Bundesgartenschau

Die Heilbronner Buga war nicht nur ein teurer Spaß

Der Gemeinderat befasst sich mit der Abrechnung: Der letzte Tag der Buga GmbH soll auch der letzte Tag dieses Jahres sein.

18.08.2021 UPDATE: 19.08.2021 06:00 Uhr 1 Minute, 44 Sekunden
In der letzten Sitzung vor der Sommerpause wurde dem Gemeinderat die Schlussrechnung für die Bundesgartenschau, die 2019 zahlreiche Besucher nach Heilbronn lockte, vorgestellt. Archivfoto: Brigitte Fritz-Kador

Von Brigitte Fritz-Kador

Heilbronn. Wer noch die wohlklingenden, ja geradezu beschwörenden Worte im Ohr hat, mit denen nicht nur Oberbürgermeister Harry Mergel nach dem Ende der Bundesgartenschau 2019 deren anhaltende Wirkung für eine weitere erfolgreiche Entwicklung der Stadt prophezeite, deren "Mitnahme-Effekte" für die Zukunft Heilbronns so rosig gemalt wurden, wie Buga-Zwerg "Karl" grell-pink war, der wird nicht umhinkommen, den damaligen Anspruch mit der Wirklichkeit von heute zu vergleichen.

Corona hat den Blütenträumen der Stadt einen dicken Strich durch die Rechnung gemacht, was die Langzeit- und Außenwirkung der Buga angeht. Die Bilanz wäre aber noch viel trauriger, wenn es nicht als Hinterlassenschaft den steingewordenen Erfolg des Stadtteils Neckarbogen mit seiner hohen Freizeitqualität gäbe.

Hintergrund

Zur Bundesgartenschau 2019 kamen an 173 Öffnungstagen 2,3 Millionen Besucher, mit 2,2 Millionen war gerechnet worden. Bei einer Gästebefragung gaben damals 75 Prozent von ihnen an, wieder kommen zu wollen. Das Gesamtgelände der Buga inklusive Neckarbogen war

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Zur Bundesgartenschau 2019 kamen an 173 Öffnungstagen 2,3 Millionen Besucher, mit 2,2 Millionen war gerechnet worden. Bei einer Gästebefragung gaben damals 75 Prozent von ihnen an, wieder kommen zu wollen. Das Gesamtgelände der Buga inklusive Neckarbogen war rund 40 Hektar groß. In dessen Entwicklung, einschließlich der Seen, des Artenschutzes oder dem Schutzwall wie auch der Infrastruktur für den Stadtteil Neckarbogen wurden 140 Millionen Euro investiert. (bfk)

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Nun aber ging es schlicht ums Geld: Die Abrechnung der Buga GmbH (also der "Geschäftsführung" der Buga) stand in der letzten Sitzung des Gemeinderates vor der Sommerpause auf der Tagesordnung. Immer noch zuständig, wenn auch längst nur in "Teilzeit" tätig, ist Buga-Geschäftsführer Hans-Peter Faas, derzeit in vergleichbarer Funktion in Lindau am Bodensee und in Beraterfunktion für Mannheim tätig. Beauftragt mit der Abschlussprüfung wurde die Stuttgarter Wirtschaftsprüfungsgesellschaft "Eversheim Stuible Treuberater".

Als Bilanzsumme für die Ausrichtung und Durchführung stehen mehr als 2,8 Millionen Euro unterm Strich, beim "Bilanzgewinn" war es eine glatte, schwarze Null. Ein im vergangenen Jahr ausgewiesener Fehlbetrag von rund 24.000 Euro lag unter dem Planansatz. Es konnten ungeplante Erträge aus der Auflösung von Rückstellungen verzeichnet werden, und auch der Personalaufwand fiel geringer aus als geplant. Kein Wunder also, dass sich der Gemeinderat zufrieden darüber zeigte, wie hier alle Rechnungen aufgegangen sind.

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Ein "Aber" gibt es noch: Das Finanzamt muss den Abschluss noch prüfen, und im Oktober steht noch eine gerichtliche Auseinandersetzung mit einem Bauunternehmer bevor.

Betrachtet man das Gesamtvolumen dessen, was hier bewegt wurde, wird das aber niemanden erschüttern. Das wäre vielleicht dann der Fall, wenn man irgendwann einmal erführe, zu welchem Preis die Stadt das Areal des "Fruchtschuppens" an die Schwarz-Stiftung zum Bau der "Josef-Schwarz-Schule" verkauft hat, beziehungsweise von wann dieser Deal datiert ist. Die Stadt hatte das gesamte Areal 2005 erworben, die Heilbronner hätten die Halle, die während der Buga als Veranstaltungsort großen Anklang gefunden hatte, gerne als Markthalle behalten. Aber diese Rechnung steht, genauso wie die Schaffung des Neckarbogens und infrastrukturelle Maßnahmen wie die "Blitz-Brücke" auf einem anderen Blatt im Haushalt der Stadt. Die Buga-Ausrichtung insgesamt kostete 50 Millionen Euro.

Es hatte sich schon im Vorfeld, dann auch während der Buga abgezeichnet, dass man mit den Kalkulationen so weit richtig lag, dass man insgesamt vor unliebsamen finanziellen Überraschungen verschont blieb – eine Leistung, wie sie nicht selbstverständlich ist, zumal wenn man den Gesamtzeitraum betrachtet, der sich, alles in allem, beginnend bei der Idee über fast zwei Jahrzehnte erstreckt hat.

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