Baden-Württemberg

CDU kommt in SWR-Umfrage nur noch auf 17 Prozent

Bei der Landtagswahl vor fünf Monaten wurde die Union noch zweitstärkste Kraft. Nun ist sie auch in Baden-Württemberg von der SPD überholt worden – zumindest in einer aktuellen Umfrage.

12.10.2021 UPDATE: 14.10.2021 12:00 Uhr 4 Minuten, 23 Sekunden
​Archivfoto: dpa

Stuttgart. (dpa) Gut zwei Wochen nach der Schlappe der Union bei der Bundestagswahl verliert die CDU auch in Baden-Württemberg massiv an Boden. Wäre am kommenden Sonntag Landtagswahl, käme die CDU nur noch auf 17 Prozent, ergab eine am Donnerstag veröffentlichte Umfrage von Infratest dimap im Auftrag von SWR und "Stuttgarter Zeitung". Im Vergleich zum Ergebnis der Landtagswahl vor sieben Monaten (24,1 Prozent) ist das ein Minus von mehr als 7 Punkten.

Der grüne Koalitionspartner mit Ministerpräsident Winfried Kretschmann an der Spitze bleibt laut Umfrage zwar auf Platz eins, muss aber ebenfalls herbe Verluste verkraften. Die Grünen kommen noch auf 27 Prozent - ein Minus von 5,6 Punkten.

Die SPD profitiert vom Hoch der Bundespartei und kommt im Südwesten auf 20 Prozent. Das ist ein Plus von 9 Punkten im Vergleich zum Landtagswahlergebnis. Die FDP steigert sich um 4,5 Punkte auf 15 Prozent. Die AfD verliert leicht (minus 0,7 Punkte) und landet bei 9 Prozent.

Kretschmann verliert zudem an Beliebtheit als Regierungschef: zwar sind zwei Drittel der Wahlberechtigten in Baden-Württemberg mit seiner Arbeit zufrieden oder sehr zufrieden (65 Prozent), das sind allerdings sechs Punkte weniger als zuvor. Kretschmann bleibt aber der populärste Landespolitiker.

Die Umfrage bestätigt den Trend einer Insa-Umfrage im Auftrag der "Bild"-Zeitung aus dieser Woche. Darin hatten die Grünen noch stärker verloren und kamen auf 24 Prozent. Die CDU landete mit 20 Prozent auch in dieser Umfrage nur auf Platz drei hinter der SPD (21 Prozent).

Die Grünen-Landesvorsitzenden Sandra Detzer und Oliver Hildenbrand äußerten sich gelassen. "Es ist nicht verwunderlich, dass so kurz nach der Bundestagswahl auch die aktuellen Umfragezahlen für Baden-Württemberg durch die Ereignisse im Bund beeinflusst sind", sagten sie.

Auch für AfD-Fraktionschef Bernd Gögel spiegelt die Umfrage den Trend seit der Bundestagswahl wider. Der SPD-Landes- und Fraktionsvorsitzende Andreas Stoch sieht im Ergebnis dagegen einen "klaren Auftrag, uns weiter konzentriert und geschlossen einzusetzen für mehr bezahlbaren Wohnraum, Investitionen in gute Bildung, faire Löhne und Klimaschutz, der alle mitnimmt".

Info: Befragt wurden 1162 Menschen im Zeitraum 7. bis 12. Oktober in einer zufallsbasierten Telefon- und Online-Befragung. Die maximale Fehlertoleranz beträgt +/- 2-3 Prozentpunkte. Die Frage lautete: "Welche Partei würden Sie wählen, wenn am kommenden Sonntag in Baden-Württemberg Landtagswahl wäre?"

Update: Donnerstag, 14. Oktober 2021, 12 Uhr


Grün-Schwarz rutscht ab

In einer Umfrage zur Stimmung im Land schlägt der Bundestrend durch. Grüne machen sich Gedanken über die Zeit nach Kretschmann.

Von Henning Otte

Stuttgart. Es ist ein Ansehensverlust im Rekordtempo. Nur sieben Monate nach der Landtagswahl in Baden-Württemberg haben Grüne und CDU nach einer Umfrage drastisch an Zustimmung verloren. Eine große Rolle dabei dürfte der Ausgang der Bundestagswahl gespielt haben. Denn: Die lange gebeutelte Südwest-SPD zieht es im Sog von Wahlsieger Olaf Scholz richtig nach oben. Auch die FDP ist Nutznießer (siehe Grafik oben).

Für die Grünen ist die Umfrage der nächste Schuss vor den Bug. Denn schon das Ergebnis der Bundestagswahl im Land empfanden viele führende Politiker als wenig schmeichelhaft. Mit 17,8 Prozent landeten sie nur auf Platz drei hinter der stark geschwächten CDU und der wieder erstarkten SPD. Noch dazu ist die FDP den Grünen auf den Fersen. Die Folge waren hitzige Diskussionen, zuletzt bei der Fraktionssitzung kurz nach der Wahl. Die Lücke zwischen dem Ergebnis bei der Landtagswahl (32,6 Prozent) und dem bei der Bundestagswahl (17,8 Prozent) zeige, auf welch’ dünnem Eis die Grünen im Südwesten unterwegs seien, war die einhellige Meinung. Kretschmann selbst forderte die Seinen nach Angaben von Teilnehmern auf, dringend darüber nachzudenken, wie man den grünen Erfolg im Südwesten langfristig absichern könne – auch wenn er mal weg sei.

