Sinsheim

Gastronomie und Handel bereiten sich auf Öffnung am Mittwoch vor

Bald soll vieles wieder möglich sein. Das Freibad folgt am Freitag. Zudem sind weitere Testcenter geplant.

17.05.2021 UPDATE: 18.05.2021 06:00 Uhr 3 Minuten, 44 Sekunden
Bis zum Mittwoch soll alles bereit sein: So wie im „Quint’s“ laufen gerade in vielen Restaurants die Vorbereitungen für die Wiedereröffnung auf Hochtouren. Foto: Christian Beck

Von Tim Kegel

Sinsheim. Wer künftig täglich zur körperlichen Ertüchtigung ins Freibad will, der muss sich vorher immer mit einem Schnelltest auf das Sars-CoV-2-Virus testen lassen, davon genesen oder dagegen geimpft sein. Genauso wird es all jenen ergehen, die täglich ins Wirtshaus wollen – oder zum Shopping. Ab Mittwoch, 19. Mai, ist dies alles wieder vor Ort möglich; lockerer zwar – trotzdem sind die Einschränkungen groß. Und schwer zu überblicken.

> Gespanntes Chaos in den Straßen, alles wartet, alles ist – wieder einmal – im Fluss: Am Montag wurde erwartet, dass das Landratsamt das Außerkrafttreten der "Bundesnotbremse" verkünden wird, nachdem die Sieben-Tage-Inzidenz den fünften Werktag in Folge unter 100 positiv auf das Virus getesteten Personen auf 100.000 Einwohner lag. Punkt 13.40 Uhr am 17. Mai kam dann die für viele erlösende E-Mail.

> Die Freibad-Öffnung am Freitag, 21. Mai, konnte Stadtwerke-Chef Andreas Uhler keine zehn Minuten später verkünden – "und auch der Wohnmobilstellplatz wird zu Pfingsten offen sein". Auch am Wochenende zuvor habe man fürs Öffnungskonzept gearbeitet. Schwimmer werden Tickets und Zeitfenster zuvor online buchen und müssen "genesen, getestet oder geimpft" sein. Selbst von Kindern ab sechs Jahren muss das Bad dann einen gültigen Schnelltest verlangen. Für Stammgäste, die täglich kommen, möglicherweise eine Zumutung, das ahnt auch Uhler, waren doch kürzlich schon die Ticketpreise um 50 Cent erhöht worden, Saisonkarten gibt es nicht. Er geht davon aus, dass die Regelungen "die Besucherzahlen drücken". Bis Freitag gab man sich Zeit für den letzten Schliff an Bad und Hygienekonzept, etwa mit Einbahnregelungen und Obergrenzen.

> Biertische geschleppt, Fliesen geputzt – und Schnelltests bestellt – wurden schon am Wochenende bei der Gastronomie, die nun auch die Innenbereiche öffnen kann. Das freut gerade die kleineren, wie etwa die traditionelle Trattoria "Krokodil" von Giacomo Philippi in der Blauen Turmgasse, ohne viel Platz im Freien; schon im Spätjahr 2020 hatte sich das Ordnungsamt kulant bei seiner Außenbestuhlung gezeigt. Manche Wirte, etwa in der "Linde" wollen ihren Gästen "Lollipop"-Mund-Schnelltests zum Selbstkostenpreis zur Verfügung stellen. Eine gemeinsame Lösung strebt "Quint’s"-Chef Peter Erdelyvari an und plante am Montag noch "ein gemeinsames Testcenter für die Gastronomie" mit einem Partner an zentraler Stelle. Ob etwas daraus wird, werden die kommenden Tage zeigen. Öffnen will Erdelyvari am Samstag. Wie er, wird ein Großteil der Innenstadt-Gastronomie sowohl "mit bewährtem Personal", als auch mit gewohnten Einkaufsstrukturen an den Start gehen – wenn auch auf den Speise- und Getränkekarten zumeist leicht an der Preisschraube gedreht wurde. Zu beobachten sind Preissteigerungen zwischen 50 Cent bei der Halben Bier und zwei Euro beim Rumpsteak.

