Wiesloch

Die Fohlen sind wieder da

Am Donnerstag wurde die Aufstellung der bekannten Skulptur an der Amarante-Anlage gefeiert. Für Erinnerungsfotos soll es im Sommer einen speziellen Termin geben.

22.07.2021 UPDATE: 23.07.2021 06:00 Uhr 2 Minuten, 10 Sekunden
Am Mittwoch wurde die Plastik aufgestellt. Zur Freude von (v.l.) Karin Hirn und Hartmut Eckert vom Bronner-Verein, Restaurator Daniel Wolf und Andrea Michels vom Kulturamt. Foto: Helmut Peifer

Von Timo Teufert

Wiesloch. Die Wieslocher haben ihre geliebten Fohlen wieder: Am Donnerstag wurde mit einem kleinen Festakt die Aufstellung der Plastik auf dem Gelände des Polizeireviers an der Amarante-Anlage gefeiert. Jahrzehntelang standen die Fohlen auf dem Hof der Gerbersruhschule und waren ein beliebtes Motiv für Einschulungsfotos. Bis sie bei einer Sanierung in den 1980er-Jahren spurlos verschwanden. Im Spätjahr 2020 hatte sich der Kulturverein Johann-Philipp-Bronner auf die Suche nach der Skulptur gemacht und sie schließlich auf einer Hotelterrasse in Großsachsen wiederentdeckt und zurück nach Wiesloch geholt.

Oberbürgermeister Dirk Elkemann (l.) und die Vorsitzende des Bronner-Vereins, Karin Hirn (2.v.l.), konnten gestern bei einer Feierstunde zur Aufstellung der Fohlenplastik zahlreiche Gäste in der Amarante-Anlage begrüßen. Foto: Helmut Pfeifer

"Wir sind Zeugen eines Happy Ends", freute sich Oberbürgermeister Dirk Elkemann am Donnerstagnachmittag. Zwar habe nicht jeder Krimi ein solches Ende, doch man sei ja in Wiesloch und nicht in Baskerville. "Und die Rollen von Sherlock Holmes und Dr. John Watson waren auch etwas anders vergeben", sagte Elkemann mit einem Augenzwinkern. Karin Hirn und Hartmut Eckert hätten sich um diesen Fall verdient gemacht, weil sie sich auf die Suche nach der verschwundenen Fohlenskulptur machten. "Frau Hirn, danke für Ihre Hartnäckigkeit", lobte der OB.

Der Fall habe hohe Wellen geschlagen: "Schließlich wusste man nicht: Handelt es sich um eine Entführung oder war die Skulptur doch nur verliehen", fasste Elkemann die Suche zusammen. Hirn und ihre Kollegen vom Bronner-Verein hätten weitreichende Recherchen angestellt, in viele Wieslocher Hinterhöfe und Gärten geschaut. Doch die Fohlen blieben verschwunden. Bis Eckert sie eben auf einer Hotelterrasse ins Hirschberg-Großsachsen entdeckte.

Nachdem die Fohlen zurück in Wiesloch waren, "wurden die Figuren restauriert und ihnen wurde neue Standfestigkeit gegeben", so Elkemann. Viele Wieslocher Privatleute und Firmen hätten für die Restaurierung gespendet, "damit die Fohlen nun in alter Frische erstrahlen können". Mit dem Platz auf dem Gelände des Wieslocher Polizeireviers habe man eine Koppel gefunden, wo die Plastik sicher stehen könne. "Ich bin mir sicher, wir haben einen Ort gefunden, an dem sich alle Wieslocher wieder daran erfreuen können", sagte Elkemann. Vom Fuß- und Radweg an der Amarante-Anlage kann man in den Garten der Polizei blicken: Vor der gelb gestrichenen Wand des ehemaligen Hühnerstalls bilden die beiden dunkelbraunen Fohlen einen schönen Kontrast, der Sandsteinsockel harmoniert farblich ebenfalls.

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Karin Hirn, die Vorsitzende des Kulturvereins, ging auf die Werke der Pforzheimer Künstlerin Else Bach ein, die die Fohlengruppe in den 1930er-Jahren schuf und auf deren Entwurf der Medienpreis "Bambi" zurückgeht. "Mit ihren Tierplastiken schuf Bach ihre eigene Arche Noah", so Hirn. Die Wieslocher Fohlengruppe sei eine von zwei existierenden Kopien eines preisgekrönten Entwurfs von Bach: 1937 hatte das Kunstwerk aus Bronze auf der Weltausstellung in Paris den "Grand Prix" bekommen, erläuterte die Vorsitzende.

Die Fohlen sollen auch eine Botschaft transportieren, nämlich "Respekt vor der Würde des Tiers als Individuum". Hirn verwies auf den Artikel 20a des Grundgesetzes, in dem die Bundesrepublik Deutschland 2002 dies auch als Staatsziel verankerte: "Der Staat schützt auch in Verantwortung für die zukünftigen Generationen die natürlichen Lebensgrundlagen und die Tiere", zitierte Hirn.

Wer den beiden Fohlen für ein Erinnerungsfoto noch einmal näher kommen möchte, für den hatte Andrea Michels vom Kulturamt noch eine gute Nachricht dabei: Im Sommer soll an einem Tag ein Stück Zaun entfernt werden, um Bilder bei den Fohlen zu machen. So will man all jenen entgegenkommen, die die Plastik gerne zugänglicher aufgestellt hätten. Doch durch die starken Beschädigungen, die in den letzten Wochen ausgebessert und behoben wurden, sind die Beine der Fohlen zu instabil, als das man darauf wieder sitzen könnte.

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