Es gehe auch darum, aus der Bundestagswahl Lehren zu ziehen, war man sich einig. Der berühmte Elefant im Raum war die Frage: Inwieweit kann man die Lage der Union nach dem Rückzug von Angela Merkel mit der Situation der Grünen im Land vergleichen, die spätestens 2026 auf ihren übermächtigen Vormann Kretschmann verzichten müssen. Erlebt die Ökopartei dann auch einen Absturz?

Das Rennen um die Nachfolge Kretschmanns sei in der Sitzung noch nicht eröffnet worden, beteuern mehrere Teilnehmerinnen und Teilnehmer übereinstimmend. Trotzdem sei klar, dass die denkbaren Aspiranten, Fraktionschef Andreas Schwarz und Finanzminister Danyal Bayaz, nun noch genauer beobachtet würden.

Beim Koalitionspartner CDU sind nach den historischen Pleiten im Land wie im Bund sowieso Aufräumarbeiten angesagt. In gut einem Monat wird bei der Landes-CDU ein neuer Vorstand gewählt. Ob sich Landeschef Thomas Strobl im Amt halten kann? Der 61-Jährige hat seine Partei in die Koalition mit den Grünen gerettet und somit eine Ampel im Land mit verhindert. Dass Strobl in der K-Frage ein Laschet-Unterstützer war, haben ihm aber viele in der Partei übel genommen. Am Dienstag sagte Strobl, Bundesvize und Innenminister im Land, ungerührt: "Ich bin wie eine Ameise, ich schaffe Ordnung im Wald, im Bund und im Land." Bisher hat sich noch kein Konkurrent aus dem Gebüsch gewagt, der ihm den Landesvorsitz streitig machen will.

Im Getümmel um die Bundestagswahl herum gerät fast in Vergessenheit, dass Grün-Schwarz ja auch schon seit fünf Monaten zugange ist. FDP-Fraktionschef Hans-Ulrich Rülke deutet die Umfrage denn auch so: "Den Bürgerinnen und Bürgern ist klar geworden, dass die aktuelle Koalition nicht für einen Aufbruch, sondern nur für ein überkommenes Weiter-So steht." Er erinnert daran, dass sich die Regierung zum Start ein weiteres Ministerium und neue Staatssekretäre sowie weitere Milliarden-Schulden genehmigt habe. "Grüne und Union erhalten nun die Quittung für ihr unseriöses Verhalten."

SPD-Vormann Andreas Stoch freut sich darüber, dass eine Ampel rechnerisch auch im Südwesten an Zustimmung gewinnt. "Eine Fortschrittskoalition aus SPD, Grüne und FDP hat seit der Landtagswahl deutlich an Zustimmung gewonnen."

Update: Dienstag, 12. Oktober 2021, 19.22 Uhr


Umfrage sieht starke Verluste für Grün-Schwarz

Stuttgart. (dpa) Sieben Monate nach der Landtagswahl in Baden-Württemberg haben Grüne und CDU nach einer Umfrage deutlich an Zustimmung verloren. Die Grünen mit Ministerpräsident Winfried Kretschmann bleiben zwar mit 24 Prozent auf Rang eins, büßen aber 8,6 Prozentpunkte im Vergleich zu ihrem Ergebnis bei der Wahl im März ein, wie eine Insa-Umfrage im Auftrag der "Bild"-Zeitung ergab. Die CDU, Juniorpartner in der grün-schwarzen Koalition, rutscht demnach weiter ab und landet mit 20 Prozent (-4) nur noch auf Platz drei.

Die SPD, die bei der Bundestagswahl Ende September triumphieren konnte, verbessert sich auch bei der Umfrage für Baden-Württemberg deutlich. Sie kann ihr Resultat auf 21 Prozent fast verdoppeln (+10) und zieht an der CDU vorbei auf Rang zwei. Die FDP gewinnt ebenfalls deutlich hinzu und schafft demnach 16 Prozent (+5,5). Die AfD verliert leicht und kommt auf 9 Prozent.

Die nächste Landtagswahl ist erst für 2026 vorgesehen. Theoretisch würde die grün-schwarze Koalition nach dem Ergebnis der Umfrage ihre parlamentarische Mehrheit verlieren. Auch für Grün-Rot würde es knapp nicht reichen. Möglich wäre eine grün-geführte Ampel-Koalition, die zusammen auf 61 Prozent käme. Die Grünen könnten aber auch ein Jamaika-Bündnis mit Union und FDP bilden. Denkbar wäre zudem eine sogenannte Deutschland-Koalition aus SPD, CDU und FDP, wobei hier die Sozialdemokraten den Ministerpräsidenten stellen würde.

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