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> Welcher Test wird anerkannt? Das fragen sich viele. Im Freibad akzeptiert man zunächst "nur von Testcentern bestätigte Schnelltests", sagt Uhler und führt an, dass die Neuregelungen "etwas Lebendiges" seien: "Wenn ich morgen schlauer bin, ist’s mir auch recht." Dem Plan mancher Gastronomen, dass Gäste vor dem Besuch Tests kaufen oder selbst welche mitbringen und unter Aufsicht durchführen können, steht aber laut Ordnungsamt "derzeit nichts entgegen". Getestete müssten dann "in Kauf nehmen, 15 Minuten zu warten" und für die verlangten Kosten des Tests aufkommen, sagt Amtsleiter Florian Zangl. Außerdem sei darauf zu achten, "dass es keine Warteschlangen gibt" während der Tests – hiermit dürfte es ein Restaurant leichter haben als ein städtisches Freibad.

> Die Testcenter sind gerüstet, auch für größeren Andrang, schätzt Patrick Bräunling, Einsatzleiter der Sinsheimer Hilfsorganisationen an der Badewelt. Dass es zu Warteschlangen kommt, kann er für seine Einrichtung bei den jetzigen Öffnungsschritten ausschließen. Unklar sei, "was ist, wenn die Badewelt aufmacht oder wenn Spielbetrieb im Stadion wäre". Ein Anstieg sei "schon jetzt spürbar", man sei zwar jeden Tag ausgelastet und teste zurzeit an starken Tagen rund 200 Personen in den drei Stunden Öffnungszeit. Dank der ehrenamtlichen Strukturen und der zur Verfügung stehenden Testmengen könne man aber den Zwei-Minuten-Turnus auf eine Minute verkürzen und wenn nötig auch die Öffnungszeit verlängern. Bräunling verweist auf "die zahlreichen Testcenter in der Stadt und dass es sich verteilt". Die Nachfrage in einer 35.500-Einwohner-Stadt wie Sinsheim werde sich "auf das auswirken, was angeboten und umgesetzt wird", ist er überzeugt.

> Nicht ganz so überzeugt vom Öffnungskonzept des Landes sind viele Gastronomen und Einzelhändler – auch letztere sehen Öffnungen entgegen, dachten teilweise, dass schon am Montag geöffnet werden kann. Peter Erdelyvari sagt, dass "ein auch nur halbwegs rentabler Betrieb unter diesen Umständen nicht möglich" sei. Die Testpflicht im Freien sei "ein Unding und unwissenschaftlich" und laufe "der Geselligkeit und der Spontanität zuwider". Ähnlich klingt Lederwaren-Händler Werner Gemlin zum Testgebot: "Wo es vorher 15 Kunden waren, sind es jetzt zwei." Er verstehe Kaufwillige, "die das nicht mitmachen wollen und dann im Internet einkaufen". Selbst im Bücherland, das seit März offen hat und wo man ohne Tests einkaufen kann, hält man die Verordnung für "einen Hemmschuh". Viele Unklarheiten sorgten dafür, "dass man nur einkauft, wenn man es muss".

> Bleibt’s künftig so? Tests oder Impfung als einzige Wahl, statt spontanem Espresso und Impuls-Shopping? Ordnungsamtschef Zangl, der die, wie er selbst manchmal einräumt, undankbare Aufgabe hat, die Verordnungen umsetzen zu müssen, hält etwas ganz anderes für denkbar. Er ging am Montag davon aus, dass "die Testpflicht bei Friseuren" mit weiterem Rückgang der Inzidenzzahlen und künftigen Lockerungen schon bald wieder ende, "und sich manche Salons von diesem Service verabschieden werden". Was auf ungeimpfte Personen warte – hierzu konnte Zangl "nur schwer eine pauschale Antwort geben". Weil die Impfungen "eine hohe Akzeptanz" hätten und große Bevölkerungsteile immunisiert seien, lasse sich "der Anteil, der sich nicht impfen kann oder möchte, wahrscheinlich ausgleichen". Trotzdem hält er es für sinnvoll, fürs Impfen "Anreize zu schaffen".

> Mit einem Vorurteil räumt Test-Einsatzleiter Bräunling auf: Nein, es sei nicht ein Schnelltest pro Woche und Person kostenlos, die Verordnung besage, dass jeder Bürger "mindestens einmal" pro Woche kostenlos getestet werden kann. Passiere dies in einem offiziellen Testzentrum, seien Tests demzufolge kostenlos.

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