TSV Oftersheim

So lief der Empfang von Malaika Mihambo (plus Fotogalerie)

Sprechchöre und Ehrenrunde: 250 Menschen erwarteten unter Corona-Bedingungen "ihre" Olympia-Goldmedaillengewinnerin im Weitsprung.

24.08.2021 UPDATE: 24.08.2021 20:45 Uhr 2 Minuten, 54 Sekunden
Malaika Mihambo wurde von Bürgermeister Jens Geiß auf die Bühne gebeten. Foto: Lenhardt

Von Olivia Kaiser

Oftersheim. "Malaika", ruft TSV-Vorstandsmitglied Stefan Lauff ins Mikro. "Mihambo" schallt es aus etwa 250 Kehlen zurück. Jeden Moment soll sie kommen, die Goldmedaillengewinnerin von Tokio. Die Hälse recken sich in Richtung TSV-Clubhaus. Ein kleines Mädchen tritt ungeduldig von einem Bein aufs andere. Und dann ist sie da. Doch bevor die aktuell beste Weitspringerin der Welt sich ihren Fans auf der Bühne zeigt, wird sie erst einmal zu den Klängen von Vangelis’ "Conquest Of Paradise" eine Runde mit einem Oldtimer über die Aschenbahn chauffiert. Mihambo winkt freudestrahlend aus dem Fenster und zeigt ihre Goldmedaille.

Es ist ein liebevoll gestalteter Empfang, den Malaika Mihambos Heimatverein – der TSV Oftersheim – und die Gemeinde am Montagnachmittag auf dem Vereinsgelände organisiert haben. Im Hinblick auf die Pandemie ist der Ort eine gute Wahl. Es gibt viel Platz auf dem Areal, die Menschen können sich gut verteilen. Nur wer geimpft, getestet oder genesen ist, darf teilnehmen. Das alles dient nicht nur dem eigenen Infektionsschutz, sondern auch dem des Ehrengasts. Denn die Oftersheimer Ausnahmesportlerin hat im September noch zwei Wettkämpfe zu bestreiten.

Circa 250 Menschen sind gekommen, darunter viele Kinder. Doch bis sie Malaika Mihambo leibhaftig begrüßen können, müssen sie noch etwas Geduld haben. Das liegt zum einen daran, dass die Sportlerin noch einen Pressetermin hat, zum anderen will man natürlich gebührend auf den Ehrengast einstimmen. Musikalisch macht das die Band Chaotics, während sich die Gäste in Grüppen auf dem Gelände verteilen. Viele tragen das rote T-Shirt des TSV Oftersheim.

So auch die Mitglieder der Jedermann Sportgruppe, die eigentlich heute Training hätte. Doch man gebe den Termin gern frei, erklärt Trainer Günter Mittmann. Er habe sich den Wecker gestellt, um den Wettkampf live im Fernsehen zu verfolgen, dann aber doch verschlafen, gesteht Mittmann. Er kennt Mihambo schon seit etwa zehn Jahren. "Sie hat ja regelmäßig bei uns trainiert", erzählt er. Der Erfolg habe die 27-Jährige kein bisschen verändert. "Sie ist immer freundlich und ansprechbar."

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Live mitgefiebert haben dagegen Oftersheims Bürgermeister Jens Geiß und TSV-Vorstandsmitglied Klaus Donderer, die auf der Bühne erzählen, wie sie den Wettkampf erlebt haben. "Sie hat es ganz schön spannend gemacht", so Geiß, der Mihambos mentale Stärke hervorhob. Und am Ende habe dann ihr Sieben-Meter-Sprung tatsächlich gereicht. "Wir sind sehr stolz auf unsere Olympiasiegerin", betont der Bürgermeister. Mit der Goldmedaille habe Malaika Mihambo ihre Erfolge gekrönt, fügt Donderer hinzu. "Sie ist Deutsche, Europa- und Weltmeisterin, dazu kommt der Olympiasieg. Das ist gigantisch." Nicht vergessen solle man aber auch ihren Titel als TSV-Vereinsmeisterin.

Auch die TSVlerinnen Elena Matern und Eva Mähringer haben Malaika Mihambo kräftig die Daumen gedrückt. "Wir haben gehofft, dass sie es schafft", sagt Matern, auch nachdem die ersten Sprünge nicht so zufriedenstellend gelaufen seien. "Ich hatte Vertrauen in ihre mentale Stärke." Nicolas Frei ist sehr stolz auf seine ehemalige Grundschulklassenkameradin. "Ich habe mich sehr für sie gefreut." Frei kann sich noch gut an das Ferienangebot des TSV erinnern, das Malaika Mihambo und er als Kinder besuchten. Als offenkundig wurde, welches Leichtathletik-Talent in der damals Achtjährigen schlummert.

Und dann ist es endlich so weit: Nach der Ehrenrunde im Oldtimer betritt Malaika Mihambo unter lautstarkem Applaus und Jubel die Bühne. "Vielen Dank Oftersheim", ruft sie ins Mikro. "Es ist immer schön, nach Hause zu kommen, ich danke Euch für die große Unterstützung." In den Dank schloss sie auch den TSV und ihre ehemaligen und aktuellen Trainer mit ein. An die vielen Kinder gerichtet, erklärt sie: "Ich freue mich, so viele junge Gesichter zu sehen. Ich wünsche Euch, dass Ihr Spaß habt und Eure Sportart findet." Neben mehreren Blumensträußen bekam die Athletin noch ein weiteres Geschenk: die Ehrenmitgliedschaft des TSV. Eine Auszeichnung der Gemeinde – sprich die Ehrenbürgerschaft – wird laut Geiß wohl bald folgen.

Natürlich ist der Empfang nicht ganz so intensiv wie beispielsweise 2018 nach der Europameisterschaft. Damals nahm Mihambo ein Bad in der Menge, gab Autogramme. Das alles ist 2021 wegen Corona nicht möglich. Ein bisschen Nähe entsteht aber doch, als die 27-Jährige Fragen aus dem Publikum beantwortet – vor allem die Kinder wollen alles Mögliche wissen. Zum Beispiel, wie oft sie trainiert, ob sie sich auf die Olympischen Spiele gefreut hat oder was sie nach ihrem letzten Wettkampf-Sprung in Tokio gedacht hat. Die Weitspringerin gibt bereitwillig und locker Auskunft. Zum Beispiel wie sie nach ihrem letzten Sprung zunächst zittern musste, ob der für Gold reicht, dass sie sechs Mal in der Woche trainiert, und dass man im Sport an sich glauben muss. Und es wird klar: Malaika Mihambo kann zwar sehr weit springen, doch sie ist absolut geerdet.

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