Tauberbischofsheim

Haftstrafe für den "Staubsauger-Räuber"

Der 30-Jährige wurde für den fingierten Supermarkt-Überfall im Dezember 2019 zu einer Haftstrafe von vier Jahren und sechs Monaten verurteilt.

25.01.2021 UPDATE: 25.01.2021 18:45 Uhr 1 Minute, 46 Sekunden
Das ​Landgericht in Mosbach. Foto: dpa

Von Stephen Wolf

Mosbach. Wie ein Meisterdieb wirkt der Angeklagte in Saal 6 des Landgerichts in Mosbach nicht. Aber der 30 Jahre alte Mann im grauen Strickpullover und mit gepflegtem Haarschnitt soll gemeinsam mit drei weiteren Tatverdächtigen einen Überfall fingiert haben, bei dem ein Staubsauger eine wichtige Rolle gespielt hat.

Bei dem Raub in einem Supermarkt in Tauberbischofsheim soll der Angeklagte im Dezember 2019 zunächst gemeinsam mit zwei Männern etwa 60 000 Euro erbeutet haben. Einer der beiden Komplizen, ein 27 Jahre alter Mitarbeiter des Supermarktes, fungierte als "trojanisches Pferd". Nach vorheriger Absprache mit seinen Komplizen, ließ er sich von dem Angeklagten überfallen, half ihm bei der Flucht und gab sich später als Opfer aus.

Ein weiterer Komplize fuhr das Fluchtauto, und der vierte Mann, der Marktleiter des Discounters, soll sich während der Tat bewusst in einem Spielkasino aufgehalten haben. "Das war sein angebliches Alibi", sagt der 30 Jahre alte Angeklagte am Montag im Gerichtssaal. Anders als der Marktleiter, der die Idee zu dem fingierten Überfall gehabt haben soll, muss der Angeklagte den Räuber mit Pistole und Sauger spielen.

Mit diesem soll der geständige Mann aus dem Schlitz eines kleinen Tresors viel Geld, verpackt in sogenannten Safebags, gesaugt haben. Was mit einem großen Teil der Beute geschehen ist, gibt den Ermittlern noch immer Rätsel auf. Er habe das Geld dringend benötigt, weil er mit etwa 7000 Euro verschuldet gewesen sei. Geld, das er vor allem für seine Drogensucht ausgegeben habe, sagt der Mann. Weil er seine Brille am Tatort verloren hatte, konnte die Kriminalpolizei den Angeklagten ins Visier nehmen. Nachdem ein Optiker den Besitzer des Brillenmodells identifizieren konnte, sei ein Haftbefehl gegen den Mann erlassen worden. Erst später gerieten die drei anderen auf die Liste der Tatverdächtigen. Seitdem schieben sich die Männer gegenseitig die Schuld zu.

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Nicht nur der Komplize hielt sich während des Überfalls in dem Supermarkt auf, sondern auch eine ahnungslose Kassiererin. Sie hatte der Angeklagte nach eigenen Angaben mit einer Pistolenattrappe bedroht, roh zu Boden gedrückt und schließlich gefesselt. Dabei wurde die 56 Jahre alte Frau nicht nur körperlich verletzt. Die Tat soll auch Spuren auf ihrer Seele hinterlassen haben. Sie schluchzt im Gerichtssaal.

Der Angeklagte behauptet, er habe nicht mit ihrer Anwesenheit gerechnet. Hätte er gewusst, dass sich eine weitere Person in dem Discounter aufhält, wäre er nicht als Räuber in Erscheinung getreten. "Ich wollte niemanden verletzen", sagt er. Um den Überfall echt aussehen zu lassen, habe er sie bedrohen müssen. Der 27 Jahre alte Komplize widerspricht dieser Behauptung in seiner Zeugenaussage. Es sei unter den Männern bekannt gewesen, dass noch eine unbeteiligte Person während des fingierten Überfalls anwesend sein wird.

Der Angeklagte wird wegen schweren Raubes in Tateinheit und mit vorsätzlicher Körperverletzung zu vier Jahren und sechs Monaten Haft verurteilt. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig. (Az.: 1 KLs 24 Js 49/21)

Update: Montag, 25. Januar 2021, 18.45 Uhr

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