Heidelberger Druckmaschinen

Unternehmen präsentiert sein neues "Working Horse"

Von Pfifferlingen und Arbeitspferden: Heidelberger Druckmaschinen zeigt sein neues "Working Horse" CX 104 und andere Innovationen

22.06.2021 UPDATE: 23.06.2021 06:00 Uhr 2 Minuten, 14 Sekunden
Hoffnungsträger: Rollenwechsel im Lackierwerk bei einem „Arbeitspferd“ der Heidelberger Druckmaschinen AG. Die Bogenoffset-Druckmaschinen CX 104 feiert heute bei der Kundenveranstaltung „It’s Showtime“ Weltpremiere. Firmenbild

Von Thomas Veigel

Wiesloch. "Viele hätten vor einem Jahr keinen Pfifferling mehr auf das Unternehmen gegeben." Rainer Hundsdörfer, Vorstandschef der Heidelberger Druckmaschinen AG, sagt das nur, weil er sich sicher ist, dass das Unternehmen, das er seit fast fünf Jahren führt, nun nicht mehr in Gefahr ist. Im Vorfeld der Mittwoch stattfindenden Kundenveranstaltung "It’s Showtime" gibt er Fachjournalisten einen strategischen Ausblick auf die nahe und mittlere Zukunft. Der Blick zurück ist kurz: Das zurückliegende Corona-Geschäftsjahr sei "ein Kraftakt" mit zahlreichen Veränderungen gewesen. Man habe der Pandemie getrotzt und werde sie gestärkt verlassen. "Wir haben wieder eine Perspektive."

Das hat man schon oft gehört in den vergangenen gut 12 Krisenjahren. Und es kam immer anders, immer wieder mussten Hoffnungsträger zu Grabe getragen werden. Immer wieder wurde, mit immensem finanziellen Aufwand, am Markt vorbei entwickelt. Man denke nur an das ganz große Format oder an die als Heilsbringer avisierten digitalen Druckmaschinen. Wunderwerke der Technik, die der Markt weder wollte noch brauchte.

Messen mit der Vorstellung von Produktneuheiten sind immer stark marketinglastige Events. Da wird ordentlich auf den Putz gehauen, das ist auch beim Druckmaschinen-Weltmarktführer nicht anders. Da wird gezeigt, was man kann und was man hat: "Wir präsentieren Ihnen exklusiv die neuesten Innovationen von Heidelberg in den Segmenten Verpackung, Etiketten und Werbedruck."

Aber in diesem Jahr ist tatsächlich etwas anders. Denn die Weltpremiere ist keine neue Wundermaschine, sondern die Weiterentwicklung eines "Arbeitspferds", das in der Großeltern-Generation als CD (Carton-Druck) 102 schon seit 1987 auf dem Markt ist. 116.000 Druckwerke der CD 102 sind verkauft worden. Die neue Bogenoffset-Druckmaschine heißt CX 104, sie ist der Nachfolger der CX 102. Die Maschine druckt einen zwei Zentimeter größeren Bogen. Für einen Verpackungsdrucker ist das viel, sagt Stefan Hasenzahl, Leiter des Produktmanagements. Und schneller ist die Maschine auch. Aber das ist kein Verkaufsargument mehr. Schnell sind sie alle.

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Stefan Hasenzahl hat schon viel erlebt im Unternehmen, auch noch die Blütezeit der damaligen "Perle des deutschen Maschinenbaus." Er kam 1988 zu Heidelberg, ein Jahr nach der Vorstellung der CD 102. Von 2005 bis 2012 hat er das Werk Qingpu in China mit aufgebaut und war dessen Leiter. "China ist das Land, in dem wir richtig Geld verdienen", sagt Rainer Hundsdörfer.

Die neue Maschine wird sowohl in Deutschland als auch in China gebaut werden – an beiden Standorten für den Weltmarkt. Die neue Maschine steht in der Halle 11, die im Jahr 2007, kurz vor Beginn der großen Branchenkrise, für das "ganz große Format" gebaut wurde. Stefan Hasenzahl leitete dieses Geschäftsfeld seit 2013. Mittlerweile wurde es aufgegeben und die Halle 11 wird auf 6500 Quadratmeter als Showroom und Print Media Center genutzt.

Auch Stefan Hasenzahl spürt eine Aufbruchstimmung im Unternehmen. Viele verkrustete Strukturen sind aufgebrochen worden, viele Häuptlinge mussten das Feld räumen. Die Verschlankung scheint neue Kräfte zu wecken. Rainer Hundsdörfer befeuert die gute Stimmung. Er spricht vom Wachstumsmarkt Verpackungsdruck, von der "ausoptimierten" Hardware und von den Chancen der Digitalisierung. "Auch wenn die Zahl der Maschinen schrumpft – unser Geschäft wird größer". Innovationen und Wachstum fänden bei der Software und bei Cloud-Anwendungen statt.

Bei den neuen Geschäften sieht der Chef großes Potenzial. Mit der Wallbox, dem kleinen Ladegerät für Elektroautos, wurde bereits ein Volltreffer gelandet. In der E-Mobilität habe man damit einen Fuß in einem wachsenden Geschäft. Hundsdörfer sieht Chancen im Firmenwagen- und Parkhausmanagement und bei der Abrechnung von Aufladungen.

"Heidelberg kann mit seinen Fähigkeiten auch noch weitere Endmärkte bedienen." So komme das Drucken von Elektronik langsam in Gang. Man könne Leiterplatten mit passiven Elementen und LEDs drucken. "Heidelberg wird zu einer High-Tech-Company, die unter anderem auch Druckmaschinen baut."

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