Neckar-Odenwald-Kreis

"Schicht im Schacht" im Mosbacher Kreis-Impfzentrum

Die Kreisimpfzentren in Baden-Württemberg wurden am Donnerstag geschlossen. Die Bilanz braucht mehr als Zahlen.

30.09.2021 UPDATE: 01.10.2021 06:00 Uhr 2 Minuten, 25 Sekunden
„Impfen ist sexy“ warb die Partei in der Nähe des Kreisimpfzentrums. Am Donnerstag schloss das Zentrum seine Pforten – wie alle anderen im Land. Foto: Stefan Weindl

Von Stephanie Kern

Neckar-Odenwald-Kreis. "Schicht im Schacht", sagte Landrat Dr. Achim Brötel am Donnerstagnachmittag im Kreisimpfzentrum in Mosbach. Nach 203 Tagen ist Schluss mit Impfen im KIZ – die großen Einrichtungen werden nicht mehr gebraucht, die niedergelassenen Ärzte dürfen jetzt alleine weiter impfen. Nach der Vormittagsschicht am Donnerstag stand deshalb eine "Schließungsfeier" an, zu der neben den Leitern des Impfzentrums – Volker Link und Volker Noe – auch der ärztliche Leiter Dr. Christoph Kaltenmaier sowie seine Vertreter Elke Ender Dr. Tobias Torsiglieri gekommen waren.

Und dann galt es, Dankesworte zu verteilen: An die, die mitgeholfen haben, die die Ärmel hochgekrempelt haben, damit die Menschen, die gegen das Coronavirus geimpft werden wollten, die Ärmel hochkrempeln konnten. Sowohl die Ärzte als auch die MFAs ("Managerin für alles" nannte sie Brötel), Jennifer Link, die die mobilen Teams koordinierte, die Verantwortlichen des DLRG-Bezirks Frankenland, an der Spitze Norbert Streckert, das Team von Blackout Eventmanagement (stellvertretend Geschäftsführer Manfred Schwing) sowie Objektleiter Alexander Koch und die vielen Schichtleiter haben zum Erfolg beigetragen, wie Brötel betonte.

Tschüss und Danke! Zum Abschluss im Kreisimpfzentrum hatte Landrat Dr. Achim Brötel noch Dankesworte parat – und zwar für alle, die unterstützt haben. Foto: Stephanie Kern

In Zahlen ist die Bilanz leicht zu ziehen: Start am 22. Januar, 203 Tage Impfbetrieb, 92.000 Impfungen. Brötel: "Ich finde schon, dass das eine sehr beeindruckende Zahl ist." Weniger schnell lässt sich die Bilanz dessen zusammenfassen, was den Betrieb in diesen 203 Tagen immer wieder beeinflusst hat. Erst Mitte Dezember 2020 erfolgte die Standortfestlegung durch das Land, bis zum 15. Januar 2021 sollte das Zentrum fertig sein. "Der Aufbaustab unter der Leitung von Dr. Björn-Christian Kleih hat hier aber wirklich ganze Arbeit geleistet", lautete Brötels Urteil.

Bereits am 8. Januar war alles "fix und fertig" – nur der Impfstoff fehlte. "Der Start am 22. Januar war mit riesigen Erwartungen verbunden, die dann zunächst aber ein weiteres Mal schlicht und ergreifend nicht erfüllt werden konnten, weil noch immer bei Weitem nicht genug Impfstoff da war." Zusätzlich erschwert wurde das Ganze durch das Terminvergabesystem. "Heute bezeichnet sogar Minister Lucha es ganz offen als einen Fehler, das so und nicht anders angepackt zu haben", so Brötel.

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Ob die gegenseitige Hilfe unter den Impfzentren, der Impfstopp von Astra-Zeneca und die damit verbundene Neuorganisation der Termine (für den nächsten Tag!) oder die Wechsel bei den Stiko-Empfehlungen – Brötel schaffte einen klaren Überblick über das, was hinter den Türen des KIZ gelaufen ist. Mit Kritik sparte er auch nicht: "Es hätte uns bereits geholfen, wenn uns Entscheidungen mit etwas mehr Vorlaufzeit bekannt geworden wären. Schon ein einziger Tag hätte da im Zweifel Wunder gewirkt."

Seit 23. Juli wird mit offenem Konzept geimpft, zweimal wurde die KIZ-Laufzeit bereits verlängert. Jetzt ist aber definitiv Schluss. Am Freitag wird die IT abgebaut. Am 14. Oktober soll der Rückbau abgeschlossen sein. Brötel: "Was bleibt als Fazit? Für mich ganz eindeutig das dicke Dankeschön an ausnahmslos alle, die uns hier im Kreisimpfzentrum Mosbach tatkräftig unterstützt haben. Ich will deshalb auch gar niemanden weiter persönlich hervorheben, weil es eine riesige Gemeinschaftsleistung war. Sie haben hier Sensationelles geleistet."

KIZ-Leiter Volker Link plauderte aus dem Nähkästchen: "Es war eine spannende und nervenaufreibende Zeit." Man habe versucht, unbürokratisch zu reagieren, wenn es mal wieder neue Nachrichten aus Stuttgart gab. "Wenn Ihnen der Nervenkitzel im Casino zu gering ist, erzähle ich Ihnen gerne etwas aus meiner Zeit hier", sagte Link mit einem Schmunzeln.

"Richtig stolz", zeigte sich der Landrat – auch wenn eben nicht alles so gelaufen sei, wie man sich das vorher erhofft hatte. "Es war nicht zuletzt auch ein Wechselbad der Gefühle, das wir gemeinsam durchlebt und durchlitten haben. Trotzdem haben wir aber auch unglaublich viel erreicht. Es liegt jetzt an uns allen, insbesondere aber an denen, die noch nicht geimpft sind, auch ihren Solidarbeitrag dafür zu erbringen, dass wir das kleine fiese Virus endlich besiegen", warb Brötel noch für das Impfen.

Das tat auch Christoph Kaltenmaier, der betonte: "Wir waren sicherlich ein führendes Impfzentrum in Baden-Württemberg." Das KIZ ist Geschichte. Und zwar eine, die hoffentlich auserzählt ist.

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