, Diego Torre, Arien (vor allem das populäre "Nessun dorma"), da trommelten die Percussionisten sich die Seele aus dem Leib - und das alles, ohne dass, wie einst im alten Saal, auch nur ein Ton verschluckt wurde.

Videobericht zum Tag der offenen Tür:





Überzeugt waren an diesem Abend auch die Gäste, die sich vor dem Festakt zwei Stunden im neuen Theater umtun durften. Wie im übrigen auch die unzähligen Besucher beim "Tag der offenen Tür", die am Sonntag sieben Stunden lang hinter die Kulissen "ihres" Theaters schauen durften.