Hirschberg

Nebengebäude der Alten Villa wird saniert

Der Gemeinderat beschloss Maßnahme mit vier Gegenstimmen der Freien Wähler. Dabei kam es beinahe zum Eklat.

19.05.2021 UPDATE: 20.05.2021 06:00 Uhr 1 Minute, 47 Sekunden
Ein strittiges Thema: das Nebengebäude der Alten Villa in Leutershausen. Jetzt soll es saniert werden. Foto: Dorn

Hirschberg. (krs) "Ensemble", "Baracke", "veredelter Rohbau": In der jüngsten Sitzung des Gemeinderats am Dienstag bekamen die Alte Villa und ihr Nebengebäude viele Bezeichnungen. Bei vier Gegenstimmen von Christoph Kiefer, Werner Volk, Jörg Mayer und Alexander May (FW) stimmte das Gremium der Sanierung des Nebengebäudes zu. Mit denselben vier Gegenstimmen beauftragte der Rat die Verwaltung damit, die Sanierung mit dem Architekturbüro Draxler vorzubereiten, und genehmigte überplanmäßige Kosten in Höhe von rund 36.000 Euro. Die Mittel sollen aus den Einsparungen bei der Sanierung des Anwesens Am Mühlgraben 1 kommen. Der einzig einstimmig gefasste Beschluss: Die Verwaltung wird einen Mietvertrag ausarbeiten und dem Gemeinderat zur Beschlussfassung vorlegen.

Hintergrund

Steinle ging Freie Wähler an

Harte Vorwürfe erhob Gemeinderatsmitglied Jürgen Steinle (GLH) am Ende der jüngsten Sitzung des Gremiums am Dienstag. Er stellte das Abstimmungsverhalten der Freien Wähler am Ratstisch infrage: "Ich will niemandem etwas

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Steinle ging Freie Wähler an

Harte Vorwürfe erhob Gemeinderatsmitglied Jürgen Steinle (GLH) am Ende der jüngsten Sitzung des Gremiums am Dienstag. Er stellte das Abstimmungsverhalten der Freien Wähler am Ratstisch infrage: "Ich will niemandem etwas unterstellen, aber es ist schon seltsam, dass die Freien Wähler Vorschläge des Architektenbüros Kopp annehmen, sich sonst aber dagegen stellen." Bürgermeister Ralf Gänshirt unterbrach ihn kurz und ernst in seiner Anmerkung. "Herr Steinle, ohne dass ich weiß, was Sie sagen wollen: Bitte wählen Sie Ihre Worte mit Bedacht", forderte der Bürgermeister ihn auf. Das habe er, entgegnete ihm Steinle. Seine Anmerkung bezog sich wohl darauf, dass Architekt Bernd Kopp für die Freien Wähler im Gemeinderat und im Ausschuss für Technik und Umwelt sitzt.

Steinle hatte noch nicht ausgesprochen, da schnappten die Ersten am Ratstisch bereits nach Luft. Ungläubiges Murmeln setzte ein. FW-Fraktionsvorsitzender Werner Volk erklärte am Mittwoch auf Anfrage der RNZ, dass er sprachlos sei. "So etwas habe ich in mehr als 20 Jahren im Gemeinderat noch nicht erlebt", sagte er. Man könne Kritik äußern, aber nicht "ohne jeden Grund", fand er und zog eine Verbindung zur Entscheidung seiner Fraktion gegen die Sanierung des Anbaus der Alten Villa. Diese war ebenfalls Sitzungsthema (siehe weiteren Bericht auf Seite 4). "Unsere Entscheidung hatte überhaupt nichts mit dem Architekten zu tun, das Büro Draxler macht ordentliche Arbeit", beteuerte Volk. Und auch er formulierte deutliche Kritik: "Wir bekleiden ein öffentliches Amt, dementsprechend sollte man sich verhalten."

Bürgermeister Ralf Gänshirt erklärte auf Anfrage der RNZ zu Steinles Aussagen in der Sitzung: "Dazu werde ich mich nicht äußern, da weder die Gemeinde noch die Verwaltung oder ich Adressat waren." (krs)

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"Uns ist allen bekannt, dass das Gebäude saniert werden muss und unter Denkmalschutz steht", sagte Bürgermeister Ralf Gänshirt. Eine Schätzung des Architekturbüros Draxler von 2017 belief sich auf rund 145.000 Euro, bei einer Kostensteigerung von fünf Prozent jährlich rechnet die Verwaltung nun mit rund 176.000 Euro Sanierungskosten. Nach Einberechnung einer Förderung bleibt für die Gemeinde ein Eigenanteil von etwa 86.000 Euro. Im Haushaltsplan sind für die Sanierung aber nur 50.000 Euro eingestellt. Die Differenz kommt nun aus den Weniger-Ausgaben für die Sanierung des Gebäudes Am Mühlgraben 1. Am Ende der Sanierung steht ein "veredelter Rohbau", den die Gemeinde dann vermieten will. Darüber werde aber separat entschieden, wenn es so weit ist.

"Für uns sind das Unsummen, die investiert werden", sagte May. Zumal die Gebäudenutzung ungeklärt sei. Er sehe eher einen "vereselten Rohbau" und eine "Baracke" in dem Komplex.

Auch Oliver Reisig erklärte, dass die FDP-Fraktion sich grundsätzlich schwer damit tue, 86.000 Euro für dieses Nebengebäude auszugeben. Das Geld könne man an anderen Stellen besser investieren. "Aber um das Hase-Igel-Spiel zu beenden, können wir uns jetzt dazu durchringen, zu sanieren und dann zu vermieten", sagte er.

Karlheinz Trieber (GLH) widersprach ihm entschieden. Das Gremium habe allein in dieser Sitzung schon deutlich größere Summen genehmigt. "Das Ensemble macht unseren Ort liebenswerter", fand er. "Wir sehen die 86.000 Euro nicht verschwendet an, zumal noch ein Sponsor dahintersteht, der sich beteiligen will." Wer das ist, weiß man noch nicht.

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Thomas Scholz (SPD) betonte, dass die Gemeinde eigens für diese Sanierung Fördermittel beantragt hat. "Wenn wir nicht sanieren wollten, hätten wir sie auch nicht beantragen sollen." Und er wies auf zunehmenden Vandalismus in dem Gebäude hin. "Die Alte Villa und der Anbau sind jetzt in einem Stadium, in dem es nötig ist, zu sanieren."

"Vernünftig" fand Ferdinand Graf von Wiser (CDU), die Sanierung jetzt anzugehen. "Seit einem Jahr machen wir uns Gedanken über die Nutzung", sagte er. Vor der Corona-Pandemie habe es Gespräche mit potenziellen Nutzern und ebenfalls einige Ideen gegeben. Diese Sanierungsmodelle hätten die Nutzer eingebunden. "Mit dem jetzigen Vorschlag sind wir unabhängiger", meinte er. "Wirtschaftlich ist es vernünftiger, so können wir nach der Sanierung mit einer vollen Miete kalkulieren."

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