Heidelberg-Studie

Mehr Fläche für Forschung? Die meisten Heidelberger sind dafür

Die Bürger haben eine große Wertschätzung für die Wissenschaft. Jeder vierte Heidelberger arbeitet oder arbeitete selbst in der Wissenschaft.

13.05.2021 UPDATE: 14.05.2021 06:00 Uhr 2 Minuten, 14 Sekunden
Die wichtigste Forschungseinrichtung in Heidelberg ist die 
Ruprecht-Karls-Universität. Unser Foto zeigt das fast 300 Jahre alte Gebäude der „Alten Universität“ am Uniplatz. Foto: Rothe

Von Denis Schnur

Heidelberg. Universität, Klinik, Forschungsinstitute: Kaum eine deutsche Stadt ist so stark durch die Wissenschaft geprägt wie Heidelberg. Dass die Stadt davon profitiert, ist unbestritten. Und doch gibt es immer wieder kontroverse Debatten – etwa wenn Forschungseinrichtungen mehr Platz brauchen. Deshalb legte die Stadt bei der aktuellen Heidelberg-Studie den Fokus auf das Verhältnis der Heidelbergerinnen und Heidelberger zur Wissenschaft. Bei der repräsentativen Befragung zeigte sich: Die Bürger schätzen die Forscher nicht nur, eine große Mehrheit ist auch bereit, ihnen mehr Fläche zur Verfügung zu stellen. Die wichtigsten Erkenntnisse:

> Knapp ein Viertel der Heidelberger arbeitet(e) in der Wissenschaft: Fast 40.000 Studierende sind an den Heidelberger Hochschulen eingeschrieben. Doch auch als Arbeitgeber sind Universität und Forschungsinstitute extrem wichtig: Laut Studie sind oder waren immerhin 23 Prozent der Bürger bei einer wissenschaftlichen Einrichtung beschäftigt. Bei Menschen mit Hochschulabschluss ist es fast jeder Zweite (46 Prozent). Gut die Hälfte der Beschäftigten in der Wissenschaft sind nur für ihren Job oder das Studium hergezogen – das sind zwölf Prozent aller Heidelbergerinnen und Heidelberger ab 16 Jahren. Dazu passt, dass 63 Prozent der Befragten angaben, sich "sehr stark" oder "stark" für Wissenschaft zu interessieren, 28 Prozent immerhin "etwas".

> Fast alle Bürger sehen die Wissenschaft als Standortfaktor: Die Forschungseinrichtungen sind aber nicht nur für den Arbeitsmarkt wichtig, sondern auch darüber hinaus bedeutend für die Stadt, wie die allermeisten Befragten finden. So gaben 95 Prozent an, die Wissenschaft beeinflusse das Ansehen der Stadt stark, auch bei Wirtschaftskraft (79 Prozent), Kulturellem Leben (62 Prozent) und Unternehmensgründungen (55 Prozent) sehen die Bürger positive Auswirkungen. Doch die Menschen nehmen auch negative Folgen der wissenschaftlichen Präsenz wahr: 84 Prozent glauben, sie wirke sich auf den Wohnungsmarkt aus und 78 Prozent auf das Verkehrsaufkommen. Und doch sind sich fast alle Heidelberger (95 Prozent) einig, dass die Stadt stark oder sehr stark von wissenschaftlichen Institutionen profitiert. Besonders ausgeprägt ist diese Ansicht in den Stadtteilen, in denen viele Einrichtungen beheimatet sind.

> 80 Prozent gönnen den Forschern mehr Platz: Dass die Heidelberger ihre Forschungseinrichtungen schätzen, ist keine Überraschung. Wie sehr sie bereit sind, ihnen entgegenzukommen, dagegen schon: 81 Prozent stimmten der Aussage "Wissenschaft und Forschung brauchen Wachstumsflächen, damit der Wissenschaftsstandort Heidelberg konkurrenzfähig bleiben kann" zu. "Ein durchaus erstaunlicher Wert", findet Baubürgermeister Jürgen Odszuck. Denn über die Ausweitung des Campus Neuenheimer Feld auf den Hühnerstein wird derzeit erbittert gestritten. "Und im Masterplan-Verfahren zeigt sich häufig ein relativ skeptisches Bild." Dieses werde nun durch die empirische Erhebung ergänzt und eingeordnet, so der Bürgermeister. Dazu passt, dass die Mehrheit der Heidelberger (61 Prozent) es generell begrüßt, dass die Stadt weiter wächst.

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> Die Heidelberger vertrauen der Wissenschaft: Die wichtigste Aufgabe der Wissenschaft bleibt die Produktion von Wissen. Und dabei genießt sie in Heidelberg ein großes Vertrauen der Bevölkerung: Auf einer Skala von -5 (kein Vertrauen) bis +5 (volles Vertrauen) erreichte die Forschung einen Mittelwert von 3,6. Auf Rang zwei folgen die lokalen Medien (1,9). Unternehmen (1,8) und Kommunalpolitik (1,7) genießen etwas weniger Vertrauen. Um sich zu informieren, hat laut der Studie knapp die Hälfte (47 Prozent) der Heidelberger in den vergangenen Jahren Vorträge in wissenschaftlichen Einrichtungen besucht.

> Zwei Drittel der Bürger sehen ausreichend Unterstützung durch die Politik: Große Einrichtungen haben auch Interessen, die sich auf die Kommunalpolitik auswirken. Das Verhältnis zwischen Politik und Forschungsinstitutionen bewertet die Mehrheit der Heidelberger dennoch positiv: So sagen rund zwei Drittel (67 Prozent), dass Politik und Verwaltung die wissenschaftlichen Einrichtungen "gerade richtig" unterstützen (19 Prozent: "zu wenig"; 4 Prozent: "zu viel"). Den Einfluss der Forschungsinstitutionen auf die Politik halten 56 Prozent für "gerade richtig", jeweils 15 Prozent findet, er sei "zu groß" oder "zu gering".

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