Wiesloch

Ein langer Weg hin zur Klimaneutralität

Konzept für die Stadt Wiesloch im Ausschuss für Technik und Umwelt vorgestellt.

14.10.2021 UPDATE: 14.10.2021 06:00 Uhr 2 Minuten, 35 Sekunden
Der Gemeinderat hatte sich für hohe Energie-Standards für künftige Neubaugebiete und Projekte der Stadtentwicklung beschlossen festgelegt. So sollen bei mindestens 50 Prozent der Gebäudegrundflächen Solarenergie zum Einsatz kommen. Foto: Pfeifer

Von Hans-Dieter Siegfried

Wiesloch. Erstmals öffentlich vorgestellt wurde das Klimaschutzkonzept der Stadt in der Sitzung des Ausschusses für Technik und Umwelt. Das rund 190 Seiten umfassende Papier hat die Historie zum Inhalt, die derzeitige Situation wird beschrieben und ein Bündel möglicher Maßnahmen ist aufgelistet. Ziel ist es, so hatte es der Gemeinderat vor drei Jahren beschlossen, bis 2040 in der Weinstadt klimaneutral zu sein. Das vorliegende Klimaschutzkonzept dient der Bündelung und Weiterentwicklung des bisherigen Engagements. Insgesamt sind es acht Handlungsfelder, die abgearbeitet werden sollen. Die endgültige Entscheidung über das Konzept und mögliche Ergänzungs- oder Änderungsanträge stehen auf der Tagesordnung der kommenden Gemeinderatssitzung am 27. Oktober.

Vorgestellt wurde das umfangreiche Werk von Philipp Schönberger, dem Projektleiter des beauftragten Büros "Energy-Effizienz" aus Lampertheim. Er beschrieb unter anderem die Schwerpunkte, mit denen man sich auseinanderzusetzen habe. Die geht vom Ist-Zustand der Energie- und Treibhausbilanz über eine daraus sich ergebende Potenzialanalyse – was ist wann wie umsetzbar – bis hin zu einem konkreten Vorschlagspaket, wie die in Frage kommenden Maßnahmen umgesetzt werden können und dies unter Einbeziehung geltender Förderungen. "Wir haben im Verlauf der Gespräche mit den Fraktionen und einem Workshop im Juli dieses Jahres mit dem Gemeinderat doch einen breiten Konsens bei vielen Maßnahmen feststellen können", betonte Schönberger. Er verwies auf den derzeitigen Ausstoß von CO2, der in der Weinstadt bei fast 250.000 Tonnen pro Jahr liege. Dies gelte es, deutlich zu reduzieren. "Bei allen Schritten muss stets die Kosten-Nutzen Relation sowie der Personalaufwand berücksichtigt werden", fügte er hinzu.

Bereits im Vorfeld des jetzt vorgestellten Konzepts hatte der Gemeinderat hohe energetische Standards für künftige Neubaugebiete und Projekte der Stadtentwicklung beschlossen. Mit enthalten sind in diesem unter anderem ein intensiver Einsatz von Solarenergie auf mindestens 50 Prozent der Gebäude-Grundflächen. Das Thema "Bauen und Wohnen" nimmt demzufolge einen breiten Raum in dem vorgestellten Konzept ein. Dabei werden Sanierungsmaßnahmen ebenso angesprochen und dies im privaten als auch im öffentlichen Bereich. "Strom sparen" steht ebenfalls weit oben auf der Agenda wie Möglichkeiten zur klimaschonenden Mobilität. Hinzu kommen Optionen für den Aufbau umweltfreundlicher Nahwärmenetze.

Gerade bei "Wärme" wird mit rund 46 Prozent im Stadtgebiet die meiste Energie verbraucht. Da werde vorwiegend mit fossiler Energie geheizt. Außerdem zeige die Analyse der Baualtersklassen, dass der überwiegende Anteil der Gebäude vor 1980 errichtet worden sei und dementsprechend einen hohen Wärmebedarf aufweise. Derzeit werden, so dem Konzept zu entnehmen, etwa sieben Prozent der Wärme durch erneuerbare Energien bereitgestellt. Ein weiterer Ausbau der erneuerbaren Wärmeerzeugung, insbesondere durch Wärmepumpen, Solaranlagen, Holzheizungen und regenerative Nah- oder Fernwärme, sei für die Emissionsreduktion in der Stadt von großer Bedeutung. Dasselbe gelte für die energetische Sanierung des Gebäudebestandes.

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Auf den Stromsektor entfallen 18 Prozent des Wieslocher Endenergieverbrauchs. Durch erneuerbare Energien werden rund 7.500 Megawattstunden Strom lokal erzeugt. Damit liegt der Anteil an erneuerbar erzeugtem Strom am Gesamtstromverbrauch bei sechs Prozent (Bundesdurchschnitt im Bilanzjahr 2017: 36 Prozent). Den größten Anteil hat dabei die Stromerzeugung aus Fotovoltaikanlagen. Zukünftig sei, so die Berechnungen, ein höherer Stromverbrauch zu erwarten. "Eine weitere Emissionssenkung lässt sich von allem durch den weiteren Ausbau der Fotovoltaik, die Realisierung des Windkraftpotenzials vor Ort und den effizienteren Einsatz von Strom realisieren", ist in dem Konzept aufgeführt.

Auf den Bereich "Verkehr" entfallen derzeit 36 Prozent des aktuellen Energieverbrauchs. Der weitaus größte Anteil komme vom Individualverkehr. Hier bestehe "erhöhter Handlungsbedarf". Wesentliche Maßnahmen seien hierbei der Ausbau von Elektromobilität, ÖPNV und des Fuß- und Radverkehrs. "Wir sind grundsätzlich mit vielen Dingen im Konzept einverstanden", signalisierte Gerhard Veits (Grüne). Jetzt gehe es darum, "Big Points" für Wiesloch herauszuarbeiten. Er sprach Windkraft und Fotovoltaik an. "Das müssen wir ernst nehmen und nicht nur auch Investitionen im privaten Bereich warten, das reicht nicht".

Veits forderte zudem, in der Verwaltung quer durch alle Fachbereiche eine Absprache aller Aktivitäten, die mit Klimaschutz zu tun haben. "Das ist eine Querschnittaufgabe", stellte er fest. Er forderte, die Öffentlichkeit müsse im Rahmen der Gemeinderatssitzung Ende Oktober umfassend über das Konzept informiert werden. "Und für uns alle im Gemeinderat gilt, eine Priorisierung für alle Aktivitäten festzulegen und die Gelder dafür rechtzeitig im Haushalt einzustellen."

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